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Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall

Titel: Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
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die gekommen war, um einen neuen Anwärter in den erlauchten Kreis der oberen Zehntausend aufzunehmen. An ihrer Seite die beiden Kinder aus dem Dorf, die offensichtlich noch unter dem Prozess der Verwandlung litten.
    Miriams Beine waren völlig gerade, die unsicheren Schritte ihrer menschlichen Existenz Vergangenheit, die Schmerzen in den Gliedmaßen, die Setrakian so zärtlich zu lindern versucht hatte, verschwunden.
    Wie schnell war doch aus der Liebe seines Lebens eine schlammbedeckte, wütende, wahnsinnige Kreatur geworden - ein strigoi mit einer Vorliebe für Kinder, die ihr in ihrem menschlichen Leben verwehrt geblieben waren. Ein Teil von Setrakian wünschte sich, gemeinsam mit ihr zur Hölle zu fahren, alles hinter sich zu lassen, aus Verzweiflung ebenfalls zum Vampir zu werden.
    Doch der andere Teil war stärker.
    Unter Tränen erlöste er sie. Die Kinder verbrannte er später in einem großen Feuer zu Asche. Von Miriam jedoch wollte er einen Teil behalten. Ein Andenken.
    Selbst wenn man den Irrsinn im eigenen Tun begreift, bleibt es Irrsinn. Das war Setrakian klar, als er seiner geliebten Frau das kranke Herz aus der Brust schnitt, um es aufzubewahren. Doch gleichzeitig dachte er: Schließlich ist auch das ganze Leben Irrsinn.
    Genau wie die Liebe.

Die Flatlands
    Setrakian hatte sich noch einen Augenblick allein mit dem Herzen seiner verstorbenen Frau erbeten. Um Abschied zu nehmen. Um ein allerletztes Schlaflied zu singen.
    Dann machte er sich an die Arbeit.
    Natürlich sezierte er das Herz nicht mit einer Silberklinge, sondern mit einem Skalpell aus rostfreiem Stahl, um den Blutwurm nicht zu gefährden. Ein Stück nach dem anderen schnitt er aus dem befallenen Organ - doch der Wurm entschloss sich erst zur Flucht, als Setrakian die Reste des Herzens unter eine der UV-Lampen hielt. Er war kaum dicker als eine Haarsträhne und blitzschnell; sofort ging er auf die verkrümmten Finger los, die das Skalpell hielten. Setrakian hatte mit einem solchen Angriff gerechnet: Mit einer geschickten Drehung des Handgelenks schnitt er den Wurm in zwei Hälften, über die Vasiliy sofort zwei große Trinkgläser stülpte.
    In Sekundenschnelle regenerierten sich die Würmer und begannen, die Grenzen ihrer neuen Gefängnisse zu erkunden.
    Während Setrakian das Experiment vorbereitete, beobachtete Vasiliy, wie die Blutwürmer vor Hunger gegen das Glas stießen. Er musste daran denken, was Setrakian über Kelly und die Notwendigkeit ihrer Vernichtung gesagt hatte: »Diese Aufgabe widerspricht allem, was uns menschlich
macht. Wenn man einen geliebten Menschen befreit, erhält man eine Ahnung davon, was es heißt, verwandelt zu werden. Diese Tat wird einen für immer verändern.« Auch Nora hatte vermutet, dass die Liebe das wahre Opfer dieser Seuche war. Die Liebe wurde den Menschen zum Verhängnis.
    »Warum haben die Vampire Sie damals aus dem Gewölbe entkommen lassen?«, fragte der Kammerjäger. »Ganz offensichtlich sind Sie ihnen dort doch in die Falle getappt.«
    Setrakian sah vom Mikroskop auf. »Ob Sie es glauben oder nicht, damals hatten sie Angst vor mir. Ich befand mich in der Blüte des Lebens, war stark und voller Energie. Und seinerzeit gab es nicht so viele von ihnen. Die Selbsterhaltung stand im Vordergrund, eine unkontrollierte Ausbreitung der Spezies war tabu. Dennoch wollten sie mich verletzen. Und das ist ihnen auch gelungen.«
    »Und haben sie immer noch Angst vor Ihnen?«
    »Nicht vor mir. Vor dem, was ich repräsentiere. Was ich über sie weiß. Ganz ehrlich - was könnte ein alter Mann gegen eine Vampirhorde schon ausrichten?«
    Vasiliy kaufte Setrakian die Bescheidenheit nicht ab, aber er hielt sich zurück.
    »Ich glaube«, fuhr der Professor fort, »die Tatsache, dass wir uns weigern, einfach so aufzugeben - die Tatsache, dass der menschliche Geist selbst in der größten Not zur Hoffnung fähig ist -, verwirrt sie. Sie sind hochmütig. Ihr Ursprung, sollte ich Recht behalten, wird dies bestätigen.«
    »Und was ist ihr Ursprung?«
    »Das kann ich erst mit Sicherheit sagen, wenn wir das Buch in Händen halten.«
    In diesem Moment wurde das Radio leiser. Vasiliy stand auf und drehte an der Kurbel, um den Akku aufzuladen. Zwischen den lauten Störgeräuschen und hohen Pieptönen waren nur noch vereinzelt menschliche Stimmen zu hören. Ein Sportsender war noch in Betrieb, hatte jedoch offenbar alle seine Moderatoren eingebüßt, sodass ein einsamer Redakteur
am Mikrofon saß und statt der aktuellen

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