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Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall

Titel: Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
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langsam um. »Ich habe es mir zum Prinzip gemacht, Monsieur Pirk, niemals alleine zu trinken.«

    Als Setrakian das Gesicht des Arztes zum ersten Mal im Licht sah, versuchte er, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen. Dreverhaven hatte sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht im Geringsten verändert. Dieselben stahlblauen Augen. Dasselbe tiefschwarze Haar. Setrakians Eingeweide verkrampften sich, doch eigentlich gab es keinen Grund zur Furcht: Wenn ihn Dreverhaven damals vor dem brennenden Loch nicht wiedererkannt hatte, würde er ihn jetzt, ein Vierteljahrhundert später, erst recht nicht erkennen.
    Dreverhaven räusperte sich. »Nun, bringen wir unser Geschäft zum Abschluss.«
    Und wieder wurde von Setrakian eine schauspielerische Leistung erwartet, die darin bestand, sein Erstaunen zu verbergen, als der Vampir sprach - oder zu sprechen vorgab. Wie alle seiner Art kommunizierte er telepathisch, sodass sich seine Worte direkt in Setrakians Kopf bildeten. Dreverhaven hatte es sich jedoch angewöhnt, gleichzeitig mit seinen Lippen eine Pantomime des menschlichen Sprechaktes aufzuführen. Jetzt verstand Setrakian, wie es »Jan-Piet Blaak« gelang, das nächtliche Amsterdam zu durchstreifen, ohne Verdacht zu erregen.
    Unauffällig sah er sich im Zimmer um, hielt nach Fluchtwegen Ausschau. Er musste sicher sein, dass der strigoi in der Falle saß, bevor er zum Angriff überging - er war zu weit gekommen, um Dreverhaven erneut entwischen zu lassen. Dann sagte er: »Ich gehe also recht in der Annahme, dass Sie die Sorgen derer, die das Buch für verflucht halten und seinem Besitzer großes Unglück prophezeien, nicht teilen?«
    Dreverhaven verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Alle verfluchten Dinge üben eine große Faszination auf mich aus, Monsieur Pirk. Außerdem scheint es mir, als hätte Sie selbst noch kein nennenswertes Unheil ereilt.«
    »Nein, noch nicht … Doch weshalb gerade dieses Buch, wenn Sie mir die Frage erlauben?«

    »Wissenschaftliches Interesse, wenn Sie so wollen. Auch ich bin lediglich ein Zwischenhändler, Monsieur Pirk. Tatsächlich bin ich im Auftrag einer dritten Partei auf der Suche nach dem Buch. Lange war man der Meinung, dass es zerstört wurde, aber Ihren Dokumenten zufolge hat es alle Wirren dieses Jahrhunderts unversehrt überstanden. Oder es handelt sich um eine zweite, bisher unerwähnt gebliebene Ausgabe. Hätten Sie die Güte, es mir zu zeigen?«
    »Zunächst muss ich auf meiner Bezahlung bestehen.«
    »Ah, selbstverständlich. In der Tasche auf dem Stuhl in der Ecke.«
    Setrakian ging mit einer Beiläufigkeit, die ihm einige Mühe bereitete, auf den Stuhl zu. Er löste den Verschluss und öffnete die Tasche. Sie war bis zum Rand mit Geldscheinen gefüllt. »Ausgezeichnet.«
    »Papier für Papier, Monsieur Pirk. Wenn Sie nun Ihren Teil der Abmachung erfüllen wollen …«
    Setrakian ging zu seinem Koffer zurück und öffnete das Schloss, wobei er Dreverhaven nicht aus den Augen ließ. »Sie wissen, dass es einen sehr ungewöhnlichen Einband besitzt?«
    »Dessen bin ich mir bewusst, ja.«
    »Trotzdem hat dieser Einband nur wenig mit dem enormen Wert des Buches zu tun.«
    »Ich darf Sie daran erinnern, Monsieur, dass Sie selbst den Preis festgelegt haben. Außerdem wissen Sie ja: Man sollte nie ein Buch nach seinem Einband beurteilen.« Wenn das ein Scherz gewesen sein sollte, so verzog Dreverhaven keine Miene.
    Setrakian trug den Koffer zum Tisch mit den Dokumenten, legte ihn darauf ab, öffnete ihn im fahlen Licht und trat zurück. »Es gehört Ihnen.«
    »Bitte, Monsieur Pirk. Nehmen Sie es heraus. Ich bestehe darauf.«
    »Wie Sie wünschen.« Mit seinen behandschuhten Händen
griff Setrakian in den Koffer. Zog ein Buch heraus. Hielt es Dreverhaven hin.
    Der Einband bestand vollständig aus glänzendem Silber.
    Die Augen des Vampirs verengten sich zu Schlitzen.
    Setrakian machte einen Schritt auf ihn zu. »Wollen Sie es denn nicht überprüfen?«
    »Monsieur, legen Sie es bitte dort auf den Tisch.«
    »Da drüben? Aber hier ist das Licht doch viel besser.«
    »Legen Sie es dort auf den Tisch. Bitte. «
    Setrakian blieb mit dem silbernen Buch in der Hand stehen. »Aber Sie werden es doch untersuchen wollen.«
    Jetzt funkelten Dreverhavens Augen vor Wut. »Das ist nicht nötig. Es ist eine Fälschung.«
    »Eine Fälschung? Ja, ich glaube auch, dass es eine Fälschung ist. Das Silber hingegen - nun, ich versichere Ihnen, dass das Silber hundertprozentig echt

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