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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Luken. Aus einer anderen flehte eine gequälte Stimme.
    »Wer ist da? Bitte sagt mir, welchen Tag wir heute haben. Welchen Monat. Habt Ihr etwas über die Familie von Vicento Sánchez gehört? Ist sie wohlauf? Wissen meine Kinder, dass ihr Vater noch lebt? Helft mir! Um Gottes willen, helft mir!«
    Sie öffneten eine rostige Tür und bedeuteten mir einzutreten. Vor mir lag eine undurchdringliche schwarze Masse. Ich zögerte, denn ich befürchtete, dass ich hereingelegt und zum Sterben in ein tiefes Loch geworfen werden sollte. Einer der Geistlichen versetzte mir einen Stoß, und ich taumelte in die Zelle. Bis zu den Knien in Wasser watend, tastete ich nach der Wand, um mich abzustützen.
    Die Tür wurde hinter mir zugeschlagen, und ich stand in völliger Dunkelheit. Mictlán, das Land der Toten, hätte nicht finsterer sein können. Und gewiss hätte mich die Hölle nicht mehr geängstigt als diese völlige Abwesenheit von Licht.
    Ich benutzte meine Hände, um den Raum zu erkunden. Eigentlich war es weniger ein Raum, sondern eher eine Brutstätte für Ungeziefer. Wenn ich die Arme ausstreckte, konnte ich auf beiden Seiten die Wände berühren. Eine steinerne Bank war meine einzige Zuflucht vor dem Wasser.
    Allerdings war die Bank nicht lang genug, um darauf zu liegen. Also lehnte ich mich an die Wand und streckte die Beine auf der Bank aus. Von der Wand neben mir lief ständig das Wasser herab. Auch von der Decke über mir tropfte das Wasser und traf immer meinen Kopf, ganz gleich, wie ich mich auch hinsetzte.
    Es gab weder eine Decke noch - bis auf die Dreckbrühe selbst - etwas, in das ich meine Notdurft verrichten konnte. Allmählich schöpfte ich den Verdacht, dass man mir außer dem Wasser, in dem Exkremente schwammen, nichts zu trinken geben würde.
    Die Ratten hingegen schienen sich an der Kälte und Feuchtigkeit nicht zu stören. Außerdem machte ich bald eine weitere Begegnung in diesem Raum, als mir etwas Kaltes und Schleimiges über die Beine glitt. Ich stieß einen Schreckensschrei aus. Zuerst hielt ich es für eine Schlange, doch selbst die hätte es wohl nicht lange in diesem Höllenloch ausgehalten. Und wenn es keine Schlange war… was sonst fühlte sich feuchtkalt und kriechend an?
    Angst stieg in mir auf. Ich bemühte mich, langsam zu atmen und die Panik zu unterdrücken. Ich wusste genau, was diese Teufel im Gewand von Bettelmönchen mit mir vorhatten. Sie wollten Furcht in mir wecken und mich einschüchtern, um mich weich zu klopfen. Ich lachte in mich hinein. Fast sah es aus, als könnten sie damit Erfolg haben. Hätte Bruder Antonio mir diese Schrecken nicht geschildert, ich hätte wahrscheinlich den Verstand verloren.
    Zitternd vor Kälte betete ich zu Gott, er möge mir das Leben nehmen und meine Freunde verschonen. Ich betete zwar nur äußerst selten, aber ich war es dem Don und seiner Familie schuldig, die mich wie einen Angehörigen behandelt hatten. Wie ertrug der Don nur diese Misshandlungen? Was war mit Inez und der armen Juana? Und wie war es meinem Freund Mateo ergangen? Er war ein starker Mann, jedenfalls stärker als ich, der Don und die Frauen. Doch auch er würde dasselbe empfinden wie jeder Mensch, der plötzlich aufwacht und feststellen muss, dass er über Nacht in Dantes Inferno verschleppt worden ist. Nur mit dem Unterschied, dass diese eiskalte Hölle ein Werk der Kirche war, die seine Geburt gesegnet hatte und auch seinen Tod segnen würde.
    Die Welt ist grausam.

25
    Tage und Nächte vergingen. Ich sah weder jemanden, noch hörte ich irgendetwas bis auf meine eigene Angst und das Scheppern der Suppenkelle an der Luke meiner Zellentür. Ich zählte die Tage nach den Mahlzeiten ab. Jeden Morgen und Abend gab es kalten Brei -Schmutzwasser mit ein paar Maiskörnern darin. Abends gab es noch eine Tortilla dazu.
    Wenn der Mönch, der das Essen brachte, an die Tür klopfte, streckte ich meine Schale durch die Öffnung, damit er sie füllen konnte. Ich spähte angestrengt durch das kleine Loch, sah aber nur seine dunkle Kapuze. Mir wurde klar, dass die Isolation und Dunkelheit zwei Zwecken dienten: Indem man die Menschen, die in diesem Albtraum gefangen waren, mit sich allein ließ, steigerte man ihre Angst. Außerdem waren die Mönche vor der Rache derjenigen Sträflinge geschützt, die wieder in die Freiheit entlassen wurden, sich aber nur allzu gut an die erlittenen Torturen erinnerten.
    Der Mönch mit dem Essen sprach nie ein Wort. Ich hörte, wie meine Zellennachbarn nach ihm

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