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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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dass Mateo mich als ebenbürtig betrachtete. Was für ein Freund!
    Rückblickend betrachtet hätte ich mich für meinen Leichtsinn ohrfeigen können, weil ich mich von Mateos Überschwang anstecken ließ. Ich hätte nicht vergessen dürfen, dass Mateo im Laufe der Jahre genug Geld durchgebracht hatte, um die Schatzschiffe des Königs zu füllen.
    Den ersten Hinweis darauf, dass diese Nacht nicht so bereichernd werden würde wie versprochen, erhielt ich, als er mich auf dem Weg zu dem Freudenhaus um meine Börse bat.
    »Nur aus Sicherheitsgründen«, sagte er mir.
    Neuspanien ist nicht anders als das Mutterland sehr katholisch, und die Menschen dort neigen zur Selbstgerechtigkeit und Frömmelei. Unsere Eroberer haben das Schwert und das Kreuz hier eingeführt. Unsere Priester haben Folter und Kannibalismus erduldet, um den Heiden das Wort Gottes zu bringen. Allerdings sind wir auch ein sehr lebensfrohes und romantisches Volk, das in fleischlichen Dingen einen gewissen Pragmatismus an den Tag legt. Und deshalb finden wir auch nichts dabei, wenn es in einer Stadt ebenso viele Bordelle wie Kirchen gibt.
    Wie Mateo mir versicherte, war das ›Haus der sieben Engel‹ das Beste seiner Art.
    Ein Afrikaner, der fast so breit war wie das Eingangstor, ließ uns hinein, nachdem Mateo ihm einen Real von meinem Geld zugesteckt hatte. Ich prägte mir Mateos herablassende Miene gut ein, mit der er dem Mann die Münze hinwarf, als wüchse das Geld in seinen Taschen wie von selbst.
    In der Empfangshalle waren vier Kartentische aufgestellt, um die sich Männer scharten.
    »Sieh dich ein bisschen um und schau, welches der Mädchen dir am besten gefällt. Ich vermehre währenddessen unser Geld, damit wir uns die Schönste aussuchen können.«
    Die Frauen befanden sich in einem Raum zur linken Seite. Sie saßen auf Bänken, die mit roter Seide gepolstert waren. Ein anderer Sklave, fast so hünenhaft wie der Türhüter, bewachte den Eingang. Man durfte sich zwar umschauen, aber keine der Frauen berühren, bevor der Handel nicht komplett war.
    Mateo hatte, was die Schönheit dieser Frauen anging, nicht übertrieben.
    Einige von ihnen trugen Masken, die die Hälfte ihrer Gesichter bedeckten. Ich fragte mich, ob sie damit die Mode der wohlhabenden Damen nachahmen wollten oder ob sie glaubten, dass ihre Gesichter weniger anziehend waren als ihre Körper.
    Eine der maskierten Frauen, eine Indigena, lächelte mir zu. Ich vermutete, dass sie eine Maske trug, weil sie viel älter war als die anderen, denn sie war schätzungsweise Ende dreißig, eigentlich zu alt für die Arbeit in einem Freudenhaus.
    Ich erkundigte mich bei dem Wächter nach ihr.
    »Sie ist eine Leibeigene. Der Magistrat hat sie an die Bordellbesitzerin verkauft, nachdem sie beim Diebstahl ertappt worden ist.« Es war üblich, Verbrecher zur Strafe zu verkaufen, und viele Männer endeten so in den Bergwerken. Allerdings erschreckte es mich, dass man Frauen auf diese Weise zur Prostitution zwingen konnte.
    Ich deutete auf eine besonders temperamentvolle Mulattin, die mein Herz höher schlagen ließ. »Ich glaube, ich nehme die da, wenn mein Freund mit dem Kartenspielen fertig ist.«
    »Eine gute Wahl, Señor. Unser bestes Pferd im Stall, aber auch unser teuerstes. Außerdem ist ein kleines Trinkgeld an mich fällig, weil sie meine Frau ist.«
    »Selbstverständlich«, hüstelte ich, in dem Versuch, nicht wie ein Provinzler zu wirken, den es schockierte, dass der Mann seine eigene Frau verkaufte.
    Zufrieden mit meiner Entscheidung und voller Vorfreude, wollte ich mich zu Mateo an den Spieltisch gesellen. Doch als ich näher kam, erhob er sich mit finsterer Miene.
    »Was ist geschehen?«
    »Santo Francisco hat mir heute beim Kartenspielen kein Glück gebracht.«
    »Was heißt das?«
    »Ich habe verloren.«
    »Verloren? Wie viel?«
    »Alles.«
    »Alles? Mein ganzes Geld?«
    »Nicht so laut, Cristo. Willst du mich blamieren?«
    »Am liebsten würde ich dich umbringen.«
    »Wir haben noch eine Chance, junger Freund.« Er befingerte das Kreuz an meinem Hals, das laut Bruder Antonio das einzige Erinnerungsstück an meine Mutter darstellte. Ich hatte die Farbschicht entfernt, sodass seine Schönheit nun deutlich zu sehen war.
    »Diese kostbare heilige Halskette würde genug einbringen, wieder mitspielen zu können.«
    Ich stieß seine Hand weg. »Du bist ein Gauner und ein Halunke.«
    »Stimmt. Aber wir brauchen trotzdem Geld.«
    »Verkauf doch dein Pferd. Das, auf dem Cortés geritten

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