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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Luis Dreck am Stecken hatte. Obwohl ich es Mateo nicht erklären konnte, spürte ich, dass Luis einen verdorbenen Charakter hatte, worin er Alva sehr ähnlich war. Die beiden Männer machten auf mich einen kalten und skrupellosen Eindruck. Allerdings war es in meinen Augen weniger verwerflich, Silbertransporte zu berauben, als Tausende von Indios zu töten, indem man minderwertige Materialien zum Tunnelbau verwendete, und das hatte Alva ganz gewiss getan. Ich war überzeugt davon, dass er und Luis außerdem an den Überfällen auf die Silbertransporte beteiligt waren.
    Ich stieg vom Pferd und reichte Mateo die Zügel. »Ich werde mich vergewissern«, sagte ich.
    Nachdem ich mich um die Ecke des Gasthauses geschlichen hatte, spähte ich durchs Fenster. Nur wenige Meter von mir entfernt saßen Catalina und Luis und zechten und plauderten wie alte Freunde - und Verschwörer. Da drehte sich das Mannweib plötzlich um und sah mir genau in die Augen. Ich verriet mich, da ich es mit der Angst zu tun bekam und zu den Pferden zurückrannte.
    »Luis und Catalina haben mich bemerkt. Was sollen wir tun?«, fragte ich Mateo.
    »Wir reiten wie der Wind zurück nach Mexiko-Stadt und erstatten Don Julio Bericht.«
    Nachdem wir dreimal die Pferde gewechselt hatten, erreichten wir zwei Wochen später und von heftigen Regenfällen durchnässt Mexiko-Stadt. Auf einigen Straßen stand das Wasser so hoch, dass es unseren Pferden bis zum Bauch reichte.
    Keiner von uns sprach ein Wort. Wir waren todmüde und besorgt wegen der Folgen, die dieses Wetter für den Don haben konnte. Dann aber sagte ich mir, dass der Don gewiss in der Gunst des Vizekönigs steigen würde, wenn wir meldeten, dass wir den Silberräubern auf die Schliche gekommen waren. Bald jedoch kam ich zu dem Schluss, dass ich mir etwas vormachte, wenn ich auf Wahrheit und Gerechtigkeit setzte und glaubte, reiche, mächtige Männer eines Verbrechens bezichtigen zu können. Schließlich war ich ein lépero und wurde wegen zweier Morde gesucht, Mateo hätte als Pícaro eigentlich nach Manila verfrachtet werden sollen, und zu allem Überfluss arbeiteten wir beide für einen converso.
    Die Angst schnürte mir die Brust zu, als wir uns dem Haus des Don näherten. Da es neun Uhr abends war, überraschte es uns, dass nirgendwo Licht brannte. Für gewöhnlich bestand Isabella darauf, das ganze Haus von innen und außen mit Kerzen zu erleuchten, doch heute war alles dunkel. Eigentlich hätte sich in diesem Moment mein Argwohn regen müssen, aber wir waren geritten wie von wilden Furien gehetzt und deshalb ausgehungert und erschöpft.
    Am Haupttor stiegen wir ab, um es zu öffnen. Dann führten wir, zwei durchweichte, mit Schlamm bespritzte Männer, unsere ebenfalls tropfnassen und schmutzigen Pferde zum Stall. Erst als ich in der Dunkelheit eine Bewegung wahrnahm, witterte ich Gefahr. Mateo zog sein Schwert, und ich griff ungeschickt nach meinem. Doch als er die Waffe wieder sinken ließ, hielt ich inne.
    Ein Dutzend Männer, mit Schwertern und Musketen bewaffnet, umzingelte uns. Sie trugen das grüne Kreuz der Inquisition.

24
    Die Inquisitoren nahmen uns Schwerter und Dolche ab und fesselten uns die Hände auf dem Rücken, während ich sie unaufhörlich befragte.
    »Was soll das? Wir haben nichts verbrochen!«
    Doch die einzige Antwort war ein heftiger Regenschauer, der plötzlich auf uns herniederging. Ich konnte mir zwar denken, was sie von uns wollten, doch da Schweigen im Angesicht eines Vorwurfs als Geständnis gilt, beteuerte ich lautstark meine Unschuld und verlangte, dass sie Don Julio ihre Ermächtigung vorlegten.
    Nachdem meine Hände gefesselt waren, stülpte man mir eine schwarze Kapuze über den Kopf und stieß mich grob in eine Kutsche.
    Bevor mir die Kapuze über die Augen rutschte, sah ich noch, wie Mateo, ebenfalls unter einer Kapuze, in eine andere Kutsche verfrachtet wurde. Dann war ich blind und musste mich auf meine Ohren verlassen. Aber außer dem heftigen Regen und dem Scharren von Füßen vernahm ich nichts. Als sie mich und Mateo trennten, hörte ich nur, wie einer der Männer mich als heimlichen Juden bezeichnete. Das verriet mir, dass wir nicht wegen unserer anstößigen Romane und Theaterstücke verhaftet wurden, sondern wegen Don Julios Schwierigkeiten mit dem Tunnel. Allerdings pflegte die Inquisition Juden zu verbrennen. Natürlich konnte ich dem Scheiterhaufen entrinnen, indem ich gestand, dass ich in Wirklichkeit kein konvertierter Spanier war und mich

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