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Das bleibt in der Familie: Von Liebe, Loyalität und uralten Lasten (German Edition)

Das bleibt in der Familie: Von Liebe, Loyalität und uralten Lasten (German Edition)

Titel: Das bleibt in der Familie: Von Liebe, Loyalität und uralten Lasten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Konrad
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ihre Existenz gebracht.
    Der Name Madoff ist von nun an gebrandmarkt, die Familie geächtet. Marc, der Erstgeborene, hält die Schmach nicht aus. Am 10. Dezember 2010, auf den Tag genau zwei Jahre nach dem Geständnis seines Vaters, erhängt er sich in seinem Apartment, während im Kinderzimmer sein zweijähriger Sohn schläft.
    Wir wissen nicht, ob Marc Madoff bewusst als Tag seines Todes das Datum gewählt hat, das sein Leben vor zwei Jahren zerstörte. Wir wissen aber, dass sich Tragödien in Familien oft wiederholen – manchmal sogar genau zu den Jahrestagen des Ursprungsereignisses und manchmal über Generationen hinweg.
    Für diese transgenerationalen zeitlichen Übereinstimmungen haben wir keine wissenschaftlichen Erklärungen, wir können nur beobachten, dass es sie gibt, diese sensiblen Daten: Glücks- und Unglücks-, Geburts- und Todestage verschiedener Familienmitglieder, die auf das gleiche Datum fallen. Es sind die einschneidenden Ereignisse wie etwa Todestage, Trennungen oder Unfälle, die im Familiengedächtnis teilweise bewusst, teilweise unbewusst gespeichert werden. Wenn diese Ereignisse unverarbeitet bleiben, können sie im Leben der Nachkommen wiederauftauchen und wie tragische Jubiläen wiederholt werden.
    Am Ostersonntag 2012 schießt sich ein 13-jähriger Junge in den Fuß. Der Unglücksrabe heißt Felipe Juan Froilán, und er ist der Enkel des spanischen Königs Juan Carlos. Obwohl es fahrlässig anmutet, dass ein 13-Jähriger mit einem Gewehr hantieren darf, wäre diesem Vorfall wohl wenig Bedeutung beigemessen worden, würde er nicht an ein Ereignis erinnern, das sich exakt vor 56 Jahren zugetragen hatte. Ostern 1956 hatte es schon einmal einen Schießunfall in der spanischen Königsfamilie gegeben, an dem zwei Minderjährige beteiligt waren: der damals 18-jährige Juan Carlos und sein 14-jähriger Bruder Alfonso. Alfonso wurde unter nie geklärten Umständen von einer Kugel in die Stirn getroffen und starb wenige Minuten später an seinen Verletzungen. Bis heute ist der Unfallhergang ungeklärt, eine öffentliche Untersuchung fand nie statt, und die Waffe, aus welcher der tödliche Schuss stammte, wurde vom Vater der beiden persönlich im Meer versenkt. Juan Carlos ist der Einzige, der weiß, was an diesem Tag passierte.
    Tatsache ist, dass an Ostern 1956 ein Mitglied der spanischen Königsfamilie unter mysteriösen Umständen ums Leben kam. Und dass 56 Jahre später ein Schießunfall des Enkels, der ähnlich alt ist wie sein damals verstorbener Großonkel, an das familiäre Geheimnis erinnert. Auch hier scheint ein altes Familiengeheimnis mehrere Generationen später ans Tageslicht zu drängen. Wenn sich das Schicksal wiederholt, dann oft zu ähnlichen Daten oder ähnlichen Lebensphasen. Nicht immer ist es auf den Tag genau das gleiche Datum, mitunter bezieht sich die zeitliche Parallele auch auf das Alter oder die jeweilige Lebensphase der Familienmitglieder.
    In Simones Familie ist das 18. Lebensjahr für vier Generationen Frauen von besonderer Bedeutung. Als Simone geboren wird, ist ihre Mutter 18 Jahre alt, Simones Großmutter 36 und die Urgroßmutter 54. Alle Frauen dieser Familie bekommen nur ein Kind. Jedes einzelne von ihnen ungewollt.
    Die transgenerationale Rechnung ist einfach: Simones Regel bleibt aus, als sie 17 Jahre alt ist. Sie macht einen Schwangerschaftstest und zeigt ihn mit zitternden Händen ihrer Mutter. Diese schweigt. Fünf Tage lang. In dieser Zeit hat Simone sich bereits Hilfe bei ihrer Vertrauenslehrerin geholt, die mit ihr einen Termin bei einer Schwangerschaftsberatung macht.
    Simone entscheidet sich für eine Abtreibung. Danach versucht sie, nie wieder an den Vorfall zu denken. Sie bemüht sich, ihrer Mutter eine gute Tochter zu sein, um doch noch die Anerkennung und Liebe zu erhalten, die diese ihr nie schenken konnte – außer an dem Tag der Abtreibung, an dem sie ihr übers Haar strich und murmelte: »Gut gemacht. Das war die richtige Entscheidung.«
    Simone setzt sich erst viele Jahre später wieder mit ihrer Abtreibung auseinander, denn ein paar Tage, bevor die Abtreibung sich zum 18. Mal jährt, erfährt Simone, dass sie schwanger ist. Diesmal jedoch ist die Schwangerschaft geplant. Diesmal ist das Kind erwünscht. Simone freut sich auf ihr Kind, die Schwangerschaft erlebt sie als die schönste Zeit ihres Lebens. Sie ist 36 Jahre alt, und sie ist bereit, Mutter zu werden.
    Im Rückblick auf die Abtreibung fühlt Simone, dass sie damals eine richtige

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