Das Blut der Azteken
Spitzeldienste bezahlen. Doch der Vizekönig wird dem Wort eines Afrikaners keinen Glauben schenken. Auch einem lépero würde er misstrauen, denn der ist in seinen Augen noch unzuverlässiger als ein Sklave. Nur auf einen Spanier wird er hören, und ich kann gleich mit zweien aufwarten: meinem jungen Vetter und dem Aufseher meiner Hacienda.«
»Was kann ich sonst noch für Eure Ermittlungen tun, außer die Afrikaner zu beaufsichtigen, die Ihr beschäftigt?«, erkundigte sich Mateo bei Don Julio.
»Sorgt dafür, dass Cristo am Leben bleibt. Er ist neu in der Stadt, und ich befürchte, seine Kenntnisse vom Leben auf der Straße könnten ebenso lückenhaft geworden sein wie die Wände des Tunnels. Außerdem solltet Ihr ins pulque- Geschäft einsteigen.«
»Pulque?«
»Was trinken Afrikaner Eurer Ansicht nach sonst? Teuren spanischen Wein etwa?«
»Sklaven ist es verboten, pulque zu trinken.« Diese dümmliche Anmerkung stammte von mir, und die beiden Männer sahen mich belustigt und ungläubig an.
»Mord, Straßenraub und Rebellion sind ebenfalls ungesetzlich«, murmelte Don Julio.
»Was auch für die Umtriebe heruntergekommener léperos gilt«, ergänzte Mateo. »Und dennoch gibt es dieses Gesindel auf den Straßen - und in diesem Haus. Aber, Don Julio, wie genau habt Ihr Euch das mit dem pulque- Geschäft gedacht?«
»Mit zwei Dingen bringt man einen Mann ganz sicher dazu, dass er leichtsinnig wird und zu reden anfängt -mit Frauen und mit Alkohol. Und beides findet man in einer pulquería. Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass es in dieser Stadt Tausende pulquerías gibt, sofern man die alten Frauen mitzählt, die das Getränk vor ihrer Haustür aus einem Krug verkaufen. Zweifellos werden viele davon heimlich betrieben und bedienen ausschließlich Afrikaner. Ihr werdet eines dieser Lokale mieten oder wenn nötig kaufen. Außerdem werdet Ihr weitere dieser Schänken ausfindig machen und unsere Afrikaner zum Spionieren hinschicken.«
»Und wie finde ich so ein Lokal?«
»Cristo wird sich auf der Straße umhören und bald wissen, wo sie sind. Allerdings gibt es noch einen einfacheren Weg. Diese Tavernen sind nämlich nicht im Besitz von Afrikanern, sondern werden nur von ihnen betrieben. Das meiste unehrlich verdiente Geld in dieser Stadt fließt durch die Hände von uns Spaniern. Ich nenne Euch den Namen eines Mannes, eines Spaniers, der sich eine ehrenwerte Fassade gibt. Gewiss ist er auch in der Lage, Euch eine pulquería zu beschaffen.«
»Hat er mit der Recontonería zu tun?«, fragte ich.
Verblüfft schüttelte Don Julio den Kopf. »Du bist erst seit einer Stunde in der Stadt und kennst schon den Namen der Organisation, auf deren Konto der Großteil der Korruption geht. Ich glaube, ich muss mir keine Sorgen machen, dass du deine verbrecherische Ader verloren haben könntest.«
»Was haltet ihr von euren Zimmern?«, erkundigte sich der Don, als Mateo und ich uns zum Gehen anschickten. »Isabella hat sie eigens für euch ausgesucht.«
Ich wechselte einen Blick mit dem Pícaro. »Ausgezeichnet, Don Julio. Ich bin sehr zufrieden.«
Der Don musste ein Grinsen unterdrücken. »Sei froh, dass du nur über dem Stall untergebracht bist.«
13
Als wir in unsere Prachtgemächer über dem Stall zurückkehrten, rieb sich Mateo genüsslich die Hände. »Abenteuer und Spannung liegen in der Luft. Wer weiß, was uns bei diesem Auftrag bevorsteht, Amigo. Ich wittere Romantik und Gefahren, die Reize einer Frau und sehe einen Dolch an meiner Kehle.«
»Wir sollen einen Sklavenaufstand aufdecken, Mateo, nicht die Liebesaffäre eines Herzogs.«
»Mein junger Freund, das Leben ist das, was man daraus macht. Mateo Rosas de Oquendo kann einen Schweineschwanz in einen goldenen Ring verwandeln. Ich werde dir zeigen, wie das geht. Heute Abend bringe ich dich an einen Ort, wo du den Staub der Hacienda abschütteln kannst. Du hast dich so lange mit indianischen Bauernmädchen abgegeben, dass du gar nicht mehr weißt, wie es ist, am Busen einer Frau zu schnuppern, die nicht nach Tortillas und Bohnen riecht.«
»Was ist das für ein Ort, Mateo? Ein Nonnenkloster? Das Schlafzimmer der Gattin des Vizekönigs?«
»Ein Freudenhaus natürlich. Das beste in der Stadt. Hast du Geld, Amigo? Dort wird ein Kartenspiel namens Primero gespielt, das ich meisterhaft beherrsche. Wenn du dein ganzes Geld mitbringst, wird dir jede Frau dort zu Diensten sein, und du gehst trotzdem mit vollen Taschen nach Hause.«
Ich war stolz darauf,
Weitere Kostenlose Bücher