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Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall

Titel: Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
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wär’ aber noch eine Sache, die wir dringend klären sollten: Wieso, zum Teufel sollte ich euch Wichsern helfen?«
    Aus drei Gründen.
    Gus blickte etwas verdutzt drein. »Na, hoffentlich sind das gute Gründe.«

    Erstens: Wenn du uns hilfst, wirst du diesen Ort lebend verlassen.
    »Gut, gekauft.«
    Zweitens: Solltest du deinen Auftrag erfolgreich ausführen, winken dir Reichtümer, die deine kühnsten Träume übersteigen.
    »Hm. Ich weiß nicht so recht. Ich hab in dieser Hinsicht eine ziemlich lebhafte Fantasie.«
    Drittens: Dreh dich um.
    Gus drehte sich um. Als Erstes bemerkte er einen dieser Vampirjäger, die ihn in Morningside Heights überwältigt hatten. Der Kopf der Kreatur war unter einer schwarzen Kapuze verborgen; nur die glühend roten Augen waren darunter zu erkennen.
    Neben dem Jäger stand ein Vampir. Eine Frau. Sie war untersetzt, klein, hatte verfilztes schwarzes Haar und trug ein zerrissenes Schürzenkleid. Oberhalb des mit einer gestickten Borte versehenen Ausschnitts befand sich eine Tätowierung: ein reich verziertes, schwarzrotes Kruzifix. Sie hatte immer bereut, dass sie es sich in ihrer Jugend hatte stechen lassen, aber Gus vermutete, dass sie damals rattenscharf ausgesehen hatte. Er jedenfalls war seit seiner frühesten Kindheit davon schwer beeindruckt gewesen - egal, was sie darüber dachte.
    Der Vampir war seine madre .
    Ihre Augen waren mit einem dunklen Lumpen verbunden. Gus sah, wie der Stachel in ihrer Kehle angriffslustig pulsierte.
    Sie spürt deine Anwesenheit. Der Geist unseres Feindes ist in ihr. Er sieht durch ihre Augen, hört durch ihre Ohren. Sie darf nicht lange in unserer Gegenwart verweilen.
    Gus schossen Tränen in die Augen. Tränen der Wut. Seit seinem elften Lebensjahr hatte er nur Schande über seine Mutter gebracht. Und jetzt stand sie vor ihm: als Monster, als Untote …

    Er wandte sich wieder dem statuenhaften Wesen zu. Obwohl er innerlich vor Wut kochte, konnte er nichts tun. Diese Wichser spielten mit ihm.
    Drittens: Du darfst sie erlösen.
    Gus’ trockene Schluchzer klangen wie ein jämmerlicher Schluckauf. Das alles erfüllte ihn mit abgrundtiefem Abscheu, und doch …
    Aus den Augenwinkeln beobachtete er seine Mutter. Sie war eine Geisel - eine Geisel dieser »unreinen« Vampirseuche. »Mama«, flüsterte er.
    Ihr Gesicht zeigte keine Reaktion.
    Es war kein großes Problem für ihn gewesen, seinen Bruder Crispin - seinen Vampir bruder Crispin - umzubringen; schon lange hatte er nur noch Verachtung für ihn übrig gehabt. Dieser elende Junkie war ein noch größerer Versager als er selbst gewesen. Ihm mit einer Glasscheibe die Wirbelsäule zu durchtrennen war Müllentsorgung und zugleich Familientherapie: Mit jedem Hieb war mehr von jener Wut verpufft, die sich über Jahrzehnte in Gus aufgestaut hatte.
    Seine madre von diesem Fluch zu erlösen wäre dagegen ein Akt der Liebe …
    Der Jäger führte seine Mutter aus der Halle und kehrte gleich darauf zurück. Inzwischen konnte Gus die Gestalten um ihn herum etwas besser erkennen. Ihre unheimliche Stille, ihre Bewegungslosigkeit waren beinahe unerträglich.
    Wir werden alles Nötige bereitstellen, was du für die Erfüllung deiner Aufgabe brauchst. Im Laufe der Zeit haben wir menschliche Reichtümer im Überfluss angehäuft.
    Diejenigen, die über die Jahrhunderte das Geschenk der Unsterblichkeit erhalten hatten, hatten gewaltige Vermögen dafür gegeben. In den Schatzkammern der Alten lagerten mesopotamische Silbermünzen, byzantinisches Gold, englische Pfund, deutsche Mark. Die Art der Währung war ihnen gleichgültig - wichtig war lediglich, dass sie sich zum Tauschhandel mit den Eingeborenen eignete.

    Gus dachte an seine Mutter. Ein Ventil für seine Wut war wahrscheinlich genau das, was er jetzt brauchte. Er blähte die Backen auf. »Ich soll also für euch auf die Jagd gehen, ja?«
    Mr. Quinlan wird dir alles beschaffen, was du benötigst. Er ist unser bester Nachtjäger, effizient, loyal und in mehr als einer Hinsicht einzigartig. Die einzige Beschränkung, die wir dir auferlegen, ist die Pflicht zur absoluten Geheimhaltung. Niemand darf je von unserer Existenz erfahren.
    Gus nickte.
    Und ein Letztes: Du darfst nach deinem eigenen Ermessen weitere Jäger rekrutieren. Mach sie zu unsichtbaren Meistern des Tötens.
    Gus’ Mund verzog sich zu einem grimmigen Lächeln.
    Für einen solchen Job brauchte er echte Männer. Killer.
    Und er wusste genau, wo er welche finden konnte.

South Ferry Inner Loop

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