Das Blut der Azteken
der Wohnung einer Frau hinaufkletterte, mit der er eine Affäre hatte, stürzte die Mauer ein, und er wäre beinahe unter dem Schutt begraben worden.
Da seine schweren Verletzungen eine Seereise nicht zuließen, vergingen zwei Jahre, und er war neunzehn, als er seine nächste Chance erhielt. Nach seiner Ankunft in Hispaniola, der karibischen Insel, auf der sich der Hauptsitz der spanischen Kolonialregierung befand, sprach er beim Gouverneur vor und erfuhr, er werde wegen seiner familiären Verbindungen ein Stück Land und eine Zuteilung von Indiosklaven erhalten. Er erwiderte dem Sekretär des Gouverneurs, er sei nicht in die Neue Welt gekommen, um Bauer zu werden. »Ich bin wegen des Ruhms und des Goldes hier, nicht um in der Erde herumzuwühlen.«
Mateo erzählte mir, daß Hernán Cortés mittelgroß und schlank, jedoch erstaunlich kräftig und breitschultrig gewesen sei. Er hatte dunkle Augen, schwarzes Haar und einen kurzen Bart wie die meisten Spanier, jedoch eine außergewöhnlich helle Haut.
Zunächst jedoch ergab sich keine Gelegenheit, neue Welten zu erobern. Also trieb Cortés die Indios auf seinem Landgut zur Arbeit an, geriet aber wegen seines heftigen Temperaments immer wieder in Schwierigkeiten, vor allem was seinen Umgang mit Frauen betraf. Aus Liebesaffären wurden Ehrenhändel, die mit dem Schwert ausgefochten wurden und von denen er lebenslang Narben zurückbehielt.
In dieser Zeit eignete er sich Erfahrungen im Kampf gegen die Indios an; er schlug Aufstände nieder und beteiligte sich an der Eroberung Kubas. Trotz seiner militärischen Leistungen geriet er nach einer Liebesgeschichte mit einer Tochter der mächtigen Familie Xuarez in Streit mit Velásquez, dem neuen Gouverneur von Kuba. Als Cortés sich weigerte, die Ehre durch die Heirat des Mädchens wiederherzustellen, ließ Gouverneur Velásquez ihn verhaften und in Eisen legen. Cortés gelang es, sich von den Fesseln zu befreien, die Gitterstäbe aufzubiegen und aus dem Fenster des Gefängnisses zu springen. Er bat in einer nahe gelegenen Kirche um Asyl, um der Verfolgung durch staatliche Behörden zu entgehen.
Der Gouverneur ließ Wachen vor der Kirche postieren und wartete darauf, dass Cortés einen Fehler machen würde. Als der junge Mann leichtsinnig wurde und sich ein paar Schritte von der Kirche entfernte, überfiel ihn einer der Männer des Gouverneurs von hinten und hielt ihn fest, bis die übrigen Wachen herbeieilten.
Wieder in Eisen gelegt, wurde er auf ein Schiff nach Hispaniola verfrachtet, wo man ihm wegen seines Widerstands den Prozess machen wollte. Erneut schaffte er es, aus den Fesseln zu schlüpfen und ein kleines Rettungsboot zu stehlen, mit dem er zurück an die Küste ruderte.
Da es ihm aussichtslos erschien, die Auseinandersetzung zu gewinnen, erklärte er sich bereit, Catalina Xuarez, die betrogene junge Frau, zu heiraten, und er versöhnte sich mit Gouverneur Velásquez. Nach der Hochzeit ließ sich Cortés mit einigen Tausend ihm zugeteilten Indiosklaven auf seinem Landgut nieder. Inzwischen trug er wegen eines Duells um eine Frau auch eine Narbe im Gesicht.
Er war zweiunddreißig Jahre alt und ein wohlhabender Landbesitzer, als die Nachricht eintraf, eine Expedition sei an der karibischen Küste des Landes, das später Neuspanien heißen sollte, auf eine Indiokultur gestoßen. Diese Neuigkeit löste Aufregung unter den Spaniern aus - ein unbekanntes Land, das man erforschen und ausplündern konnte. Velásquez rüstete eine Expedition aus, um das Gebiet zu erkunden, und man erfüllte Cortés seine Bitte, diese zu leiten.
Sofort machte sich Cortés daran, die Expedition zusammenzustellen. Um die nötigen Männer, Vorräte und Schiffe zu beschaffen, verkaufte und verpfändete er alles, was er besaß. Als Velásquez die Bemühungen des jungen Mannes beobachtete, wurde ihm klar, dass er nicht nur Erfolg haben, sondern auch den ganzen Ruhm für sich beanspruchen würde. Aus Eifersucht wollte er Cortés das Kommando wieder entziehen, doch dieser kam ihm zuvor, indem er in See stach, noch ehe die Vorbereitungen abgeschlossen waren.
Schließlich landete er - mit fünfhundertdreiunddreißig Soldaten, vierzehn Kanonen und sechzehn Pferden - an der Westküste von Neuspanien. Zu seinen Männern sagte er, sie seien in einer edlen Mission unterwegs, die sie für immer berühmt machen würde. Er versprach ihnen, sie in ein Land zu führen, in dem es nie da gewesene Reichtümer gab.
Am 21. April 1519 erreichte Cortés einen
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