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Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Stallarbeit. Ehrlich gesagt …« – sie senkte unwillkürlich ihre Stimme – »manchmal frage ich mich, warum sie mich überhaupt eingestellt haben. Die Arbeit wäre für eine Hausfrau allein gut zu schaffen. Aber die gnädige Frau ist halt … nun ja …« Sabine zuckte mit den Schultern. »Wenn erst einmal die Wasserleitung im Haus liegt, wird alles einfacher. Dann fallen die langen Wege zum Brunnen weg – was für ein Segen! In einer Woche soll es so weit sein. Am liebsten würde ich eine Schippe in die Hand nehmen und den Männern helfen, damit sie auch wirklich fertig werden!«
    Die beiden jungen Frauen lachten.
    Â»Deshalb sieht es draußen auf der Straße so fürchterlich aus«, sagte Flora.
    Â»Hast du etwa gedacht, das wären die Franzosen gewesen?«, erwiderte Sabine. Flora lachte erneut los.
    Als sie sich kurze Zeit später auf den Weg in die Küche machten, um Gemüse fürs Abendessen zu putzen, hatten beide das Gefühl, unerwartet eine Freundin gefunden zu haben.

9 . K APITEL
    J a, ja, als Geschäftsmann hat man es in Baden-Baden nicht leicht. Das war vor dem Krieg so und daran wird sich auch jetzt nichts ändern, ganz im Gegenteil: Jetzt, wo die Franzosen wegbleiben … Sie waren gute Kunden, ganz gleich, ob es sich um Schmuck, Kleidung oder Blumen handelte. Denen waren die besten Lokale noch nicht gut genug, sie residierten immer in den teuersten Hotels – und im Casino gingen sie ein und aus! Nun, wenn man genügend Kleingeld hat … Dieses fehlt den Baden-Badener Geschäftsleuten naturgemäß in diesem Jahr.« Herr Sonnenschein holte weit mit seinem Löffel aus, bevor er ihn erneut in seine Suppe tauchte.
    Â»Uns wird das Geld der Franzmänner gewiss nicht fehlen, schließlich haben wir davon noch nie etwas abbekommen«, sagte Ernestine. »Du warst ja immer dagegen, dem Laden einen französischen Namen zu geben. Maison Plein de Soleil – das hätte sich doch gar nicht schlecht angehört. Aber jetzt ists eh zu spät.«
    Kuno warf seiner Frau einen schrägen Blick zu. »Dieser Kniefall vor allem Französischen … So gesehen ist es kein Unglück, dass die Franzosenzeit ein Ende gefunden hat.«
    Mit hochgezogenen Brauen schaute Flora ihren neuen Lehrherrn an. Ganz schlau wurde sie aus Kuno Sonnenschein noch nicht. Bedauerte er nun, dass die Franzosen nicht mehr in die Stadt kamen, oder erfreute es ihn? Wie auch immer, allmählich wurde es Zeit, dass sie sich ins Gespräch einbrachte – bestimmt hielt die Familie sie schon für eine verstockte Nuss!
    Â»Aber ist der Ausgang des Krieges nicht auch ein Segen?«, fragte sie. »Bei uns in Gönningen haben die Männer davon gesprochen, dass der Kaiser mit dem Geld, das die Franzosen zahlen müssen, die Straßen erneuern und ausbauen will. Damit das Reisen angenehmer wird – das ist doch eine feine Sache! Und einen Reisepass brauchen wir im Deutschen Reich zum Glück auch nicht mehr. Was war das immer für eine Rennerei, bis man ihn ausgestellt bekam, und wehe, man hatte ihn bei einer Kontrolle einmal nicht dabei!«
    Â»Ja, ja, die Straßen«, seufzte Herr Sonnenschein. »Die Frage ist doch: Werden die Leute überhaupt noch zu uns kommen? Oder zieht es sie eher nach Karlsbad, Marienbad oder gar in südlichere Gefilde? All die schönen Orte werden so viel schneller und besser erreichbar sein …«
    Â»Hm, so habe ich das noch gar nicht gesehen«, antwortete Flora stirnrunzelnd. Unauffällig versuchte sie, ihren schmerzenden Rücken ein wenig zu lockern – die harten Salonstühle mit den steifen, ungepolsterten Lehnen waren nach der Zugfahrt, bei der sie ordentlich durchgerüttelt worden war, nicht gerade eine Wohltat.
    Â»Das solltest du aber, liebes Mädchen«, erwiderte Herr Sonnenschein mit getragener Stimme.
    Â»Vater, hör bitte mit deiner Schwarzmalerei auf«, unterbrach Friedrich seinen Vater lachend. An Flora gewandt sagte er: »Ja, es stimmt – die Franzosen fehlen in der Stadt, aber dafür sind uns die Russen treu geblieben. Und die haben so viel Geld, dass es zum Himmel stinkt.« Er verzog angewidert die Nase.
    Â»Dass es viele reiche Russen gibt, weiß ich von meinem Vater. Er hat in früheren Zeiten gute Geschäfte mit ihnen gemacht«, sagte Flora und lächelte Friedrich

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