Das blaue Haus (German Edition)
Aufregung, als sich der Besuch von Dane und Ragee ankündigte. Zweimal hatte sie Sarah inzwischen wieder besucht und war jedes Mal zufrieden heimgekehrt. Über ihre eigene Schwangerschaft hatte sie nicht mehr geredet und Sarah hatte auch nicht mehr danach gefragt. Es beschäftigten sie mittlerweile andere Gedanken. Sie wohnte seit einigen Wochen nicht mehr in ihrem Apartment, da es ihr unmöglich geworden war, den Tagesablauf alleine zu bewältigen. Die ihr auferlegte Angst, Dane könnte sich bald zeigen, machte sie hysterisch und legte sich schon über die gesamte Familie. Auch die Polizei konnte nicht mehr tun, als stundenweise Kontrollfahrten vor dem Haus der Newshorns durchzuführen. Die Presse schwieg, dafür hatte Sarahs Mutter gesorgt. Nicht ein Reporter traute sich mehr an die Geschichte der Sarah Gelton heran. Man wartete durch unerträgliche Tage von Regen und Gewitter hindurch, Danes Geist endlich zu erblicken.
Sarah ging nur noch in ihr Apartment, wenn Julie dabei war. Dann fühlte sie sich sicher, und Julie konnte ungestört mit ihr arbeiten.
Dass Sarahs Kraft schwächte, spie Glut in Danes Zorn. Was er nach außen als blendende Stimmung präsentierte, waren nichts anderes als die Reste seiner übrig gebliebenen Schau-spielkunst.
Ragee strahlte, als er sah, wie sehr sich Dane auf Julie zu freuen schien. Eine äußerliche Freude, die Dane innerlich mit giftiger Wut erfüllte.
Die rote Corvette brachte beide Männer problemlos nach Junction City. Sie wollten gar nicht daran denken, was passieren könnte, wenn sie in eine Polizeikontrolle kämen. Doch diese Gesetzwidrigkeit war Dane so unscheinbar und unwichtig gegenüber den Dingen, die ihn jetzt beschäftigten.
Obwohl Ragee es gerne gesehen hätte, sich in seinem Haus in der Asher Avenue zu treffen, überzeugte Dane den alten Mann, zu Julies Apartment zu fahren. Ragee strahlte und wusste sich diese plötzliche Sinneswandlung nicht zu erklären.
Julie sah die Corvette kommen und spürte ihr Herz schneller schlagen. Unzählige Male hatte sie sich im Spiegel betrachtet: Ihr Haar, ihre Kleidung, ihr Lächeln, Worte geübt, die Sarah zu benutzen pflegte und … einen Fehler begangen, der Dane schon an der Tür vollkommen aus der Fassung bringen sollte.
Julie wohnte in einer Reihe von Bungalowapartments auf der Sinclairroad. Kleine, weiße, aneinandergebaute und von Grünpflanzen und Bäumen eingerahmte Bungalows. Zur hinteren Seite besaß jedes Apartment eine eigene kleine Terrasse und einen Garten. Julies Nachbarn waren so ziemlich im gleichen Alter wie sie selbst – Studenten und Singles. Sie feierten oft ausgelassene Partys im Garten, an denen Julie immer gerne teilnahm, wenn es ihr Dienstplan gestattete.
Julies Geschmack war zeitlebens geometrisch und modern gewesen. So hatte sie auch ihr Apartment bislang eingerichtet. Ihre Nachbarn staunten nicht schlecht, als sie vor zwei Monaten anfing, alte Bauernmöbel anzuschleppen. Sie alle sprachen nicht offen darüber, doch sie tuschelten, wie sehr sich Julie in den letzten Monaten verändert hatte, nicht nur ihr Äußeres. Ob es von Vorteil war, vermochten sie nicht zu beurteilen. Sie erfreuten sich nur an den Möbeln, die Julie ihnen plötzlich schenkte.
Dane betrachtete die Apartmentanlage. Die Bäume blühten. Es war der dritte warme Tag in diesem Monat, und die Knospen sprengten ihre Schalen. Das Sonnenlicht blendete ihn. Der Himmel war glasklar. Hier also wohnte Julie.
„Du wirst Salina darin wiederfinden“, warnte ihn Ragee und malte mit der Hand einige geometrische Zeichen in die Luft. Dane verstand. Hoffentlich auch einiges mehr, dachte er und lächelte, als er auf die Klingel drückte.
Es dauerte einige Sekunden, bis Julie den Mut fand, sie hereinzulassen.
Der alte Mann staunte nicht schlecht, als er in die Oase von alten Bauernmöbeln trat und die Art von Bildern wiederfand, die Julie immer aus seinem Haus in Salina entfernt hatte.
Dane verharrte in der Tür, und sein Lächeln verschwand. Sein Blick wurde plötzlich getrübt. Er sog einen merkwürdigen Duft in sich hinein und konnte nicht wieder zu sich kommen. Es war nicht irgendein Duft, der sich ihm aufdrängte, es war Sarahs Duft! War sie hier? Hatte Julie ein Zusammentreffen geplant?
Nein, es war nur Sarahs Parfüm, das in der Wohnung hing und das Julie umgab! Es war ihre stupideste Art, ihn für sich zu gewinnen.
Damit war ihm klar, dass sie Kontakt zu Sarah haben musste. Dieses Parfüm war einzigartig. Es besaß eine Duftnote, die sich Sarah
Weitere Kostenlose Bücher