Das blaue Haus (German Edition)
ihren Bauch. „Nein. Es ist alles ruhig. Aber es wird bald losgehen. Es ist häufig bei der ersten Schwangerschaft so, dass sich in der 16. Woche noch nichts tut.“
„Willst du nicht mal mit den Ärzten in der Universität reden? Das geht doch nicht, dass sie gegen deinen Willen ein offenes Sprachrohr zur Presse benutzen. Womöglich noch gegen eine Spende für das Krankenhaus!“ Ihre Mutter konnte es nicht lassen.
„Nein, ich werde nicht mit denen sprechen. Ich werde mit jemandem ganz anderen reden. Ich werde mich an eine andere Zeitung wenden und ihnen zur Auflage machen, einen Artikel zu veröffentlichen, den ich selbst schreiben werde. Und das wird die Flammen löschen.“
Sarahs Mutter nickte. Sie war zufrieden. Zumindest wollte Sarah etwas unternehmen, um den Namen Newshorn sauber zu halten.
„Ich muss zuvor jedoch mit Jim sprechen. Er ist gerade dabei, eine Art Autobiografie über Dane zu entwerfen. Er wird mir sicherlich helfen.“
Sarah schlürfte ihren Kaffee und aß eine Waffel mit Sirup. Dann wollte sie in die Lansing Street fahren, um zu sehen, wie weit die Maler in ihrem Apartment waren. Was sie noch nicht ahnte, war der Reporterauflauf vor dem Haus ihrer Eltern, der sich in der Stimmung einer Lynchgesellschaft befand!
Januar 1997. Salina. Markley Road. Bei Ragee.
Julie lag in ihrem Bett und konnte vor Enttäuschung nicht einschlafen. Nie zuvor hatte sie Ragee so angegangen wie heute Abend. Sie war im Begriff, sich ein solides Leben mit Alan aufzubauen, das ganz offensichtlich nicht den traumhaften Anfang nehmen wollte, aber in welcher Ehe gab es das schon? Viele mussten das Zusammenleben erst lernen. Und da müssen schon einige Auseinandersetzungen vorangehen. Es ermöglichte ihr immerhin, ihn besser kennenzulernen und damit abzuschätzen. Wenn Alans Ablehnung wirklich ernst gemeint wäre, warum war er dann so ... lieb zu ihr? Seine Worte waren nie böse, verletzend oder aufbrausend. Was erzählte Ragee bloß: Sie brauchte einen ausgeglichenen und ruhigen Mann? Alan war ruhig – und gut aussehend.
Es war sicherlich Ragees Eifersucht.
Egal, was sie auch tat, Dane war immer in ihren Gedanken – und jetzt auch in ihrem Körper. Es konnte unmöglich falsch sein, was sie spürte, was sie tat. Sie gierte nach seiner Berührung und seinem Geruch. Beim zweiten Mal würde es sicherlich nicht mehr so weh tun. Sie wäre weniger verkrampft und hätte mehr Zeit, ihn anders zu spüren. Auch er hätte mehr Zeit, denn nichts drängte jetzt mehr – auch die Verhütung nicht. Sie wusste, dass sie heute ein Kind von ihm empfangen hatte. Sie schlich sich gegen drei Uhr in der Nacht in sein Zimmer ...
Dane spürte eine warme Berührung in seinem Gesicht. Seine Mutter hatte oft seine Wangen gestreichelt. Später hatte es Sarah immer getan. Sarah! Er fühlte sie – jetzt – ganz nahe bei sich. Es war so angenehm, so zärtlich, so lieb. Liebe – etwas, das er jetzt gut gebrauchen konnte.
Julie hatte ihn im Wohnzimmer auf dem Sofa schlafend gefunden, nachdem sie in seinem Zimmer gewesen war. Sie war die Treppe hinuntergegeistert und hatte den schwarzen Schatten auf dem Sofa gesehen.
Julie hatte mitbekommen, dass auch Ragee ihn abends noch angeschrien hatte. Was er ihm vorgeworfen hatte, wusste sie jedoch nicht, aber es war sicherlich genug, um ihn daran zu hindern, sein Zimmer oben bei ihr und Ragee aufzusuchen. Wahrscheinlich hatte Ragee ihn auch zugedeckt, nachdem er eingeschlafen war.
Dass er hier lag, vernichtete jeden Zweifel an seiner Liebe zu ihr. Er hatte sich ihretwegen mit Ragee gestritten, ganz sicherlich, dachte sie und fühlte sich glücklich. Sie kniete sich zu ihm nieder und begann, sein Gesicht zu streicheln. Es war so friedlich und lieb, und es schmiegte sich in ihre Hand wie ein Baby.
Julie dachte an den Zeitungsartikel von dieser Sarah Gelton. Hieß nicht auch Alans Frau Sarah? Er hatte es im Krankenhaus erwähnt. Welch ein Zufall. Sarah Gelton tat ihr leid. Sie trug das Baby von diesem Mörder in sich.
Julie liebkoste Alans Gesicht mit ihren Augen und dachte, wie glücklich sie war, das Baby eines so wundervollen Menschen zu bekommen. Dieser Dane Gelton sah wirklich hässlich und widerlich aus – geradezu eine Fratze der Bosheit. Er hatte zurecht seine Strafe erhalten.
Dane stöhnte leise. Er war versunken in Kriegen und Kämpfen mit seinem Körper und spürte plötzlich die zarte Liebe, die sich um sein Gesicht legte und ihn liebkoste. Seine Finger griffen nach ihr – dieser weichen warmen
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