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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Mädchen!«, rief er erschrocken aus.
    »Und Ihr seid ein Sodomist.«
    Catalina versetzte ihm einen Faustschlag auf die Nase.
    Da er recht klein gewachsen und zierlich gebaut war, fiel er rücklings von der Bank. Als er sich wieder aufrappelte, blutete er aus der Nase. »Ich rufe die Polizei und lasse dich festnehmen.«
    »Dann erzähle ich, was Ihr mit kleinen Jungen macht, und behaupte, Ihr hättet mich vergewaltigt.«
    Er lief puterrot an, und die Augen traten aus den Höhlen hervor. Catalina glaubte schon, er würde jeden Moment tot umfallen. »Verschwinde aus meinem Haus! Raus!«
    Catalina warf ihre wenigen Habseligkeiten in einen kleinen Sack und steckte noch den silbernen Kerzenleuchter vom Kaminsims und ein paar achtlos herumliegende Goldmünzen dazu.
    Viele Abenteuer und Gefahren lagen noch vor ihr. Ihre Wanderlust führte sie nach Valladolid, wo der König gerade Hof hielt. Sie arbeitete als Page eines königlichen Ministers und ging von dort aus nach Navarro, wo sie zwei Jahre lang als Sekretär eines Marqués tätig war. Schließlich führte sie ihr Weg sogar zurück nach San Sebastian, wo sie in der Kirche ihrer Mutter begegnete. Doch diese erkannte die Tochter nicht, die sie so kurz nach der Geburt weggegeben hatte.
    Catalina entdeckte ihre wahren Neigungen, als die Frau des Marqués sie zu sich ins Bett holte, während der Gatte sich auf einem Jagdausflug befand. Männer hingegen ließen sie völlig kalt, denn schließlich fühlte sie sich selbst als Mann. Am meisten bedauerte sie, dass sie sich keinen Bart wachsen lassen konnte. Jeden Morgen fuhr sie sich mit einem Messer übers Gesicht, um den Haarwuchs anzuregen, doch es entstanden nur ein wenig dunkler Flaum auf ihrer Oberlippe und ein paar lange Haare am Kinn.
    Überall hörte Catalina die Leute von der Neuen Welt und von den Reichtümern reden, die es dort zu verdienen gäbe. Schließlich konnte sie der Versuchung nicht mehr widerstehen und machte sich auf die Suche nach einem Schiff.
    Sie überredete den Kapitän, sie als Kabinenpage an Bord eines Schiffes einzustellen, das nach Panama und nach Cartagena de Indias segelte. Allerdings sollte sie eine unliebsame Überraschung erleben, denn das Leben auf See war mühsam und schmutzig. Das Essen war grauenvoll, und überall stank es. Die Hälfte der Besatzung bestand aus Verbrechern, die hier zwangsweise Dienst taten, die andere Hälfte war zu dumm und heruntergekommen, um an Land bestehen zu können. Da es an Bord keine Frauen gab, befriedigten die älteren Seeleute ihre Gelüste an den jungen Knaben.
    Doch dank ihrer Position als Kabinenpage hatte der Kapitän immer ein offenes Ohr für sie, und die anderen Seeleute ließen sie in Ruhe. Nur einmal, als sie in der Kombüse das Essen des Kapitäns abholte, wagte es einer, ihr den Hintern zu tätscheln. Sie stach ihm mit einem Dolch in die Hand, und der Kapitän ließ den Mann kielholen, da sie ihm vorschwindelte, der Übeltäter habe sie zur Teilnahme an einer Meuterei überreden wollen.
    Es verwunderte Catalina nicht weiter, dass sie nicht gezögert hatte, einen Mann mit einem Dolch zu verletzen, denn Schwerter und der männliche Zeitvertreib des Duellierens faszinierten sie schon seit langem. Da ihr klar war, dass die Stahlklinge für viele Männer buchstäblich einen verlängerten Penis darstellte, besorgte sie sich einen Degen und einen Dolch und übte in ihrer Freizeit, damit umzugehen. Sie war schon immer kräftig gebaut gewesen und war, als sie ausgewachsen war, fast so groß und muskulös wie ein Mann. Ihre mangelnde Körperkraft glich sie aus, indem sie den Gegner überrumpelte, während dieser sich noch einen Angriffsplan zurechtlegte.
    Als das Schiff Panama erreichte, hatte Catalina das beschwerliche Leben an Bord gründlich satt und beschloss, das Schiff in Nombre de Dios zu verlassen. Um sich nicht bei Nacht und Nebel davonschleichen zu müssen, ging sie an Land und erklärte den Wachen, der Kapitän habe sie geschickt, da sie für ihn etwas besorgen müsse. In ihrer Tasche befanden sich fünfhundert Pesos aus dem Besitz des Kapitäns und sein neues seidenes Wams.
    In Nombre de Dios wurde sie von skrupellosen Kartenzinkern, die sie für einen unerfahrenen Jungen hielten, um ihr Geld betrogen. Als ihr klar wurde, dass die Männer falsch spielten, zog sie Schwert und Dolch und brachte zweien der Betrüger Verletzungen bei. Sie entkam mit ihrem Leben und den Kleidern, die sie am Leibe trug, und brauchte nun wieder einen Broterwerb.
    Da sie

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