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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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in der Abgeschiedenheit einer Hacienda gelebt, dass du die Geschichten nicht kennst, die über diesen Mann im Umlauf sind. Dieser Yanga ist von einer Plantage geflüchtet und hat sich in den Bergen versteckt. Im Laufe der Jahre hat er weitere herrenlose Sklaven um sich geschart und mit ihnen eine Räuberbande gebildet, die die Straßen zwischen Veracruz, Jalapa und Puebla unsicher macht.
    Yanga behauptet, in Afrika ein Prinz gewesen zu sein. Doch ungeachtet seiner Herkunft ist er ein äußerst geschickter Stratege und Feldherr. Inzwischen soll seine Gefolgschaft mehr als einhundert Mann zählen. Er hat in den Bergen ein Dorf gegründet. Als die Truppen des Vizekönigs dieses Dorf endlich entdeckten, wobei viele ihr Leben ließen, zündeten Yangas Leute alles an und verschwanden im Dschungel. Einige Wochen später hatten sie schon wieder ein neues Dorf hoch oben in den Bergen, und schwärmten von dort aus, um auf den Straßen Angst und Schrecken zu verbreiten.
    Ihnen eilt ein fürchterlicher Ruf voraus; allerdings gibt man Yanga die Schuld an so vielen Überfällen, dass er dazu an drei Orten gleichzeitig hätte sein müssen. Außerdem werden die Grausamkeiten in den Erzählungen immer mehr ausgeschmückt, sodass man sich allmählich fragt, ob diese nicht vor allem übertrieben sind.«
    Wir alle schwiegen eine Weile. Ich hoffte natürlich, dass Yanga, der Bandit, nicht der Mann war, den ich befreit hatte. Doch ich erinnerte mich, dass der Plantagenbesitzer über die Behauptung des Sklaven gespottet hatte, er sei früher ein Prinz gewesen. Aber selbst, wenn er es war, hatte ich kein schlechtes Gewissen. Es war nicht meine Schuld, dass es Banditen gab, sondern die der habgierigen Großgrundbesitzer.
    Don Julio starrte an die Decke und schürzte die Lippen. Als er weiter sprach, war es, als hätte er meine Gedanken erraten.
    »Offenbar zahlt uns der Herr das Übel, das wir gesät haben, zweifach zurück. Da es in Neuspanien zwanzigmal so viele spanische Männer wie Frauen gibt, wenden sich die Männer einheimischen Frauen zu, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Auch männliche Sklaven haben Bedürfnisse, und weil auch sie gegenüber den Sklavinnen zwanzigfach in der Überzahl sind, halten sie sich an Indianerinnen. Wir verachten den Nachwuchs, der aus den Beziehungen zwischen Spaniern und Sklavinnen entsteht, und betrachten ihre Kinder nicht als Menschen -nicht etwa weil sie nicht gehen, sprechen und denken könnten wie wir, sondern weil wir in einem dunklen Winkel unserer Seele wissen, dass unsere Gier nach den Schätzen der Neuen Welt schuld an diesen Ungleichheiten ist.
    Schon die zweite Siedlergeneration in der Neuen Welt hatte mit Sklavenrevolten zu kämpfen. Afrikaner, die Diego Kolumbus, dem Sohn des Entdeckers, gehörten, lehnten sich auf und töteten auf der Insel Hispaniola viele Spanier. Dennoch wurden seitdem Zehntausende weiterer Sklaven ins Land gebracht. Hat man aus diesen unheilvollen ersten Tagen der Sklaverei denn gar nichts gelernt?
    Doch genug der Philosophie. Ich brauche Männer, die sich auf den Straßen umhören, keine Gelehrten. Cristo, deine Zeit als Dieb und Bettler liegt nun schon viele Jahre zurück. Verstehst du dein Handwerk noch?«
    »Ich würde es schaffen, einer Witwe den letzten Peso abzuschwatzen, wenn es sein müsste, Don Julio.«
    »Euer Auftrag könnte sich als schwieriger und gefährlicher entpuppen als das Betrügen von Witwen. Ich möchte, dass du als lépero auf die Straßen zurückkehrst. Du hältst Augen und Ohren offen und mischt dich unter die Afrikaner. Ich muss wissen, ob dieses Gerede von einem Aufstand nur Prahlerei der Betrunkenen ist, oder ob etwas Ernstes dahinter steckt.«
    »Ich habe Erfahrung mit den Afrikanern in Veracruz. Und die sagt mir, dass die Schwarzen in der Stadt ihre Absichten wahrscheinlich nicht mit einem lépero erörtern werden.«
    »Ich erwarte ja nicht, dass sie sich dir anvertrauen. Hör dich einfach nur um. Die meisten dieser Afrikaner und Mulatten sprechen untereinander ein Kauderwelsch, weil sie keine gemeinsame Sprache haben. Es ist eine Mischung aus verschiedenen afrikanischen Sprachen, ein bisschen Spanisch und von den Indios aufgeschnappten Wörtern. Du verstehst sie besser als Mateo oder ich.«
    »Aber wäre es nicht sinnvoller, wenn Ihr einen Sklaven oder Mulatten damit beauftragen würdet, sich unter sie zu mischen und Euch alles weiterzumelden?«
    »Das habe ich bereits getan. Mateo wird sich um die Leute kümmern, die wir für ihre

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