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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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bemerkte: Ramón de Alva hoch zu Ross. Bei seinem Anblick zuckte ich unwillkürlich zusammen, richtete mich aber sofort wieder auf. Schließlich war ich kein junger lépero auf den Straßen von Veracruz mehr, sondern ein spanischer Edelmann mit einem Schwert an der Seite.
    Mateo, dem nie etwas entging, folgte meinem Blick.
    »De Alva ist die rechte Hand von Don Diego de Vélez, einem der wohlhabendsten Männer Neuspaniens. Auch Alva soll so reich wie Krösus sein. Außerdem gilt er als bester Schwertkämpfer der Kolonie - abgesehen von mir selbst natürlich. Warum starrst du ihn an, als würdest du ihm am liebsten deinen Dolch in die Kehle stoßen?«
    In diesem Augenblick hielt Alva neben einer Kutsche an. Die Frau darin trug zwar eine Maske, aber ich erkannte das Fahrzeug. Isabella lachte fröhlich über etwas, das Alva gesagt hatte; offenbar störte es sie nicht, dass alle wichtigen Leute der Stadt von ihrer Affäre wussten und dass sie dem Don damit Schande machte.
    Links von mir kicherte jemand. Eine Gruppe junger Männer beobachtete das Gespräch zwischen Alva und Isabella. Der, der gekichert hatte, trug ein goldenes Wams und eine gleichfarbige Hose mit roten und grünen Schlitzen, sodass er an einen bunten Vogel erinnerte.
    »Schaut euch Alva mit der Frau des converso an«, stichelte der Kanarienvogel. »Uns könnte sie doch auch einen blasen, wofür soll die Frau eines converso sonst gut sein?«
    Ich stürzte mich auf den Kanarienvogel und versetzte ihm einen Faustschlag ins Gesicht, woraufhin er nach hinten taumelte.
    »Du bist ein Weib«, verkündete ich, die schlimmste Beleidigung, die man einem Mann zufügen konnte.
    Mit vor Zorn verzerrtem Gesicht griff er nach seinem Schwert. Als ich meines zücken wollte, verfing sich meine Hand in der Glocke. Deshalb hatte ich es erst zur Hälfte gezogen, als der Kanarienvogel mir an den Kragen wollte.
    Plötzlich blitzte zwischen uns ein Schwert auf und wehrte die Waffe des Kanarienvogels ab. Mit blitzschnellen Stößen verletzte Mateo meinen Gegner am Arm. Der Mann sank fluchend zu Boden, während seine Freunde ihrerseits die Schwerter zückten. Doch Mateo fackelte nicht lange und trieb sie in die Flucht.
    Das Hornsignal der Soldaten des Vizekönigs hallte über die Alameda.
    »Lauf!«, schrie Mateo.
    Ich rannte hinter ihm her in ein Wohngebiet. Als wir keine Verfolger hörten, machten wir uns auf den Rückweg zum Haus des Don.
    Mateo war so wütend, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Voller Verlegenheit wegen meines Versagens hielt ich den Mund. Er hatte mich davor gewarnt, aus Eitelkeit ein Schmuckschwert zu tragen. Aber ich hatte es dennoch getan und hatte es nur seiner Geschicklichkeit zu verdanken, dass ich nicht auf der Alameda verblutet war.
    Wir hatten das Haus des Don fast erreicht, und die hochrote Färbung war inzwischen aus seinem Gesicht gewichen. Ich stammelte eine Entschuldigung.
    »Du hast mir von einem Schwert mit Glocke abgeraten. Doch ich war mehr mit meinem Aussehen beschäftigt als damit, ein Schwertkämpfer zu sein, wie du es mir beigebracht hast.«
    »Wie ich versucht habe, es dir beizubringen«, verbesserte er mich. »Außerdem habe ich dich gelehrt, dass du beim Fechten keine Überlebenschance hast. Allerdings bin ich dir nicht wegen deines albernen Herumgefuchtels böse, sondern wegen der Lage, in die du den Don gebracht hast.«
    »Den Don? Ich habe doch nur seine Ehre verteidigt.«
    »Du hast seine Ehre verteidigt? Du? Ein Halbblut, das aus der Gosse stammt? Du willst die Ehre eines spanischen Edelmannes verteidigen?«
    »Sie wussten ja nicht, dass ich Mestize bin. Sie halten mich für einen Spanier.«
    Er packte mich am Kragen. »Und wenn du der Marqués de la Valle selbst wärst, würde mich das einen Dreck scheren. Die Regeln der hombría verlangen, dass ein Mann selbst für seine Frau kämpft.«
    »Ich verstehe einfach nicht, was ich falsch gemacht habe.«
    »Du hast den Don in Gefahr gebracht.«
    Ich begriff immer noch nicht. »Warum habe ich den Don gefährdet, indem ich seine Ehre verteidigt habe?«
    »Weil du seine Ehre überhaupt erwähnt hast, du widerwärtiger, dreckiger lépero. Der Don ist kein Narr und weiß, dass seine Frau für Alva und auch für andere Männer die Beine breit macht. Die Ehe besteht nur noch auf dem Papier. Er meidet die Stadt, um sich nicht in eine peinliche Lage zu bringen.«
    »Warum unternimmt er nichts dagegen?«
    »Was soll er tun? Alva ist ein Meister des Schwertes, der mit einem Dolch zwischen den

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