Das blaue Haus (German Edition)

Das machte es Dane fast unmöglich, gegen sie vorzugehen. Es musste bald etwas geschehen, wobei sich Julie selbst entlarven und er nicht in Verdacht geraten würde. Es war abzusehen, dass sie keine Ruhe mehr geben würde, und es sollte sicherlich nicht bei den zwei Artikeln bleiben.
Dane stand kurz vor einer Explosion.
Dann traf es ihn plötzlich wie ein Schlag, der Gedanke, der bisher so absurd wie unglaublich in seinem Innersten geschlummert hatte und nun brutal erwachte: Julie hatte Kontakt zu Sarah aufgenommen!
Was mochte sie schon alles angerichtet haben, um ihm Sarah zu entfremden?
Der Gedanke schien Dane unerträglich, und er spürte eine heiße Mordlust in sich hochkriechen. Er musste Ragee informieren – und zwar schnell.
    Mai 1997. Golden/Denver. Lansing Street. Bei Sarah.
    Mittlerweile war Sarah so schwach, dass sie nicht mehr wusste, wie sehr sie Dane einmal geliebt hatte, und wie sehr sie die Erinnerungen an ihn für das Baby brauchte. Mit dem Hass hatte alles zu sterben begonnen, und sie bebte vor Wut gegen Dane, gegen sich und gegen das Kind. Nicht einer verstand sie aufzufangen und ihre Hilferufe zu erkennen. Sarah begann, mittlerweile so sehr an allem zu zweifeln, dass sie sogar glaubte, bald ihr Baby verlieren zu müssen.
Ihre Mutter hatte die kleinen Anzeigen in der Zeitung ebenfalls entdeckt und durch ihr überhebliches Beurteilungsvermögen Rückschlüsse über Sarah hereinbrechen lassen, die alle Ketten sprengten.
Zu Sarahs Wut und Hass kam nun eine starke Angst. Lebte Dane vielleicht doch noch? Suchte er sie? Hatte er sie bereits gefunden? Sarah fühlte sich massakriert.
Julie ging noch einen Schritt weiter und impfte ihr ein, Dane würde aus dem Jenseits agieren und sie zugrunde richten wollen. Sie war es auch, die Elisabeth Newshorn endlich ansprach und drängte, die Redaktion der Denver Post anzurufen und nach dem Verursacher der Anzeigen forschen zu lassen, was sie selbstverständlich gleich tat – natürlich ohne Ergebnis. Sie bekam ebenfalls keine Auskunft.
Julie sang wahre Lobgesänge auf ihre Idee. Sie bekam einen anerkannten und geachteten Platz in Sarahs Familie.
Elisabeth Newshorn beschwor ihre Tochter, die Polizei einzuschalten und eine Fahndung nach Dane ausschreiben zu lassen. Für sie stand es außer Zweifel, dass Dane doch noch leben musste und nun nach dem Leben ihrer Tochter trachtete, sich womöglich schon ganz in ihrer Nähe aufhalten würde. Sie trug dann auch an Sarah die Idee heran, das Grab von ihm in Kansas öffnen zu lassen.
Es war der letzte Funken Ehre, den Sarah Dane noch zugestand, und der es schließlich verhinderte, dass alles aufflog. Sie ließ das Grab nicht öffnen.
    Mai 1997. Salina. Markley Road. Bei Ragee.
    Dane gab sich wirklich alle Mühe, in der Folter schlafloser Nächte einen Weg zu finden, dies alles ohne Leid in rechte Bahnen zu lenken, aber es wollte ihm einfach keine Idee kommen. Immer wieder stand der Tod am Ende, etwas, das ihn immer noch beherrschte. Er kämpfte mit Entscheidungen, die er letztendlich wieder verwarf, besonders dann, wenn er Julie umzubringen gedachte. Ragees Gespräche schienen aber auch zu fruchten. Er dachte daran, Ragee einfach die Wahrheit zu sagen, aber sein Herz war alt. In Dane loderte die Angst, Ragee könnte die Wahrheit, dass seine Julie ein Miststück war, nicht verkraften, wo sie ihm doch all die Jahre eine so gute Tochter gewesen war. Wie sehr würde er Dane als Missetäter an Julie verurteilen.
Es musste ein diplomatischer Weg sein, den Dane finden musste. Ja, er musste einen Zufall herbeiführen, der alles auffliegen lassen würde, aus dem Julie sich nicht mehr herausreden konnte.
Zwei weitere Anzeigen folterten Danes Gefühle:
    Ich komm' Dir näher Schritt für Schritt,
es fehlt nur noch ein kleines Stück.
Du siehst ein Licht, wie ich's gesehen,
der Tag wird kommen, es wird geschehen.
Es küsst Dich Dane und kommt.
    und
    Fast bin ich da, kann Dich schon riechen,
noch ein Stückchen muss ich kriechen.
Ganz tief aus meinem Grab ich greife,
Dich dann zu mir herunterschleife.
Du stehst vor einer großen Reise.
Sag Adieu und warte leise.
Dane kommt und holt Dich.
    Dane sagte: „Komm, lass uns Julie besuchen“, und legte eine blendende Laune an den Tag. Er hatte sich alles ganz genau überlegt. Es sollte Julies alleiniger Verrat werden. Und wie konnte es anders bewerkstelligt werden, als an den Teufel persönlich heranzutreten?
    Mai 1997. Grand Junction. Sinclairroad. Bei Julie.
    Julie kam in helle