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Das blaue Haus (German Edition)

Das blaue Haus (German Edition)

Titel: Das blaue Haus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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Hand. Er spürte Sarahs Liebe und roch ihren Körper.
Draußen pfiff der Wind. Große Schatten durchtanzten das Haus. Dane blinzelte. Schemenhaft lächelte ihn Sarah an – mit ihrem kurzen blonden Haar, ihrem schlanken Körper. Er griff nach ihr und zog sie zu sich unter die Decke. Sarah! Endlich! Dass sie nichts unter ihrem Seidenmantel trug, bemerkte er schon bei dem ersten Versuch, sie zu umarmen.
„Ich liebe dich“, flüsterte sie in sein Ohr.
„Wie lange habe ich auf dich gewartet“, hauchte er zurück und entzog ihr die Seide.
Julie sank in seine Zärtlichkeit hinab und wurde nicht enttäuscht.
Sein Atem war heiß und seine Hände so zärtlich wie Watte, die über ihren Körper glitt. Das war ihr Alan.
Er liebte sie mehrmals, ehe sie sich von ihm löste und zärtlich „gute Nacht“ in sein Ohr hauchte. Als sie die Treppe wieder hinaufschlich, sah sie noch einmal zu ihm hinunter ins Wohnzimmer, wo er unter der Wolldecke wieder eingeschlafen war.
Dane träumte von Sarah, wie er sie liebte. Er spürte ihre weiche Hand in seinem Gesicht, dann ihren ganzen Körper an seinem. Leidenschaftlich wog sie sich in seinen Armen, und er konnte ihr das geben, was er sich immer gewünscht hatte: unendliche Zärtlichkeit. Jetzt endlich. Dass sie sie annahm, spürte er schnell, und es war, als würde dieser Traum niemals enden.
    *
    Gegen sechs Uhr morgens wurde der Wind so stark, dass Dane erschrocken hochfuhr und sich inmitten von wild tanzenden Schatten wiederfand. Er war nackt. Wie konnte er hier nackt liegen, wo er doch gestern Abend in voller Kleidung eingeschlafen war? Eine Wolldecke lag über ihm, auf dem Boden seine Kleidung.
Wenn er auch einiges ausgezogen haben mochte, so sicherlich nicht alles! Was war hier los gewesen? Er konnte sich nicht erinnern, nicht an den Streit mit Ragee und nicht an die Nacht mit Julie.
Er sah zu dem großen Terrassenfenster. Der Sturm blies heftig.
Er hatte geträumt – nur geträumt, nichts weiter. Er hatte von Chaos geträumt, aber auch von Sarah, wie er sie geliebt hatte. Aber ein Traum entkleidet nicht! Er sah wieder auf seine Kleidung, die einen kleinen Schatten bildete.
Der Traum begann sich plötzlich von alleine zu enträtseln.
Erst fühlte sich Dane merkwürdig. Dann kamen die Gedanken ganz verschwommen, dann immer deutlicher: Er hatte sich mit Ragee gestritten. Es war schlimm gewesen. Er hatte nicht gewusst, wie er reagieren sollte. Dann war diese Lust in ihm hochgekrochen. Es war kein Traum in dieser Nacht gewesen, schoss es ihm in den Sinn. Ihm wurde übel mit den ersten Erinnerungen, die sich schemenhaft durch seinen Verstand zogen. Es war nicht Sarah in dieser Nacht gewesen! Wie konnte sie es gewesen sein, wo sie doch ... weiß Gott wo war? Er wurde schizophren! Ganz klar! Es war vorbei! Der gestrige Abend war einfach zu viel gewesen und hatte ihn nun endlich wahnsinnig gemacht. Was sonst erklärte diesen Zustand, in dem er sich jetzt befand? Wo war er in dieser Nacht gewesen? Gott! Er war bei Julie gewesen! Ein zweites Mal! Anders war der Traum nicht zu erklären. Aber wie sollte er das Ragee klarmachen? Und Julie überhaupt? Wie sollte er sich das selber klarmachen?
Er zog sich an und öffnete die Terrassentür zum Garten. Ein scharfer Wind erfasste seinen Körper. Es konnte nicht kalt genug sein, nicht beißend genug. Dane trat in den Schnee hinaus und hörte den Wind pfeifen. Es war ein gutes Geräusch, das einzige, das er jetzt ertragen konnte. Er sah in den Himmel, er war grau und dunkel. Der Mond zeigte sich verschwommen. Sein eigener Atem schlug ihm nebelig ins Gesicht. Seine Haut brannte. Ja, es musste brennen!
Er ließ seinen Körper schwerelos in den Schnee fallen und hoffte, bald nichts mehr spüren zu müssen. Eisige Kälte umhüllte seine Haut, und er fand das Gefühl wunderbar. Es war wunderbar hier zu liegen und den Wind um sich heulen zu hören. Einfach großartig – zum Sterben großartig!
Er schloss die Augen und gab sich den Geräuschen des Sturmes hin. Die Natur hatte ihn geschaffen, sie sollte ihn auch jetzt wieder holen – hier in Kansas, Geburtsland und Untergang zugleich.
Das Rauschen des Windes wurde stärker und dröhnte in seinen Ohren. Es drang in seinen Kopf, durch seine Haut, und es war einfach wunderbar! Es tat nicht weh, machte nicht traurig, einfach nichts Falsches. Die Kälte ergriff seinen ganzen Körper, und er fühlte sich eins mit ihr.
Doch plötzlich war da dieser kleine Punkt. Er war nicht am Himmel, nicht im Schnee, aber um

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