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Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall

Titel: Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
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noch hartnäckig, sich zu drehen, und auch Kellys Muttermund dehnte sich nicht weiter. Trotz der Anästhesie waren die Schmerzen beinahe unerträglich. Der Arzt setzte sich neben Kellys Bett und versuchte noch einmal, sie von der Notwendigkeit eines Kaiserschnitts zu überzeugen. Und endlich willigte sie ein.
    Eph streifte sich einen Kittel über und begleitete seine Frau in den hell erleuchteten Operationssaal. Wenn man den Geräten Glauben schenken konnte, schlug das Herz des Kindes so regelmäßig wie ein Metronom. Eine Krankenschwester bestrich Kellys Bauch mit gelbem Antiseptikum - und dann öffnete der Arzt den Unterleib mit sicheren, kräftigen Schnitten
von links nach rechts, durchtrennte nacheinander das Bindegewebe, die beiden Bauchmuskelstränge und das Bauchfell, bis die dunkelviolette Gebärmutter zum Vorschein kam.
    Hände in Schutzhandschuhen zogen den kleinen Menschen aus seiner Mutter - doch noch war Zack nicht geboren, noch steckte er in der »Glückshaube«, der völlig intakten Fruchtblase, die an ein undurchsichtiges Nylonnetz erinnerte und sich wie ein Ballon blähte. Der Arzt und die Krankenschwester bemühten sich, geschäftsmäßig und professionell zu wirken, doch ihre Nervosität war beinahe mit Händen greifbar. Erst später erfuhr Eph, dass nur eines von tausend Kindern mit einer Glückshaube geboren wird - meistens Frühgeburten. Sie waren also Zeuge eines äußerst seltenen Ereignisses.
    Es war ein merkwürdiger Augenblick: Das Kind, noch immer mit seiner völlig erschöpften Mutter verbunden, war auf die Welt gekommen, aber es war noch nicht in der Welt … Dann, ganz plötzlich, riss die Membran auf, Zacks glänzendes Gesicht erschien - und er fing aus vollem Hals zu schreien an.
    Die Anspannung im Operationssaal wich purer Freude. Kelly nahm Zack entgegen, zog sanft an seinen Armen und Beinen, zählte alle Finger und Zehen. Alles war, wie es sein sollte. Zack wog genau vier Kilo und war so haarlos und weiß wie ein Brotteig. Sein Apgar-Score betrug nach zwei Minuten acht, nach fünf Minuten neun Punkte.
    Ein völlig gesundes Baby.
    Kelly dagegen war durch die scheinbar endlosen Wehen so geschwächt, dass sie anfangs keine Milch geben konnte. Dies und die Tatsache, dass sie alle ihre Vorsätze bezüglich der Geburt gebrochen hatte, führten dazu, dass sie sich für eine Versagerin hielt. Einmal sagte sie Eph sogar, dass sie das Gefühl hatte, ihn enttäuscht zu haben, was ihm sehr befremdlich vorkam. Alles, was sie bisher erreicht hatten, war ihnen mehr oder weniger in den Schoß gefallen. Bis jetzt.

    Als es Kelly dann wieder besser ging, wuchs die Zuneigung zu ihrem Sohn ins Grenzenlose. Ja, eine Zeit lang war sie wie besessen davon, alles über diese Glückshauben in Erfahrung zu bringen. Einige Mythen betrachteten sie einfach als gutes Omen - daher der Name - und prophezeiten diesen Kindern eine wundervolle Zukunft; andere schrieben ihnen übersinnliche Fähigkeiten zu und behaupteten, dass sie niemals ertrinken könnten und ihre Seelen durch eine »Engelsgabe« gestärkt seien. Kelly fand heraus, dass fiktive Figuren wie David Copperfield oder der hellseherische Junge aus Shining »Glückshaubenträger« waren, genau wie einige tatsächliche Berühmtheiten: Sigmund Freud, Lord Byron, Napoleon Bonaparte. Sie ignorierte alle negativen Bedeutungen, die einer Glückshaube zugeschrieben wurden - einige europäische Mythen behaupteten etwa, dass auf diesen Kindern ein Fluch lastete -, und so gelang es ihr, das Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit zurückzudrängen, indem sie fest daran glaubte, dass ihr Junge, die Frucht ihres Leibes, etwas ganz Besonderes war.
    Diese leicht exzentrischen Sichtweisen führten dazu, dass sich ihre Beziehung zu Eph zunehmend verschlechterte und es schließlich zur Scheidung kam, was er nie gewollt hatte. Kelly war offenbar der Meinung, dass sie einem intellektuell so anspruchsvollen Mann wie ihm ohnehin nicht gerecht werden konnte, und versuchte es nicht einmal mehr. Vor diesem Hintergrund bereitete ihr seine größte Schwäche - seine damalige Alkoholabhängigkeit - bei aller Sorge, die sie um ihn hatte, auch eine gewisse Befriedigung; offenbar schaffte es selbst Ephraim Goodweather nicht, seinem eigenen Perfektionismus zu genügen …
    Eph warf seinem halb rasierten Spiegelbild einen verächtlichen Blick zu, griff nach der Flasche Aprikosenschnaps neben dem Waschbecken und nahm zwei tiefe, süß-scharfe Schlucke. Auf seinen angeblichen

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