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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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junger Fremder gewesen. Aber ein guter Sohn hätte seine eigene Mutter doch erkennen müssen. Wie Ödipus war ich - getäuscht von den Göttern - verdammt und zum Untergang verurteilt.
    Am Mittag schickte ich einen Diener in das ›Haus der sieben Engel‹, um mich nach dem Preis für Miahas Freiheit zu erkundigen. Der Diener kehrte mit der Nachricht zurück, die Frau sei während der Nacht geflohen, ohne ihre Schulden bei der Bordellbesitzerin zu bezahlen.
    Es war zwecklos, sie auf den Straßen zu suchen. Gewiss war sie nicht so dumm, ihrer Herrin davonzulaufen und in der Stadt zu bleiben. Außerdem hätten unsere entsetzliche Schandtat und der Umstand, dass ich wieder in ihr Leben getreten war, nur erneut die Schwierigkeiten aufgewühlt, die mich als Jungen von der Hacienda vertrieben hatten.
    Bruder Antonio hatte oft wirres Zeug geredet und einmal behauptet, ich hätte keine Mutter. Ich hatte daraus geschlossen, dass Maria nicht meine Mutter war. Doch letzte Nacht hatte sie gesagt, ich sei ihr Sohn. Ich fühlte mich hundeelend.
    Am späten Nachmittag des nächsten Tages nahm Mateo mich mit auf die Alameda. »Die Pferde des Don sind gut genug, um eine Kutsche zu ziehen oder Vieh zu treiben. Aber auf der Alameda können wir uns damit nicht blicken lassen. Die Leute würden uns auslachen.«
    »Was tun wir dann?«
    »Wir gehen zu Fuß, so als würden unsere Diener die Pferde beaufsichtigen, während wir uns die Beine vertreten.«
    »Vielleicht bemerkten die Señoritas dann nicht, wie arm wir sind.«
    »Was? Eine Spanierin soll einem Mann nicht ansehen, wie viel Gold er im Beutel hat? Das ist, als würde Gott den Mörder des Papstes nicht erkennen. Ich habe nur gesagt, dass wir zu Fuß gehen, nicht, dass wir damit jemanden täuschen können.«
    Wir schlenderten über die kühle Wiese und betrachteten die edlen Pferde und die schönen Frauen. Ich beneidete diese Menschen glühend darum, dass sie umgeben von Silber und Gold und nicht in Lumpen und auf Stroh aufgewachsen waren. Ich trug meine besten Kleider, abgelegte Sachen des Don, und ein Prunkschwert, das er mir geschenkt hatte. Auf der Hacienda war mir das Schwert unbeschreiblich prächtig erschienen, doch hier auf der Alameda wirkte es eher wie ein Küchenmesser. Mein Selbstbewusstsein schwand, während mein Verdacht wuchs, dass die Menschen mich als lépero erkannten.
    Ganz gleich, für wie kultiviert ich mich hielt, immer verriet etwas meine niedere Herkunft. Selbst meine Hände sprachen für sich. Die Hände der stolzen Männer auf der Alameda waren weich und zart wie die einer Frau und hatten vermutlich nie etwas getragen, das schwerer war als eine Hose. Meine Hände hingegen waren rau und voller Schwielen vom Viehhüten. Ich hielt sie geschlossen, in der Hoffnung, niemand würde bemerken, dass ich damit ehrliche Arbeit verrichtet hatte.
    Wenn die Frauen feststellten, dass ich schlicht gekleidet war und kein Pferd besaß, glitt ihr Blick einfach über mich hinweg, als ob ich unsichtbar gewesen wäre. Mateo hingegen erregte stets ihre Aufmerksamkeit, ganz gleich, wie abgetreten seine Absätze und wie fadenscheinig seine Manschetten auch sein mochten. Er hatte eine herablassende Art an sich, nicht die Hochnäsigkeit eines Gecken, sondern eine Ausstrahlung, die Gefahren und Abenteuer verhieß und einer Frau sagte, dass er ihr zwar das Herz und die Juwelen stehlen, sie aber dennoch glücklich machen würde.
    Mir fiel auf, dass einige Männer und Frauen Masken trugen, von denen einige nur das halbe, andere das ganze Gesicht bedeckten.
    »Mode«, erklärte Mateo. »Es gilt als schick. Neuspanien hinkt immer Jahre hinter Europa her. Masken waren der letzte Schrei, als ich vor zehn Jahren in Italien gekämpft habe. Viele Frauen reiben sie sogar mit Öl ein und tragen sie im Bett, weil sie glauben, damit Falten verhindern zu können.«
    Während unseres Spaziergangs berichtete mir Mateo, er habe sich bereits mit Don Julios Auftrag beschäftigt.
    »Ich habe mich mit einem Mann in Verbindung gesetzt, der, wie der Don sagt, für die Recontonería arbeitet. Ein seltsamer kleiner Kauz, der überhaupt nicht wie ein Gauner und Betrüger wirkt, sondern eher wie ein Buchhalter. Der Don meint, er sei nur ein Mittelsmann für einige Honoratioren in der Stadt, die das in den verbotenen pulquerías, Bordellen und Märkten verdiente Geld letztlich einstreichen.«
    Mateo schilderte mir gerade, wie er mit dem Mann um eine pulquería gefeilscht hatte, als ich eine vertraute Gestalt

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