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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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ist.«
    »Das kann ich nicht. Es lahmt. Genauso wird es auch dem Schweinehund ergehen, der es mir angedreht hat, wenn ich ihn in die Finger kriege.«
    Ich ging davon. Vor lauter Wut hätte ich am liebsten mein Schwert gezogen und ihn nach draußen gebeten. Doch dazu war ich weder mutig noch leichtsinnig genug.
    Der Wächter stand noch an der Tür des Harems. Ich zeigte ihm einen Silberring mit einem kleinen roten Stein, der mir auf meiner Wanderschaft mit dem Zauberer in die Hände gefallen war.
    »Das ist ein magischer Ring, der seinem Träger Glück bringt.«
    »Dann gebt ihn Eurem Freund am Kartentisch.«
    »Nein, der versteht nichts von Magie. Der Ring ist zehn Pesos wert. Du bekommst ihn für ein wenig Zeit mit der goldbraunen Schönheit.« Etwas in mir sträubte sich dagegen, sie seine Frau zu nennen. »Mehr als einen Peso bring t der Ring nicht ein. Ihr könnt eine Viertelstunde mit einem billigeren Mädchen haben.«
    »Ein Peso! Das ist Diebstahl. Er ist mindestes fünf wert.«
    »Ein Peso. Zehn Minuten.«
    Ich war verzweifelt, denn ich sehnte mich nach dem Duft einer Frau, vor allem, wenn ich an den Gestank nach Mist dachte, der mich in meinem Zimmer im Haus des Don erwartete. Außerdem hatte ich den Ring ohnehin gestohlen, da mir der Preis von einem Peso damals zu hoch erschienen war.
    »Einverstanden. Welches Mädchen?«
    Er zeigte auf die ältere Indigena mit der Maske. »Sie heißt Maria.« »Du bist ein hübscher Junge. Hast du noch mehr Geld?«, keuchte sie.
    Ich lag auf ihrem harten Bett auf dem Rücken, während sie auf mir herumschaukelte, als ritte sie auf einem tänzelnden Pferd.
    Wir hatten nur zehn Minuten. Und obwohl ich eigentlich in der Lage war, innerhalb von Sekunden den Höhepunkt zu erreichen, wollte ich die mit einem Peso erkaufte Zeit auch voll ausnützen. Von dem Moment an, als ich eilig aus der Hose geschlüpft war, hatte sie ununterbrochen von Geld geredet. Ich hatte mir stets damit geschmeichelt, einer der besten Liebhaber Neuspaniens zu sein, doch sie erweckte eher den Eindruck, als interessiere sie die Größe meiner Brieftasche mehr als die des kostbaren Inhalts meiner Hose.
    »Du bist wirklich ein hübscher Junge. Schade, dass du nicht mehr Geld hast.«
    Sie hörte auf zu keuchen. Die zehn Minuten waren fast um. »Hast du noch einen Peso?«, fragte sie.
    »Ich habe nichts.«
    Sie fing wieder an zu schaukeln und griff dabei nach dem Kreuz um meinen Hals. »Eine hübsche Kette. Ich bin sicher, dass die Puffmutter dir dafür eine ganze Nacht mit mir gibt.«
    »Nein!« Ich stieß ihre Hand weg. »Sie gehörte meiner Mutter«, stöhnte ich.
    »Vielleicht will Gott ja, dass ich es bekomme. Mein Sohn hatte auch so ein Kreuz.«
    »Dann frag ihn, ob er es dir gibt.«
    »Ich habe ihn seit Jahren nicht gesehen. Er lebt in Veracruz«, japste sie.
    »Dort habe ich auch gewohnt. Wie heißt er denn?«
    »Cristóbal.«
    »Mein Name ist auch Cristo…«
    Sie erstarrte und sah mich an. Ich lag plötzlich stocksteif da und erwiderte ihren Blick. Zwei dunkle Augen musterten mich durch die Maske.
    »Cristóbal!«, schrie sie auf.
    Sie sprang aus dem Bett und stürzte aus dem Zimmer. Wie benommen lag ich da, die Lust war schlagartig wie weggeblasen. Maria. Der christliche Name meiner Mutter war ebenfalls Maria.
    Rasch zog ich mich an und taumelte aus dem Zimmer, um mich auf die Suche nach Mateo zu machen. Kalte Furcht stieg in mir auf.

14
    Frierend und bedrückt verließ ich das ›Haus der sieben Engel‹. Mateo erwartete mich im Hof. Er saß auf dem Rand eines Brunnens und spielte mit seinem Dolch herum. Seiner Miene war zu entnehmen, dass er kein Glück gehabt hatte.
    »Ich habe das Pferd verloren. Wenn die Puffmutter herausfindet, dass es lahmt, wird sie mir ihre Gehilfen auf den Hals hetzen.«
    Er bemerkte meine Niedergeschlagenheit. Doch mein Erlebnis war so widerwärtig und abstoßend gewesen, dass ich es nicht einmal einem guten Freund beichten konnte. Es war zu schrecklich, um auch nur daran zu denken.
    Mateo klopfte mir auf den Schulter. »Schau nicht so traurig. Sag mir die Wahrheit. Du hast wohl keinen hochgekriegt. Keine Sorge, Amigo, das gibt sich wieder.«
    Am anderen Morgen blieb ich auf meinem harten Bett in meinem übel riechenden Zimmer liegen, weigerte mich aufzustehen und hoffte, dass der Gestank aus dem Stall mir den Garaus machen würde. Ich hatte meine Mutter gefunden und dann - nein! Ich wollte mir den Kopf nicht darüber zerbrechen. Gewiss war ich für sie nur ein bärtiger

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