Das Blut der Azteken
zum Drucken gegeben habe.«
»Natürlich, Don Jorge.«
»Heute bringe ich Euch die Dokumente. Es werden viele Abschriften benötigt, und man wird Euch einen geringen Betrag zahlen, um die Kosten für die Tinte zu decken. Die Heilige Inquisition stellt Euch das Papier zur Verfügung.«
»Danke für Eure Großzügigkeit, Don Jorge.«
Das war es also. Er würde sich die gesamten Druckkosten von der Inquisition erstatten lassen, mir aber nur das Geld für das Material geben, damit ich im Geschäft blieb. Und ich wettete darauf, dass die Differenz nicht im Opferstock landen würde.
Ach, wie böse und hinterhältig Menschen doch sein konnten! Von einem Regierungsbeamten war ein derartiges Verhalten zu erwarten, aber bei einem Diener der Kirche hätte man eigentlich annehmen müssen, dass er mehr dafür tat, um bei Gott gut angeschrieben zu sein.
»Was sind das für Dokumente?«
»Die Liste der Menschen, die im Verdacht stehen, Gotteslästerer und Juden zu sein«, erwiderte er. »Und eine Aufstellung der von der Inquisition verbotenen Bücher.«
18
› Converso. Vermutlich Marrane. Angezeigt von Miguel de Soto.‹ Mateo las den Eintrag über Don Julio auf der schwarzen Liste der Inquisition. Selbstverständlich hatte ich nach dem Drucken eine Abschrift der Verdächtigenliste zurückbehalten.
»Wer ist Soto, und warum wirft er Don Julio vor, ein heimlicher Jude zu sein?«, fragte Mateo.
»Ich habe mit einem Steuerprüfer im Kontor des Vizekönigs gesprochen, dessen literarischer Geschmack Luzifer erröten lassen und in den Beichtstuhl treiben würde. Er sagt, Soto handle mit Arbeitskräften, also mit Leibeigenen, landlosen Indios, verarmten Mestizen und anderen hilflosen Menschen, die er als Zwangsarbeiter verschachern kann. Für den Tunnelbau hat er Tausende von Indios beschafft. Selbst abzüglich des Geldes, mit dem er die Hälfte aller städtischen Bediensteten bestechen musste, um den Auftrag zu bekommen, hat er ein kleines Vermögen verdient. Ich habe keine Ahnung, warum er solche Vorwürfe gegen den Don erhebt, aber ich kann es mir denken.«
»Der Don hat sich gewiss beschwert, er habe minderwertiges Material beschafft und am Bau gepfuscht«, meinte Mateo.
»Nein, Soto hatte lediglich die Aufgabe, anderen Unternehmen die Arbeitskräfte zur Verfügung zu stellen. Wahrscheinlich tut er nur Ramón de Alva einen Gefallen.«
»In welcher Verbindung steht Alva denn zu Soto?«
»Miguel ist sein Schwager und Martín de Soto, der die Balken und das Material zur Herstellung von Ziegeln geliefert hat, ebenfalls.«
»Und was hat Alva zum Tunnelbau beigetragen?«
»Nichts - zumindest auf den ersten Blick. Scheinbar tut er nichts anderes, als die Geschäfte von Don Diego Vélez, Marqués de la Marche, zu regeln.« Elénas Onkel, doch mein Verhältnis zu dem jungen Mädchen war ein besser gehütetes Geheimnis als die Verdächtigenliste der Inquisition. »Offenbar ist Alva ein schwerreicher Mann geworden, indem er das Vermögen des Marqués mehrte. Der Steuerprüfer sagt, dass Alva bei allen Machenschaften der Sotos die Finger mit im Spiel hat.«
»Der Mann verfolgt dich.«
»Er ist mein dunkler Schatten. Und nun auch der des Don. Don Julio glaubt, dass der Tunnel eingestürzt ist, weil man sich nicht an seine Anweisungen gehalten, schlampig gearbeitet und minderwertiges Material verwendet hat. Aber er hat Schwierigkeiten, es zu beweisen.«
»Und er klagt die an, die dafür verantwortlich sind. Miguel de Soto hat vermutlich zehnmal weniger Arbeiter eingesetzt, als er in Rechnung gestellt hat. Und sein Bruder hat sicher nur die Hälfte der Ziegel und Balken geliefert. Und wenn man einen Sündenbock braucht, eignet sich ein converso besonders gut. Soto und seine Spießgesellen ziehen Don Julios Namen in den Schmutz, indem sie ihm vorwerfen, ein heimlicher Jude zu sein.«
»Wir müssen dem Don helfen«, sagte ich.
»Leider kann man diese Angelegenheit nicht mit dem Schwert bereinigen. Die Anschuldigungen bestehen nun einmal und würden auch nicht aus der Welt geschafft, wenn ich Soto tötete. Ganz im Gegenteil, der Verdacht würde dann noch mehr auf Don Julio fallen. Doch wir müssen den Don unbedingt warnen.«
»Aber wie? Soll ich ihm etwa erzählen, dass wir beide jetzt für die Heilige Inquisition drucken?«
Mateo fand diese Anmerkung nicht sehr witzig. »Ich schlage vor, dass du auf die Märchen zurückgreifst, mit denen du dir jahrelang auf den Straßen dein täglich Brot erbettelt hast. Einen Freund zu
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