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Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall

Titel: Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
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eines sterbenden Planeten, fuhr ihm ins Gesicht. Er folgte ihm in der Hoffnung, in die richtige Richtung zu gehen. Dann war die Wand
plötzlich zu Ende. Gus tastete sich vor und erspürte eine weitere Kante. Dazwischen befand sich eine Lücke. Ein Durchgang.
    Er trat durch die Öffnung, und das Geräusch, das seine Schritte machten, veränderte sich, begann zu hallen. Er musste sich jetzt in einem weit größeren, höheren Raum befinden. Ein vertrauter Geruch stieg ihm in die Nase, den er aber nicht gleich einordnen konnte. Dann fiel es ihm ein: Es stank nach dem Reinigungsmittel, das er beim Putzdienst im Knast benutzt hatte. Ammoniak. Allerdings nicht scharf genug, um ihm schmerzhaft in die Nase zu stechen.
    Was als Nächstes geschah, hielt er zunächst für eine Sinnestäuschung. Aber kein Zweifel: Licht drang in den Raum. Die langsam zunehmende Helligkeit in dieser weitläufigen Halle erschreckte ihn. Zwei Lampen, die auf dreifüßigen Ständern montiert waren und in weitem Abstand vor der gegenüberliegenden Wand standen, vertrieben die zuvor noch undurchdringliche Dunkelheit.
    Gus spannte die Arme an und nahm eine Pose ein, wie er sie in diesen Internet-Kampfsportvideos gesehen hatte. Das Licht wurde fast unmerklich stärker, aber da sich seine Pupillen durch die Finsternis stark vergrößert hatten, brannte es dennoch grell auf seiner Netzhaut.
    Zuerst bemerkte er die Gestalt überhaupt nicht, obwohl sie direkt vor ihm stand - höchstens zwei bis drei Meter entfernt. Die Gliedmaßen und der Kopf waren so bleich und reglos, dass Gus sie für Steine in der Wand gehalten hatte.
    In dem Kopf befanden sich zwei symmetrische, dunkle Höhlen. Aber sie waren nicht schwarz.
    Sie waren rot. Blutrot.
    Wenn das Augen waren, dann besaßen sie auf alle Fälle keine Lider. Und sie starrten ihn auch nicht an - sie nahmen ihn zur Kenntnis . Diese Augen zeigten so viel Gefühl wie rote Steine. Diese Augen hatten Dinge gesehen, die er sich in seinen schlimmsten Träumen nicht hätte vorstellen können.

    Dann bemerkte Gus, dass die Gestalt in eine schwarze Robe gehüllt war, die fast völlig mit der Dunkelheit verschmolz. Wenn ihn nicht alles täuschte, war das Wesen riesengroß. Und so starr wie eine Leiche.
    Gus wagte nicht, sich zu rühren. »Was willst du von mir?« Seine Stimme klang irgendwie anders als sonst; er versuchte krampfhaft, seine Angst zu verbergen. »Lust auf mexikanisches Homieblut? Denk nicht mal dran, Arschgesicht!«
    Das Wesen strahlte eine solche Ruhe und Erhabenheit aus, dass sich Gus ebenso gut vor einer Statue hätte aufplustern können. Der Schädel war kahl und völlig glatt, die Ohren waren auf merkwürdige Weise verschrumpelt.
    Jetzt hörte Gus etwas. Nein, spürte etwas. Ein vibrierendes Summen.
    »Also?« Er blickte in die ausdruckslosen Augen. »Worauf wartest du? Spielst wohl gerne mit deinem Essen, was?« Er hielt die Fäuste noch näher vor das Gesicht. »Aber bedauerlicherweise bin ich kein Taco, du untoter Scheißhaufen.«
    Etwas zu seiner Rechten erregte seine Aufmerksamkeit. Eine weitere Gestalt stand dort an der Wand, ebenso reglos und nur geringfügig kleiner als die vor ihm. Ihre Augen waren etwas anders geformt, strahlten jedoch dieselbe gespenstische Teilnahmslosigkeit aus.
    Und zur Linken - langsam gewöhnten sich Gus’ Augen an die Helligkeit - noch eines dieser Wesen.
    Gus, der mit Gerichtssälen wohlvertraut war, schien es, als würde er vor drei außerirdischen Richtern auf der Anklagebank sitzen. Er fürchtete, langsam, aber sicher den Verstand zu verlieren, also beschloss er, wie früher vor Gericht einfach die Klappe aufzureißen. Den Dicken zu markieren. Damals hatte man das als »Missachtung des Gerichts« bezeichnet, für ihn war es eine völlig natürliche Reaktion, wenn er das Gefühl hatte, dass ihn jemand von oben herab behandelte, nicht als menschliches Wesen, sondern als lästiges Hindernis, das aus dem Weg geräumt werden musste.

    Wir werden uns kurz fassen.
    Gus legte ruckartig die Hände auf die Schläfen. Die Stimme schien direkt in seinen Kopf zu dringen, ohne den Umweg über seine Ohren zu nehmen. Als hätte ein Piratensender die Kontrolle über seine Hirnfrequenzen übernommen.
    Du bist Augustin Elizalde.
    Er presste die Hände gegen die Stirn. Die Stimme war irgendwo dort drin. Und es gab keinen Aus-Schalter.
    »Das weiß ich selbst, ihr Arschlöcher. Und wer zum Henker seid ihr? Was zum Henker seid ihr? Und wie kommt ihr in meinen verdammten …«
    Hab

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