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Das Blumenorakel

Das Blumenorakel

Titel: Das Blumenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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los.
    Wie sehr hatte sich Kuno immer über die wöchentliche Zeitungslieferung gefreut! Nun würde er nicht mehr erfahren, wie es mit dem Gefangenen in seinem Fortsetzungsroman weiterging …

    Freudlos starrte Sabine auf den Berg von Kartoffeln, den sie noch zu schälen hatte. Kartoffeln zum Mittagessen, Kartoffeln fürs Essen am Abend – wenn es so weiterging, würden ihnen die Kartoffeln bald aus den Ohren kommen!
    Besser das, als gar nichts zu essen zu haben. Mit einem tiefen Seufzer nahm die Magd das Messer wieder auf, als ein Schatten in der Tür erschien.
    Â»Flora!« Erschrocken zuckte Sabine zusammen. Himmel, war es schon so spät? Sie hatte noch nicht einmal die Kartoffeln aufgestellt!
    Â»Ich hab früher zugemacht«, sagte Flora und ließ sich auf einen der Stühle fallen. »Es kommt doch eh niemand. Außer Herrn Schierstiefel war heute keine Menschenseele im Laden.«
    Sabine biss sich auf die Unterlippe. Wieder einer dieser Tage …
    In der ersten Zeit nach Kuno Sonnenscheins Tod hatte Flora die Zurückhaltung der Kunden als ein Zeichen von Pietät gewertet. Aber inzwischen lag die Beerdigung drei Wochen zurück, und die Kundschaft kam noch immer nicht wieder!
    Â»Keine Kunden, keine Einnahmen – so einfach ist das. Und Geld, um Blumen zu kaufen, habe ich auch nicht mehr.« Flora seufzte. »Wenn es demnächst die ersten Frühblüher gibt, bleibt mir wahrscheinlich nichts anderes übrig, als bei Flumm anschreiben zu lassen. Ach, Kuckucksspucke! Am besten mache ich den Laden zu und suche mir irgendwo eine Arbeit als Magd.«
    Sabine hob die Augenbrauen. »Was sagt denn dein Mann zu alldem?« Sie nickte in Richtung der guten Stube.
    Wie jeden Abend war der junge Herr nach seiner Rückkehr aus der Trinkhalle sofort zu seiner Mutter gegangen. Seit dem Tod ihres Mannes hatte die gnädige Frau ihre Sprache verloren. Gleichgültig, was Friedrich und Flora versuchten – bisher war es ihnen nicht gelungen, die Witwe aus ihrem Kokon aus Trauer herauszuholen. Es war ja sehr freundlich von Friedrich, sich so um seine Mutter zu kümmern, aber hatte seine Frau nicht auch ein bisschen Zuspruch verdient?, fragte sich die Magd ärgerlich.
    Â»Friedrich … Nun, eine große Hilfe ist er mir nicht.« Flora lachte traurig auf. »Wenn erst einmal der Frühling da ist, haben die Leute wieder mehr Lust auf Blumen, meint er.« Mit flackerndem Blick starrte sie Sabine an. »Und was, wenn nicht?« Sie schlug die Hände vors Gesicht.
    Hilflos strich Sabine dem Häuflein Elend über den Rücken.
    Â»Was bin ich nur für eine dumme Kuh! Als ob vom Weinen je etwas besser geworden wäre«, schluchzte Flora.
    Sabine hielt ihr einen Apfel entgegen. »Jetzt iss erst mal was, wenn ich sehe, wie blass und elend du aussiehst, bekomme ich richtig Angst!«
    Als Flora nur den Kopf schüttelte, schnappte Sabine ihr Messer und teilte den Apfel in Spalten. Dann fütterte sie die Freundin wie ein kleines Kind. Nach kurzer Zeit konnte sie mit Genugtuung feststellen, dass ein Hauch von Farbe auf Floras blassen Wangen erschien.
    Â»Ich finde, du solltest allmählich deine Schwiegermutter in deine Sorgen einweihen. Ich meine – hat sie nicht sogar ein Recht darauf, über den Ernst der Lage Bescheid zu wissen?« Schonzeit hin oder her – sahen Flora und Friedrich nicht, dass Ernestine von Tag zu Tag nur noch tiefer in ihrer Trauer versank?
    Â»Als früher das Geld knapp war, hat die gnädige Frau mir wenigstens noch dabei geholfen, ein bisschen Abwechslung auf den Tisch zu bringen. Im Augenblick kümmert es sie wohl nicht mehr, wie ich mit dem bisschen Geld, das dein Mann mir gibt, zurechtkomme.« Wütend hievte Sabine den Topf mit den Kartoffeln auf den Herd.
    Â»Ernestine trauert so sehr! Und da soll ich sie noch mehr belasten? Davon abgesehen – wie könnte ausgerechnet sie mir im Laden helfen?«, kam es mutlos von Flora. »Was das Haushaltsgeld betrifft – ich kann dir was geben. Zur Hochzeit habe ich Geld geschenkt bekommen, Friedrich weiß nichts davon, meine Mutter meinte, ich solle es als Notgroschen für schlechte Zeiten aufheben.«
    Â»Und wann sollen die sein, wenn nicht jetzt?«, fragte Sabineund lachte auf. »Ich hoffe doch sehr, du rückst ein bisschen davon heraus!«
    Auch über Floras Gesicht ging ein Lächeln, dann sprang

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