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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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arbeitest. Deinen Rücken verschone ich, weil er noch wund ist. Schließlich sollst du nicht vor lauter Schmerzen arbeitsunfähig werden. Hast du verstanden?«
    »Ja.«
    »Solange du fleißig bist, kriegst du keine Prügel - jedenfalls nicht zu häufig. Du bekommst ordentlich zu essen, damit du bei Kräften bleibst. Wenn du versuchst zu fliehen, stirbst du. Das hier ist kein Gefängnis. In einem Gefängnis gibt es für einen Fluchtversuch Haftverlängerung. Bei uns wird man getötet. Hast du verstanden?«
    »Ja.«
    »Wenn du faul bist, setzt es Dresche. Beim zweiten Mal schneide ich dir ein Ohr ab. Auf dem Weg in den Schacht wirst du den Pfosten sehen, an dem wir die Ohren festnageln. Weißt du, was beim dritten Mal passiert?«
    »Du schlägst mir den Kopf ab.«
    Gonzalo grinste und hieb mir den Knauf seiner Peitsche ins Gesicht, dass mir das Blut die Wange hinunterlief. »Da hast du Recht, aber es ist unklug, im Recht zu sein. Du bist ein Arbeitstier, kein Mensch. Wenn du mit mir sprichst, richtest du den Blick zu Boden, damit ich weiß, dass du Respekt vor mir hast.«
    Hundeführer, alles Indios, brachten ihre Bulldoggen näher heran. Es waren knurrende Bestien mit bedrohlich gefletschten Zähnen.
    »Ich warne dich davor, dich mitten in der Nacht aus der Schlafbaracke verdrücken zu wollen. Einer hat es mal probiert. Er hat ein Loch in die Wand gebohrt und ist zur Mauer gelaufen. Die Hunde hatten ein gutes Abendessen.«
    Wieder schlug er mir auf die Rückseite der Beine.
    »Und lass die Finger vom Silber, du kannst es hier sowieso nicht ausgeben. Wenn du zum ersten Mal beim Diebstahl ertappt wirst, verlierst du ein Ohr. Beim zweiten Mal ist der Kopf ab.«
    Die Peitsche traf meine Beine unterhalb der Knie.
    »Bringt ihn zum Brandmarken.«
    Die beiden Männer hielten mich fest, während der Schmied zu einem rot glühenden Eisen in der Form eines ›C‹ griff, das etwa so groß war wie das erste Gelenk meines kleinen Fingers. Weil ich beim Anblick des Eisens zurückzuckte, entstand auf meiner Wange ein verschmierter Buchstabe, und zwar genau an der Stelle, wo ich noch nach dem Hieb mit dem Peitschengriff blutete.
    So begann mein Leben als Bergwerkssklave. Ich war gebrandmarkt und geschlagen worden, und man gewährte mir nur deshalb Essen und Schlaf, da auch ein Lasttier ohne dieses Zugeständnis nicht arbeitsfähig gewesen wäre. Die Schlafbaracke war ein fensterloser Lehmziegelbau mit nur einer Tür und eignete sich ausgezeichnet als Gefängnis. Es gab weder Betten noch abgetrennte Zimmer, sondern nur einen langen, schmalen Raum mit Strohhaufen und Decken auf dem Boden.
    Die Arbeit wurde in zwei Zwölf-Stunden-Schichten unter Tage verrichtet. Außerdem fielen über der Erde noch jede Menge zusätzliche Aufgaben an. Nach jeder Schicht gab es eine Mahlzeit, und dann durften die Männer schlafen, bis es wieder Zeit für die Arbeit war.
    Mein Arbeitstrupp teilte sich einen Schlafbereich und die Decken. Wenn eine Mannschaft loszog, nahm sich die nächste die Decken und streckte sich im Stroh aus. Außer den Kleidern, die wir am Leibe trugen, besaßen wir keine persönliche Habe. Waren die Sachen zu zerlumpt, konnten wir uns ein zerschlissenes Hemd oder eine Hose von einem Haufen von Kleidern nehmen, deren Besitzer bereits gestorben waren.
    Jeden Tag zogen wir in den Schacht ein und stiegen auf Leitern die verschiedenen Etagen hinunter zum Haupttunnel. Im Bergwerk war es dunkel, feucht, kalt und staubig, und man schwebte ständig in Lebensgefahr, doch je tiefer wir kamen, desto heißer wurde es, sodass uns der Schweiß in Strömen hinablief und viele Männer aus Flüssigkeitsmangel die Besinnung verloren. Nur Kerzen und kleine Fackeln spendeten ein wenig Licht.
    Wegen der Finsternis wäre Davonlaufen ein Leichtes gewesen, doch wohin hätte man fliehen sollen? Der einzige Ausgang lag oben und wurde von Wärtern mit Hunden bewacht.
    Da ich zu lebenslänglich verurteilt war, hatte man mich zum Sprengtrupp eingeteilt. Wir hämmerten und schlugen tiefe Löcher in den Fels und stopften Schwarzpulver hinein. Dann legten wir Schwarzpulver zu einer Linie aus, zündeten es an und nahmen die Beine in die Hand.
    Da dieses Verfahren noch ziemlich neu war und wir nicht über ausreichende Erfahrung verfügten, war das Sprengen buchstäblich ein Spiel mit dem Feuer. Man konnte auf diese Weise zwar große Gesteinsmengen lockern - bei einer einzigen Sprengung löste sich mehr, als ein Dutzend Männer mit Hacken an einem ganzen Tag

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