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Das blaue Zimmer

Das blaue Zimmer

Titel: Das blaue Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Suppe ergänzen könne, und stieß auf ein Glas Känguruhschwanzsuppe, das ihnen jemand vor zwei Jahren als Gag zu Weihnachten geschenkt hatte. Sie schnappte sich den Behälter, die Packung, die Dose und das Glas, schloß den Deckel der Tiefkühltruhe und stellte alles auf den Küchentisch. Evie erschien, den Ölkanister in der Hand und einen Rußfleck auf der Nase.
    „Funktioniert prima“, erklärte sie. „Ist schon wärmer im Eßzimmer. Sie hatten keine Blumen hingestellt, und der Tisch sah ‘n bißchen nackt aus, da hab ich die Schale mit den Apfelsi nen mittendrauf gestellt. Sieht nicht nach viel aus, aber besser als nichts.“ Sie stellte den Kanister ab und betrachtete das ei genartige Sammelsurium von Lebensmitteln auf dem Tisch.
    „Was sind denn das für Sachen?“
    „Abendessen“, sagte Alison, die unterdessen am Topf schrank stand und einen Topf suchte, der groß genug war für das Chili con carne. „Klare Suppe – zur Hälfte Känguruh schwanzsuppe, aber das braucht ja keiner zu wissen. Chili con carne mit Bandnudeln. Ist das etwa nichts?“
    Evie zog ein Gesicht. „Hört sich für mich nicht nach viel an, aber manche Leute essen ja alles.“ Sie selbst bevorzugte schlichte Hausmannskost, nicht diesen fremdländischen Fir lefanz. Ein schönes Stück Hammelfleisch mit Kapernsoße, dafür hätte Evie sich entschieden.
    „Und Pudding? Was für einen Pudding kann ich machen?“
    „In der Tiefkühltruhe ist Eis.“
    „Ich kann ihnen nicht bloß Eis auftischen.“
    „Dann machen Sie eine Soße. Heiße Schokoladensoße, das ist was Feines.“
    Heiße Schokoladensoße. Die beste heiße Schokoladensoße erhielt man, indem man einfach Schokoladetafeln schmolz, und Alison hatte zwei Tafeln, denn sie hatte sie für die Kinder gekauft und vergessen, sie ihnen zu geben. Sie fand sie in ihrer Handtasche.
    Und danach Kaffee.
    „Ich mach den Kaffee“, sagte Evie.
    „Ich hatte keine Zeit, die besten Tassen zu spülen. Und die sind im Wohnzimmerschrank.“
    „Macht nichts, wir nehmen Teetassen. Die meisten Leute mögen sowieso lieber größere Tassen. Ich auch. Mit den Mok katäßchen kann ich nichts anfangen.“ Schon hatte sie das Chili con carne aus dem Behälter und im Topf. Sie rührte es um und beäugte es mißtrauisch. „Was sind denn das für kleine Dinger?“
    „Rote Kidneybohnen.“
    „Riecht komisch.“
    „Das ist das Chili. Es ist ein mexikanisches Gericht.“
    „Ich hoffe bloß, sie mögen mexikanisches Essen.“
    Das hoffte Alison auch.
    Als sie zu den anderen kam, ließ Henry diskret ein paar Mi nuten vergehen, dann erhob er sich und sagte, er müsse sich um den Wein kümmern.
    „Ihr seid wirklich großartig, ihr jungen Leute“, sagte Mrs. Fairhurst, als Henry hinausgegangen war. „Als wir jungver heiratet waren, graute mir immer davor, Gäste zum Essen zu haben, und dabei hatte ich eine Hilfe.“
    „Evie hilft mir heute abend.“
    „Und ich war so eine miserable Köchin!“
    „Ach komm, meine Liebe“, tröstete sie ihr Mann, „das ist lange her.“
    Dies schien ein günstiger Zeitpunkt, um es zu sagen: „Ich hoffe, Sie können Chili con carne essen. Es ist ziemlich scharf.“
    „Gibt es das heute abend? Köstlich. Ich habe es nicht mehr gegessen, seit Jock und ich in Texas waren. Wir waren auf einem geschäftlichen Kongreß dort.“
    Mr. Fairhurst schmückte es noch weiter aus. „Und als wir in Indien waren, hat sie schärferes Curry essen können als alle anderen. Mir kamen die Tränen, und sie blieb ganz kühl und gelassen.“
    Henry kam zurück. Mit dem Gefühl, sich mitten in einem grotesken Spiel zu befinden, verzog Alison sich abermals. In der Küche hatte Evie alles im Griff, bis hin zur letzten Koch platte.
    „Führen Sie sie jetzt rein“, sagte Evie, „und wenn’s nach Öl riecht, sagen Sie nichts. So was muß man einfach ignorieren.“
    Aber Mrs. Fairhurst sagte, sie liebe Ölgeruch. Er erinnere sie an die Cottages auf dem Lande, als sie ein Kind war. Und siehe, das gefürchtete Eßzimmer sah gar nicht so übel aus. Evie hatte die Kerzen angezündet und nur die kleinen Wandlampen über dem viktorianischen Buffet angelassen. Sie nahmen ihre Plätze ein. Mr. Fairhurst saß dem Hochlandrind im Regen gegen über. „Wo haben Sie dieses wunderbare Bild aufgetrieben?“ wollte er wissen, als sie mit der Suppe begannen. „Solche Bil der hängt sich heute keiner mehr ins Eßzimmer.“
    Henry erzählte ihm von dem Messinggitter und der Verstei gerung. Alison versuchte

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