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Das blaue Haus (German Edition)

Das blaue Haus (German Edition)

Titel: Das blaue Haus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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ganz gut mit ihm aus. Ach, wo ist er? Ich muss noch einige versicherungstechnische Dinge mit ihm klären.“
„Ich glaube Julie hat ihn zum Röntgen mitgenommen.“
Bauer winkte und schloss die Türe hinter sich.
Ragee war allein und begann sich auszumalen, wie schön es wäre, wenn das alte Gästezimmer in seinem zweiten Haus in Salina wieder bewohnt werden würde. Es war Jahre her, seit er dort gewesen war – in Salina. Er musste morgen unbedingt Mr. Kahikku, anrufen, um alles wieder herrichten zu lassen.
Ragee sah sich seinen braunen schäbigen Bademantel an und dachte daran, wie nötig es nun wäre, sich einen neuen zu kaufen. Ja, und der Zahnarzt, den musste er auch besuchen, denn mit der Zahnlücke konnte er unmöglich weiter herumlaufen – nicht neben so einem gepflegten Menschen wie Dane Gelton.
    Dane schlich sich so leise zur Tür hinein, dass Ragee es im Halbschlaf gar nicht bemerkte. Erst das Rascheln der Bettdecke ließ ihn aufmerksam werden. Er griff nach seiner Brille und sah zu dem anderen Bett hinüber.
„Wer bist du, Ragee Raimund Geers?“, fragte Dane leise.
„Die wahre Frage lautet: Wer bist du?“
„Was weißt du von mir?“
„Die wahre Frage lautet: Was weiß du von dir?“
„Sind meine Fragen nicht so wichtig wie deine?“
„Nein, sind sie nicht. Meine sind wichtiger.“
„Ein dummes Spiel, nicht wahr?“
„Durchaus nicht, nur sehr kompliziert.“
„Ich bin nicht Alan Gampell.“
„Ich weiß. Ich lese Zeitung.“
„Aber ich hatte die Taufe für diesen Namen bekommen. Ich kann meinen alten Namen unmöglich weiter benutzen.“
„Das ist mir klar. Du brauchtest auch eine neue Taufe. Ich glaube, du erzähltest, deine Mutter hat sie dir gegeben. Ein Traum, nicht wahr?“
„Ja.“
„Ich kenne diese Träume. War das während deines Fiebers?“
„Ich glaube, ja.“
„Schön, du suchst neue Wege – eindeutig. Wege, die dir glaubhaft und richtig erscheinen. War deine Mutter ein guter Mensch?“
„Ja, das war sie.“
„Das ist gut. Dann war die Taufe doppelt wichtig. Du bist verheiratet, nicht wahr?“
„Ja.“
„Sarah, nicht wahr?“
Dane schrak hoch. Wer war dieser Ragee?
„Du brauchst dich nicht zu erschrecken. Es ist nicht weiter beunruhigend, was ich weiß. Ich sagte ja, ich lese Zeitung. Ich weiß nur das, was alle wissen.“
„Wie hast du mich erkannt?“
„Ich hatte immer schon ein ausgesprochen gutes Gedächtnis für Gesichter – und einen noch besseren Instinkt für Geschichten, die zweifelhaft klingen.“
„Aber ich bin offiziell tot. Wie konntest du mich damit in Zusammenhang bringen?“
„Du bist nicht der Erste, der geflüchtet ist. Aber ich muss zugeben, deine Methode muss ausgesprochen gut gewesen sein. Sie haben dich beerdigt. Zumindest schrieb das die Presse. Wie ist das möglich?“
„Ein Trick.“
„Ein Trick also. Verrätst du ihn?“
„Nein.“
„Würd‘ ich auch nicht, ehrlich gesagt. Sarah weiß also nicht Bescheid.“
„Nein, weiß sie nicht.“
„Sie glaubt, du bist tot.“
„Ja.“
„Du willst jetzt wieder zu ihr, stimmt’s?“
Schweigen. Ragee verstand.
„Du machst mir Angst“, sagte Dane. „Was soll ich von dir halten?“
„Finde es einfach heraus. Ich sagte dir ja schon, ich bin keine Gefahr für dich.“
„Was bist du dann für mich?“
„Ein Freund, habe Vertrauen.“
Dane stieg aus seinem Bett. Gleich gab es Mittagessen. Er hatte keinen Hunger. Unruhe quälte ihn ... und das Gefühl, viel zu viel gesagt zu haben.

„Wer ist Sarah für dich?“, fuhr der alte Mann nach dem Mittagessen fort. Dane sah zu ihm hinüber. Der Alte sah ihn an und stellte wieder fest, wie gut ihm die Farbe Weiß stand.
„Alles. Ihretwegen bin ich hier.“
„War es nicht ein bisschen gewagt, so unvorbereitet umherzufahren? Du hast immer gut geplant und exzellent gespielt. Warum jetzt das?“
„Weil es immer die Lüge war. Man kann sie planen, nicht so die Wahrheit. Sie ist zu spontan. Sie ist zu schwer für mich.“
„Irrtum. Die Wahrheit lässt sich besser planen als die Lüge, denn woher weißt du, wie die Menschen auf Lügen reagieren? Was ist, wenn sie mit der Wahrheit reagieren? Dann bist du unvorbereitet. Lass es natürlich werden. Die Dinge kommen, und man kann ihnen aufrichtig begegnen. Die Lüge verdreht alles und macht die Menschen konfus und böse. Du musst zuviel um die Ecke denken. Es macht böse, wenn du die Lüge zu stark beherrschst. Leg sie ab und damit die Bosheit. Es ist ein Abwasch.“
„Ich kann es nicht.“
„Du kannst es

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