Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
Vom Netzwerk:
als kämpferisch und durchsetzungsfähig galt und lesen und schreiben konnte, wurde sie von einem Kaufmann eingestellt; dieser suchte jemanden, der seine Waren beschützte und in einer anderen Stadt seine Interessen vertrat. Catalina arbeitete für den Kaufmann und führte für eine Weile ein ruhiges Leben. Sie fand sogar Gefallen an der Bürgerlichkeit, doch dann wurde sie bei einer Theateraufführung von einem Mann namens Reyes beleidigt und verletzte ihn so schwer, dass seine Wunde mit zehn Stichen genäht werden musste. Kurz darauf hatte Catalina eine erneute tätliche Auseinandersetzung mit Reyes, bei der sie seinen Freund tötete. Die Tat führte zu ihrer Verhaftung. Ihr Dienstherr versuchte zwar, sie aus dieser Klemme zu befreien, doch er war trotz der entrichteten Bestechungsgelder gezwungen, sie nach Lima zu schicken, damit sie nicht Opfer von Blutrache wurde oder der Polizei in die Hände fiel. Lima war eine große Stadt in der Neuen Welt und Hauptstadt des wohlhabenden Königreiches Peru, zu dem über hundert spanische Städte und Dörfer gehörten. Auch der Vizekönig und der Erzbischof residierten hier, und es gab eine Universität und große Reichtümer.
    Catalina nahm eine Stellung bei einem bedeutenden Kaufmann an, der sehr mit ihren Leistungen zufrieden war. Allerdings sah er es gar nicht gern, dass sie so freundschaftlich mit den beiden jungen Damen des Hauses, den Schwestern seiner Frau, verkehrte. Besonders eine von ihnen hatte ein Auge auf Catalina geworfen, und als der Kaufmann sie eines Tages mit der Hand unter dem Rock des Mädchens ertappte, warf er sie auf der Stelle hinaus.
    Nun war sie wieder auf sich gestellt und hatte weder Freunde noch Geld. Da gerade sechs Regimenter mobilisiert wurden, um in Chile zu kämpfen, meldete sie sich freiwillig, und man zahlte ihr sofort einen Sold von fast dreihundert Pesos aus.
    Die Soldaten wurden nach Concepción in Chile verschifft, einer Hafenstadt, die so groß war, dass sie sogar einen eigenen Bischof hatte. Dort lernte Catalina zu ihrer Überraschung ihren Bruder Miguel de Erauso kennen. Catalina hatte vier Brüder und Schwestern, war Miguel aber nie begegnet. Natürlich verschwieg sie ihm, dass sie eine Verwandte oder gar seine Schwester war. Als er herausfand, dass sie ebenfalls Erauso hieß und aus derselben Gegend stammte, freundete er sich mit ihr an. Die beiden verbrachten einige friedliche Jahre in Concepción. Allerdings endete die Freundschaft abrupt, als der Bruder sie bei seiner Geliebten ertappte und es zu einem Kampf kam. Catalina wurde nach Paicabí verbannt, einem ärmlichen Außenposten, wo ständiger Krieg mit den Indiostämmen herrschte.
    In Paicabí gab es nichts außer Essen, Trinken und Kämpfe. Die Männer schliefen sogar in ihren Rüstungen. Schließlich wurde ein fünftausend Mann starkes Heer gegen eine Übermacht von Indios in die Schlacht geschickt. Der Kampf fand auf einem offenen Gelände unweit von Valdivia statt, das die Indios erobert hatten. Anfangs schienen die Spanier stärker zu sein, und sie töteten viele Indios. Doch als der Sieg schon zum Greifen nah war, traf die Verstärkung der Indios ein und trieb die Spanier zurück. Viele Spanier, auch Catalinas Leutnant, fielen, und die Indios entkamen mit der Flagge der Kompanie.
    Als Catalina sah, wie die Flagge geraubt wurde, heftete sie sich mit zwei anderen Kameraden zu Pferde an die Fersen der Feinde. Es gelang ihr, dem Häuptling das Schwert in den Nacken zu stoßen und ihm die Flagge zu entreißen.
    Wegen ihrer Heldentat wurde Catalina zum Leutnant befördert. Sie diente noch fünf weitere Jahre in diesem Rang und kämpfte in vielen Schlachten. Eines Tages nahm sie einen christlichen Indiohäuptling namens Francisco gefangen, der viele spanische Soldaten getötet und reiche Beute gemacht hatte. Es hieß, er sei der wohlhabendste Indio in Chile. Nachdem sie ihn vom Pferd gestoßen hatte, ergab er sich, und sie ließ ihn am nächsten Baum aufhängen.
    Der Gouverneur war über diese Hinrichtung sehr verärgert und schickte Catalina zurück nach Concepción. Eigentlich war das Glück, doch das Schicksal war ihr nicht hold, weshalb sogar seine guten Wendungen bei ihr zu einem tragischen Ergebnis führten.
    Ihr Niedergang begann, als sie mit einem ihrer Offizierskameraden immer häufiger ein Spielkasino aufsuchte. Zwischen ihr und ihrem Begleiter kam es zu einem kleinen Missverständnis, als er sie des Betrugs bezichtigte und mit lauter Stimme rief, sie löge, wenn

Weitere Kostenlose Bücher