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Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall

Titel: Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
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Luft. Befeuchtete seine Lippen, wobei er den Bart spürte, den er sich zur Tarnung hatte wachsen lassen. Und folgte dem Ungeheuer in die dunkle Gasse.
     
     
    Abraham Setrakian durfte das stacheldrahtumzäunte Lager immer nur dann verlassen, wenn er in Dreverhavens Bibliothek arbeitete. Das Anwesen des Doktors lag wenige Kilometer vom Lager entfernt, und die Arbeiter wurden einzeln und unter Aufsicht von drei schwerbewaffneten ukrainischen Wachen dorthin gefahren. Dreverhaven selbst sah Setrakian nur äußerst selten, und glücklicherweise kannte er auch das Feldlazarett nur vom Hörensagen; angeblich befriedigte der Arzt dort seine wissenschaftliche Neugier wie ein gelangweilter Junge, der Regenwürmer in der Mitte durchschneidet und Fliegen die Flügel versengt.
    Schon damals waren Bücher Dreverhavens große Leidenschaft gewesen. Seine Kriegsbeute - Gold und Diamanten, die er den ausgezehrten Gefangenen abgenommen hatte - ermöglichte es ihm, große Summen für seltene Exemplare
aus Polen, Frankreich, England und Italien auszugeben und sie auf dunklen Kanälen zu sich transportieren zu lassen; die Kriegswirren und der florierende Schwarzmarkt spielten ihm dabei auf perfekte Weise in die Hände.
    Setrakian hatte den Befehl erhalten, Dreverhavens Bibliothek mit feinem Eichenholz auszukleiden und ein Buntglasfenster einzusetzen, das einen Äskulapstab zeigte, jenes Symbol für Ärzte oder Medizin an sich, auf dem sich eine Schlange oder ein langer Wurm um einen geraden Stab windet. Auf Dreverhavens Fenster jedoch war der Schlangenkopf durch einen Totenschädel ersetzt worden.
    Einmal kam der Arzt persönlich vorbei, um Setrakians Arbeit zu kontrollieren. Seine kristallblauen Augen funkelten kalt, als er auf der Suche nach Unebenheiten mit den Fingerspitzen am Holz der Regale entlangfuhr. Schließlich entließ er den jungen jüdischen Handwerker mit einem kaum merklichen Nicken.
    Sie sollten sich später noch einmal begegnen - als Setrakian vor dem brennenden Loch stand und der Doktor das Massaker mit den gleichen kalten blauen Augen beobachtete. Damals erkannte er Setrakian nicht, es waren zu viele Gesichter, zu viele Tote.
    Doch seit dieser Zeit war Setrakians Studium der Mythen und Geschichte der strigoi untrennbar mit seiner Jagd auf die entkommenen Nazis verbunden. Und seiner Suche nach dem sagenumwobenen Occido Lumen .
     
     
    Setrakian ließ Dreverhaven alias Blaak in gebührendem Abstand vorangehen - sodass er für den Fall der Fälle außer Reichweite des Stachels war. Der Doktor seinerseits schien sich an dem Mann in seinem Rücken nicht weiter zu stören. Vielleicht vertraute er auf die vielen Nachtschwärmer, die De Wallen durchstreiften, und rechnete damit, dass ihre Anwesenheit einen Überfall verhindern würde. Oder er wollte absichtlich
den Anschein der Arglosigkeit erwecken. Die Katze verhielt sich wie eine Maus …
    An einer Tür zwischen zwei rot erleuchteten Fenstern, in denen sich Prostituierte anboten, blieb Dreverhaven schließlich stehen. Er zog einen Schlüssel hervor, öffnete die Tür, und Setrakian folgte ihm eine mit rotem Teppich ausgelegte Treppe hinauf.
    Dreverhaven gehörten offenbar die beiden obersten Stockwerke. Sie waren äußerst geschmackvoll eingerichtet, doch es wirkte nicht so, als würde tatsächlich jemand dort wohnen. Die wenigen abgeschirmten Lampen sorgten für eine düstere Atmosphäre. Setrakian schätzte die Größe der Räume im Verhältnis zum Haus ab und kam zu dem Schluss, dass es eine oder mehrere Geheimkammern geben musste. Schon im Lager hatten Gerüchte kursiert, dass der Doktor in seinem Anwesen einen geheimen Obduktionssaal eingerichtet hatte.
    Dreverhaven stellte den Gehstock an die Wand und ging zu einem sanft beleuchteten Tisch, auf dem die Papiere lagen, die Setrakian dem Zwischenhändler übergeben hatte. Dokumente, die lückenlos belegten, was mit dem Occido Lumen seit der missglückten Versteigerung in Marseilles 1911 geschehen war. Wie Setrakians Pass waren auch sie meisterhaft ausgeführte Fälschungen.
    Der Arzt nahm den Hut ab und legte ihn neben die Papiere auf den Tisch. »Kann ich Ihnen einen Aperitif anbieten?«, fragte er, ohne seinen Gast anzusehen.
    »Nein, vielen Dank.« Setrakian öffnete die beiden Schnallen seines Koffers, ließ das Schloss jedoch noch unangetastet. »Die Reise ist mir wohl auf den Magen geschlagen.«
    »Ah. Solche Probleme sind mir fremd.«
    »Dann lassen Sie sich von mir nicht abhalten.«
    Dreverhaven drehte sich

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