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Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall

Titel: Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
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Niemandsland mitten in Jersey City für die Sapphires einen unschätzbaren Vorteil: Wie eine riesige
öffentliche Toilette hielt der Park den Abschaum von ihren Straßen fern.
    Creem und seine Gang hatten sich jeden einzelnen Block der Gegend mit Gewalt angeeignet. Creems Strategie war es, wie ein Panzer anzurollen und jeglichen Widerstand gnadenlos niederzuwalzen. Jede auf diese Weise gewonnene Straßenkreuzung feierte er, indem er sich einen weiteren Zahn versilbern ließ - inzwischen hatte er ein strahlendes, Furcht einflößendes Lächeln. Außerdem trug er massenweise Silberringe. Die Halsketten hatte er dagegen in seiner Bude gelassen; die Klunker waren das Erste, woran sich Menschen im Todeskampf klammerten.
    Royal kauerte neben Creem und schwitzte in seinen fellgefütterten Parka. Auf die Vorderseite seiner schwarzen Wollmütze war ein Pik-Ass gestickt. »Er hat nicht gesagt, dass du allein kommen sollst?«, murmelte er.
    »Nein, Mann. Nur palavern, hat er gesagt«, erwiderte Creem.
    »Und was will er?«
    »Was er will? Keine Ahnung. Aber weißt du, was ich will? Ich will’nen toten puto hier sehen.« Mit seinem Daumen imitierte Creem ein Rasiermesser, das quer über Royals Gesicht strich. »Ich kann die Scheißmexikaner nicht ausstehen - und der kotzt mich ganz besonders an.«
    »Warum hier im Park, frag ich mich.«
    Die meisten Morde, die im Park geschahen, wurden nie aufgeklärt. Warum auch? Wer so blöd war, nachts hier herumzulaufen, tat das auf eigene Verantwortung. Da konnte man sich auch gleich vor den Zug werfen. Trotzdem hatte sich Creem Sekundenkleber auf die Fingerspitzen geschmiert, um keine Abdrücke zu hinterlassen, und den Griff seines Rasiermessers mit Vaseline und Bleichmittel behandelt, damit keine DNA-Spuren daran haften blieben.
    Ein großer, schwarzer Wagen kam nun die Straße herunter. Nicht gerade eine Limousine, aber doch teurer als ein
gepimpter Cadillac. Der Wagen wurde langsamer und hielt schließlich am Bordstein an.
    Erst einmal geschah gar nichts. Die getönten Fenster blieben geschlossen. Niemand stieg aus.
    Royal sah Creem an. Creem sah Royal an.
    Dann öffnete sich eine der hinteren Türen. Der Mann, der ausstieg, trug Filzhut, Sonnenbrille, weißes Hemd, Baggypants und nagelneue schwarze Stiefel. Er nahm den Hut ab - darunter kam ein rotes Kopftuch zum Vorschein - und warf ihn ins Auto.
    »Scheiße, was ist das denn?«, flüsterte Royal.
    Der puto überquerte die Straße und schlüpfte durch ein Loch im Zaun. Das weiße Hemd leuchtete im spärlichen Licht, als er gemächlich über den Rasen auf sie zugeschlendert kam.
    Creem traute seinen Augen nicht - dann sah er das Tattoo auf dem Schlüsselbein des Typen.
    SOY COMO SOY. Ich bin, was ich bin.
    »Soll mich das jetzt beeindrucken?«, rief Creem dem puto zu.
    Gus Elizalde, ehemaliges Mitglied der La-Mugre-Gang aus Spanish Harlem, lächelte.
    Creem stand auf. »Was, Mann? Hast du im Scheißlotto gewonnen?«
    »So ähnlich, Mann«, sagte Gus. »Und ich will dich am Gewinn beteiligen.«
    Creem schnaubte verächtlich. Aus diesen verdammten Mexikanern wurde er einfach nicht schlau. »Wofür hältst du dich? Parkst deinen Schlitten auf meiner Straße.«
    »Du flippst immer gleich aus, Creem. Und genau deswegen sitzt du immer noch in Jersey City fest.«
    »Du nimmst den Mund ja ganz schön voll. Wer ist da noch in der Karre?«
    »Komisch, dass du fragst.«Gus wandte sich um und nickte kurz. Die Fahrertür öffnete sich, und ein großer Mann
stieg aus, dessen Gesicht von einer schwarzen Kapuze verdeckt war. Der Mann umrundete den Wagen, blieb vor dem Kotflügel stehen und senkte den Kopf. Wartete.
    »Okay, du hast dir am Flughafen’ne Karre mit Chauffeur gemietet. Machst einen auf dicke Hose, ist ja irre.«
    »Die guten alten Zeiten sind vorbei, Creem. Schau dich doch um, Mann. Alles geht vor die Hunde. Gangs? Die Scheiße ist von gestern. Jetzt geht’s um alles oder nichts. Wir oder sie.«
    »Wer sie?«
    »Du weißt, dass die Kacke am Dampfen ist. Und nicht nur auf der großen Insel drüben.«
    »Die Insel? Die ist dein Problem.«
    »Sieh dich doch mal in deinem beschissenen Park um. Wo sind die Junkies? Die Crackhuren? Die ganze Action? Hier ist’s so still wie auf’nem Friedhof, Mann. Weil sie die Nachtschwärmer als Erstes schnappen.«
    Wieder schnaubte Creem. Dass Gus so deutlich zur Sprache brachte, was er sich selbst schon seit längerem fragte, gefiel ihm gar nicht. »Gut, die Geschäfte laufen in letzter Zeit nicht so

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