Das Blut der Azteken
Hereinkommen verbarg er sein Gesicht unter dem Umhang und gab sich für Herzog Octavio aus. Als die Palastwache die beiden ertappten, brüstete sich Don Juan damit, er habe lsabel in dem Glauben gewiegt, dass er Herzog Octavio sei, und mit ihr geschlafen.
Die mosqueteros drängten sich vor der Bühne und beschimpften die Schauspieler aus vollem Hals. Denn ihnen war dasselbe aufgefallen, was Mateo bereits bemerkt hatte -die Schauspieler hatten einen italienischen Akzent. Das Stück spielte zwar in Italien, doch da das Land unter spanischer Besatzung stand, hätten die meisten handelnden Personen Spanier sein müssen.
Mateo verzog angesichts des Radaus das Gesicht. »Kein Schriftsteller oder Schauspieler bleibt von diesem Gebrüll verschont.«
Doch das Stück ging weiter: Don Juans Betrug hat den Herzog und lsabel in eine peinliche Lage gebracht, sodass er aus Neapel fliehen muss. Er erleidet Schiffbruch und wird in der Nähe eines Fischerdorfes an Land gespült. Man schafft ihn in die Hütte von Tisbea, einem Fischermädchen. Die junge Frau verliebt sich auf den ersten Blick in ihn. Als er bewusstlos in ihren Armen liegt, sagt sie: »Edler und schöner Jüngling von zartem Antlitz, ich flehe dich an, erwache wieder zum Leben.«
Während Don Juan so daliegt, gesteht er ihr seine rasende Liebe. »Mein Mädchen vom Lande, ich wünschte, Gott hätte mich in den Wogen zugrunde gehen lassen, um mir die lodernde Liebe zur dir zu ersparen.«
Sie lässt sich davon überzeugen, dass er sie wirklich liebt, obwohl er ein Adliger und sie nur ein Bauernmädchen ist, und gibt sich ihm hin. Nachdem Don Juan sein Ziel erreicht hat, fliehen er und sein Diener auf Pferden, die sie dem Mädchen gestohlen haben, aus dem Dorf.
Tisbea, außer sich wegen dieses Betrugs, ruft: »Feuer! Feuer! Ich verbrenne! Läutet die Glocken, Freunde, während meine Augen das Wasser hervorbringen. Wieder steht Troja in Flammen. Feuer, meine Landsleute! Möge die Liebe gnädig sein mit einer Seele, die in Flammen steht. Der Caballero hat mich getäuscht, mir die Ehe versprochen und meine Ehre beschmutzt.«
Ein mosquetero, der sich für einen Kenner dieses Stücks hielt, stürmte auf die Bühne zu. »Du dumme Kuh! Das ist nicht der richtige Text!« Er warf eine Tomate nach der Schauspielerin.
Mateo bewegte sich so blitzschnell wie eine Dschungelkatze. Gerade hatte er noch neben mir gestanden, und schon im nächsten Augenblick baute er sich, das Schwert in der Hand, auf der Bühne auf. Er packte den mosquetero und wirbelte ihn herum. Der Tropf starrte ihn verdattert an und griff nach seinem Dolch. Doch Mateo schlug ihm den Knauf seines Schwerts auf den Kopf, sodass er in sich zusammensackte.
Dann wandte sich Mateo an das Publikum und fuchtelte mit seinem Schwert herum. »Ich bin Don Mateo Rosas de Oquendo, Caballero des Königs und Verfasser von comedias. Ich dulde nicht, dass diese reizende Dame mit den wunderschönen Augen noch einmal in ihrem Text unterbrochen wird.« Er drehte sich um und verbeugte sich vor der Frau. Dann stieß er den bewusstlosen Mann mit dem Fuß an. »Eigentlich sollte ich ihn töten, doch ein Ehrenmann beschmutzt sein Schwert nicht mit Schweineblut.«
Auf den Balkonen und Dächern wurde Beifall geklatscht. Das einfache Volk schwieg.
Als Mateo sich noch einmal vor der Schauspielerin verbeugte, warf sie ihm eine Kusshand zu.
Zurück in Sevilla, lässt Don Juan nicht von seinem empörenden Betragen ab. Er betrügt einen Freund und gibt sich bei einer anderen jungen Frau als deren Liebhaber aus. Als die Frau die Täuschung durchschaut, ruft sie um Hilfe. Ihr Vater, Don Gonzalo, eilt herbei und wird von Don Juan im Schwertkampf getötet.
Schließlich führen nicht die Lebenden, sondern die Toten Don Juans Untergang herbei. Er trifft auf eine Statue des gefallenen Don Gonzalo, verspottet sie, zupft sie am Bart und lädt sie schließlich zum Essen ein. Das Angebot wird angenommen.
In einer gruseligen Szene sitzen Don Juan und der steinerne Geist des toten Vaters zusammen. Das Essen findet in einer dunklen Kirche statt, ein Grabstein dient als Tisch.
Während sie eine Mahlzeit aus Spinnen und Vipern verspeisen und sie mit saurem Wein hinunterspülen, verkündet Don Gonzalo, dass alle Schulden eines Tages bezahlt werden müssen.
Zunächst fordert der hochfahrende Don Juan den Geist heraus und zeigt keine Angst. Doch als das Gespenst die Hände des Verführers umfasst, wird dieser vom Höllenfeuer ergriffen. Begleitet von
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