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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Bühne kam, nicht sofort auffiel. Allerdings hätte Enrique erst damit beginnen sollen, wenn ich zurück war.
    Léperos zeichneten sich zwar nicht durch besondere Klugheit aus, konnten aber im Gegensatz zu den Indios, die den Inspektor zu früh freigelassen hatten, verhältnismäßig gut rechnen. Die Beute durch vier zu teilen anstatt durch fünf, bedeutete, dass für Enrique mehr dabei heraussprang. Ich fragte mich, ob Enrique allein auf die Idee gekommen war, mich im Münzamt einzusperren, oder ob er es gemeinsam mit seinen Kumpanen ausgeheckt hatte. Eigentlich war der Plan zu schlau, um auf Enriques Mist gewachsen zu sein. Vermutlich hatten die drei Banditen ohnehin verabredet, Mateo und mich nach dem Raub zu töten - und nun hatte sich unversehens die Gelegenheit ergeben, mich zu beseitigen.
    Durch die Erde und die Steine, die von der anderen Seite in den Tunnel gestopft wurden, stieg der Wasserspiegel, bis er fast den Boden erreichte. Es war unmöglich, in den Tunnel hinabzusteigen und mir den Weg freizugraben, da ich dabei sicher ertrunken wäre.
    Die Tür, die ins restliche Gebäude führte, war verschlossen. Nur der Direktor besaß einen Schlüssel. Und wenn er am Morgen erschien, würde er mich in der Schatzkammer vorfinden, neben einem großen Loch im Boden, während ein guter Teil des Bestandes fehlte.
    Selbst die Inquisition würde außer sich sein, weil ihre Schatulle mit Juwelen verschwunden war. Sie musste sich nur noch mit dem Vizekönig einig werden, wer mich nun vierteilen beziehungsweise auf dem Scheiterhaufen verbrennen durfte.
    Ich saß in der Falle.

10
    Draußen hatten die Explosionen aufgehört, was bedeutete, dass ich in Kürze allein sein würde. Eigentlich hatten wir beabsichtigt, uns sofort nach dem Ende des Stückes aus dem Staub zu machen. Ein Eselskarren stand bereit, um unsere Kostüme zum Gasthof zu bringen, diente aber auch als Vorwand, unsere Beute einzuladen und den Rückzug anzutreten.
    Doch auf halber Strecke würden wir die Richtung ändern.
    Es war nicht möglich, die Insel mit dem Karren über eine der Brücken zu verlassen, da man ihn durchsuchen würde. Deshalb hatten wir zum Transport des Silbers und des Goldes ein Indioboot gekauft. Damit wollten wir über den See rudern, wo unsere Pferde warteten.
    Sicher würde Mateo mich nicht freiwillig im Stich lassen, doch was würde er tun, wenn er von dem verlogenen lépero erfuhr, der Tunnel sei mit Wasser voll gelaufen und eingestürzt? Ich kannte Mateos Denkweise. Wenn ich ergriffen wurde, würde er etwas unternehmen, um mir zu helfen, indem er mich mit dem Schatz freikaufte oder die Gefängniswärter bestach.
    Allerdings würde er diese Gelegenheit nicht bekommen. Denn sobald die Beute im Boot war, würden die drei Banditen ihm ein Messer in den Rücken stoßen.
    Ich setzte mich auf den Boden und überlegte. Um ein weiteres Loch in den Boden zu stemmen oder einen neuen Tunnel zu graben, fehlte mir die Schaufel. Und obwohl der Boden sehr weich war, würde ich es ohne Schaufel nicht rechtzeitig bis zum Morgen schaffen. Mit dem Stemmeisen und bloßen Händen war ich zu langsam, sodass das Loch schneller mit Wasser voll laufen würde, als ich arbeiten konnte. Außerdem besaß ich keinen Eimer zum Schöpfen.
    Da Graben also nicht infrage kam, blieb als einziger Ausgang die Tür übrig. Doch diese war dick, verschlossen und zudem mit Eisen beschlagen - auch wenn Letzteres gewiss nur für die Außenseite galt. Schließlich gab es keinen Grund, sie auch von innen zu verstärken.
    Ich hielt eine Kerze an die Tür und untersuchte sie.
    Zwischen Tür und Türstock entdeckte ich eine schmale Ritze, die ich mit dem Stemmeisen verbreitern konnte. Wenn es mir gelang, genug Holz herauszubrechen, würde ich es vielleicht schaffen, den Riegel mit dem Stemmeisen zurückzuschieben. Allerdings würde ich dabei eine Menge Lärm machen, der nun nicht mehr von Explosionen übertönt wurde - und da die Vorstellung zu Ende war, wurden die Wachen nicht mehr abgelenkt.
    Bei unserem Besuch hatten wir vergessen, uns zu erkundigen, wo die Wachen die Nacht verbrachten. Ich versuchte mich zu erinnern, ob ich irgendwo Betten gesehen hatte, doch es fiel mir einfach nicht ein. Es wäre logisch gewesen, wenn der eine im Erdgeschoss und der andere im oberen Stockwerk geschlafen hätte. Aber man durfte nicht voraussetzen, dass sich die spanische Bürokratie von vernünftigen Erwägungen leiten ließ.
    Dennoch blieb mir nichts anderes übrig, als mich sofort an das

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