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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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hatte mich gelehrt, dass man beim Kämpfen mit Degen und Dolch Letzteren nur als Stichwaffe einsetzen sollte. Mit anderen Worten war es das Beste, den Gegner mit dem Degen abzulenken und ihn dann mit dem Dolch zu töten.
    Obwohl dieses kurze Schwert kein Degen und der Hammer kein Dolch war, erschien mir diese Strategie sehr sinnvoll.
    Insbesondere wenn ich einen weiteren eindeutig nützlichen Ratschlag von Mateo nicht außer Acht ließ: Du darfst den Gegner nicht zu Atem kommen lassen.
    Wie ein waidwunder Tiger stürzte ich mich, den erhobenen Hammer in der linken Hand, auf den Mann. Mit der rechten Hand ließ ich das Schwert durch die Luft sausen.
    Der Mann, der sich unvermittelt einem bewaffneten, zu allem entschlossenen Widersacher gegenübersah, drehte sich um und ergriff die Flucht. Voller Blutdurst und außer mir vor Wut, machte ich mich an die Verfolgung.
    Nur das rettete mir wahrscheinlich das Leben, denn die Lunte erwies sich als ausgesprochen effizient. Trotz einer Länge von etwa siebzig Zentimetern dauerte es lediglich eine knappe halbe Minute bis zur Explosion. Dabei wurde auch die zusätzliche Schwarzpulverladung ausgelöst, die ich in der Tunnelwand versteckt, aber aus Zeitmangel nicht mehr außer Reichweite geschafft hatte.
    Durch die Sprengung wurden der Wachmann und ich von einem kleinen Gesteinshaufen verschüttet. Langsam kam ich wieder zu mir und richtete mich benommen auf. Inzwischen konnte ich Stimmen aus dem oberen Teil des Schachts hören. Bald würden die Arbeiter von der nächsten Schicht und die Wachleute da sein, um den Schutt wegzuschaffen und herauszufinden, was geschehen war.
    Ich hatte einen Aufseher und zwei Wachen getötet und den halben Schacht gesprengt. Also musste ich so schnell wie möglich verschwinden. Ich eilte den Schacht entlang zu dem aufgegebenen Tunnel. Auch dieser war eingestürzt und fast bis zur Decke mit Felsstücken und Schutt gefüllt. Doch durch das Geröll hindurch war noch etwas anderes zu sehen: Licht.
    Wie eine Katze kletterte ich über die Schutthalde und schlug mir mit dem Hammer einen Gang von etwa dreißig Zentimetern Höhe frei, durch den ich kriechen konnte. Ich war sicher, dass ich es nach draußen schaffen würde. Nur eine spitze Felszacke ragte noch vor dem Ausgang auf. Ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass es mir gelingen würde, sie mit dem Hammer abzubrechen.
    Die Schreie oben im Schacht wurden lauter. Außerdem begann die Umgebung des Ausstiegs zu knirschen und zu erzittern. Ich hatte nicht mehr viel Zeit. Bald würden die Wachen hier sein. Und wenn der Berg in sich zusammenstürzte, saß ich in der Falle.
    Ich arbeitete mich weiter zum Ausgang vor.
    Als ich die Felszacke erreichte, war ich von oben bis unten mit blutigen Schnittwunden übersät. Ich hörte, wie Männer den aufgegebenen Gang betraten, was bedeutete, dass ich sie auf mich aufmerksam machen würde, wenn ich den Hammer benutzte.
    Zum Teufel damit.
    Mit beiden Händen hieb ich aus Leibeskräften auf die Felszacke ein. Der Hammer machte einen Lärm, der Tote hätte aufwecken können, und das Gebrüll hinter mir wurde lauter. Beim vierten Schlag brach die Zacke ab und wurde nach draußen geschleudert. Im selben Moment packte mich jemand am Fuß, kroch weiter und hielt mein Bein fest. Ich drehte mich um und wollte ihm schon den Schädel zertrümmern, als er rief: »Ich komme mit!«
    »Dann beeil dich«, erwiderte ich, »ganz gleich, wohin es geht.«
    Ich umfasste die äußere Kante des Ausstiegs und spähte hinaus. Obwohl ich einige Minuten Zeit gehabt hatte, mich langsam an das Licht zu gewöhnen, war ich geblendet. Ich hielt mir die Hand vor die Augen und kroch weiter. Ich musste fliehen, bevor die Wachen uns beide zurückhielten.
    Als mein Oberkörper schon aus dem Ausstieg ragte, konnte ich genug sehen, um einen Fluchtweg auszumachen. Rechts von mir, in etwa dreißig Meter Entfernung, verlief eine nach unten führende, ungefähr hundertfünfzig Meter lange Rinne durch die Felswand. Ich konnte nicht erkennen, wie weit sie reichte, doch eine andere Möglichkeit gab es nicht. Ich musste die senkrechte Felswand überwinden und dann die Rinne hinunterklettern.
    Inzwischen war der Gefangene hinter mir außer sich vor Angst. Ein Wachmann hatte sich zu ihm durchgezwängt und umklammerte seinen Knöchel.
    »Nein, nein!«, schrie er. »Ich will nicht zurück!«
    Ich teilte seine Auffassung von ganzem Herzen. Der Ausstieg ächzte und stöhnte unter dem Gewicht von einer Million Tonnen

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