Das Blut der Azteken
entschieden wir uns für ein Drama mit einer einzigen Sprechrolle. Mateo würde als Erzähler das Geschehen schildern, während Gott Vergeltung an den Sündern übte und himmlischen Donner und Blitze auf sie herniederregnen ließ.
Es war äußerst unwahrscheinlich, dass das Stück nach der Premiere weitere zahlende Zuschauer finden würde - aber schließlich genügte eine Aufführung für unsere Zwecke.
Wir mussten uns wieder verkleiden, und Mateo, der Vollblutschauspieler, hatte sofort einen Vorschlag für ein einfaches Kostüm.
»Laienmönche.«
»Laienmönche?«
»Es gibt einen baskischen Orden weltlicher Mönche, die sich die Brüder der guten Hoffnung nennen. Sie ziehen durch die Lande und tun Gutes. Dabei tragen sie mausbraune Kutten mit Kapuzen auf den Köpfen und Vollbärte. Die Kirche duldet sie, weil sie als harmlos gelten. Und niemand würde sich wundern, wenn sie die vereinfachte Fassung eines religiösen Stückes aufführen würden.«
»Mateo, du bist ein Genie.«
Grinsend nahm Mateo einen großen Schluck aus seinen allgegenwärtigen Weinschlauch. »Na, Bastardo, habe ich dir nicht versprochen, dass du im Leben alles bekommen wirst, was du verdienst, wenn du bei mir bleibst? Schau dich nur an. Innerhalb weniger Wochen hast du dich vom Banditen in einen Diener und vom Diener in einen Mönch verwandelt. Und bald wirst du ein Edelmann in unserem Mutterland Spanien sein. Wenn unsere Taschen erstmal vom Silber und Gold des Königs überquellen, reisen wir nach Sevilla, in die Königin aller Städte.«
Wir brauchten Geld, um den Vertreter des Königs zu bestechen, damit dieser uns die Erlaubnis erteilte, das leere Grundstück neben der Münze zu benutzen. Außerdem mussten wir Holz kaufen, um eine Bühne zu bauen, und braune Decken beschaffen, aus denen die Indianerinnen Mönchskutten nähen konnten. Aber mir war schon etwas eingefallen.
»Du hast an den Kartentischen in den Wirtshäusern schon so viel Geld verspielt, dass es für mehrere Leben reichen würde. Wäre es nicht gerecht, sich einen Teil dieses Geldes zurückzuholen? Außerdem müssen wir noch ein wenig mit dem Schwarzpulver experimentieren.«
Wir entschieden uns für eine Bergarbeiterstadt, etwa drei Tagesreisen von Mexiko entfernt. Obwohl es sich nicht um eine reiche Stadt wie Zacatecas handelte, lag auf den Tischen in den Gasthäusern dort sicher mehr Silber herum als in einem von Handel oder Landwirtschaft geprägten Gebiet.
Mateo trat in die Gaststube, während ich draußen um das Haus herumging. Einer unserer Mestizen bewachte hinter dem Gebäude die Pferde. Nachdem ich Mateo genug Zeit gegeben hatte, etwas zu trinken und zu erkunden, an welchem Tisch um den höchsten Einsatz gespielt wurde, legte ich meine Schwarzpulverbombe an der Hintertür des Wirtshauses ab. Ich hoffte, dass Mateo daran denken würde, auf der anderen Seite des Raumes zu bleiben. Die Explosion riss die Tür aus den Angeln und sprengte ein Loch in die Wand. Sofort warf ich die zweite Bombe und rannte zu meinem Pferd.
Unser Plan war, dafür zu sorgen, dass die Männer voller Angst aus dem Gasthaus stürmen und ihr Geld auf den Tischen vergessen würden.
Kurz darauf holten wir Mateo neben dem Gebäude ab und ließen die Stadt und die Verwirrung, die wir gestiftet hatten, hinter uns. Mateo hatte die Taschen voller Geld und üble Laune.
»Schau, wie tief ich gesunken bin. Ein spanischer Herr und Caballero, der Geld von einem Spieltisch nimmt wie ein gemeiner Dieb. Das hat man davon, wenn man sich mit Mischlingen abgibt.«
»Ach, mein Freund, du solltest es einmal anders betrachten: Zum ersten Mal in deinem Leben kommst du mit Geld in den Taschen aus einem Gasthaus.«
Ich überließ es ›Bruder Mateo‹, das Bestechungsgeld auszuhandeln. Wie vermutet, brachte uns das Thema des Stücks rasch eine Genehmigung ein. In der Zwischenzeit befasste ich mich mit dem Aufbau von Bühne und Bühnenbild. Die Bühne platzierte ich in einem Abstand von gut drei Metern zur Mauer des Münzamtes, wie der stellvertretende Leiter mich angewiesen hatte.
Es lag ohnehin nicht in unserer Absicht, die Bühne unmittelbar an das Gebäude angrenzen zu lassen. Stattdessen trennten wir den Bereich mit Decken und Kulissen ab, damit wir eine Garderobe hatten.
Da ich mich in der Mönchskutte, das Gesicht im Schatten der Kapuze verborgen, sicher fühlte, unternahm ich einen Spaziergang durch die Stadt. Ich befürchtete, Eléna und Luis zu begegnen, und machte deshalb einen Bogen um die
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