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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Alameda. Stattdessen schlenderte ich durch die Arkaden am Hauptplatz. Erinnerungen begleiteten mich, vor allem die an ein dunkeläugiges Mädchen, für das ich einst meinen Umhang über eine Pfütze gebreitet und das ich aus Liebe zu seinen Gedichten durch eine Gasse verfolgt hatte.
    Meine Füße trugen mich zurück zu der Seitenstraße, in der ich die Druckerei betrieben und verbotene Bücher verkauft hatte. Der Laden war immer noch eine Druckerei; ich ging hinein, und der Besitzer erkundigte sich, ob er mir helfen könne.
    »Danke, ich würde mir gerne Eure Bücher ansehen.«
    Sein Angebot umfasste fünf Regalbretter an der Wand. Während ich die Bücher begutachtete, betrat ein Kunde den Laden und fragte laut nach einem bestimmten religiösen Werk, das die Lebensgeschichte von Heiligen behandelte. Der Drucker erwiderte ebenso laut, er werde ihm den betreffenden Band holen. Das Leben hatte sich also nicht geändert. Wäre ich nicht im ganzen Land ein gesuchter Mann gewesen, ich hätte mir einen Spaß daraus gemacht, mich als Vertreter der Inquisition auszugeben, und darauf bestanden, das Heiligenbuch zu überprüfen.
    Mir stach der Titel eines Buches ins Auge, das ich kannte. Ich nahm es aus dem Regal und betrachtete den Buchrücken.
    Don Julios Initialen waren darin eingebrannt.
    Meine Hand zitterte so sehr, dass ich beinahe das Buch fallen gelassen hätte, und Tränen traten mir in die Augen.
    »Habt Ihr etwas gefunden, Bruder?«
    Ich beherrschte mich, handelte einen Preis für das Buch aus und verließ den Laden.
    Am Abend zeigte ich Mateo das Buch. Er schob es weg und ging ins nächste Wirtshaus, um sich zu betrinken.

9
    Am Abend der Aufführung waren wir alle aufgeregt, auch wenn wir nicht damit rechneten, mit dem Stück die Gunst des Publikums zu gewinnen.
    Mateo sollte die Geschichte erzählen, während zwei unserer Banditen seine Schilderung dadurch schauspielerisch untermalten, dass sie auf der Bühne tot umfielen, donnernde Explosionen auslösten oder es blitzen ließen, indem sie eine Fackel vor einem großen Spiegel schwenkten.
    Der dritte würde mit mir einen Tunnel graben.
    Die Explosionen verfolgten das Ziel, uns Zugang zum Münzamt zu verschaffen, auch wenn wir nie so leichtsinnig gewesen wären, uns den Weg freisprengen zu wollen. Gewiss würden sich die Wachen das Stück vom ersten Stock oder vom Dach aus ansehen und sofort argwöhnisch werden, wenn eine Explosion das Gebäude zum Erzittern brachte. Deshalb diente die Knallerei nur dazu, die Wachen abzulenken und unser heimliches Treiben zu übertönen.
    Die Mauern waren zugegebenermaßen ziemlich dick, und die Fenster im oberen Stockwerk verfügten über Gitterstäbe - doch der Fußboden im Erdgeschoss bestand, wie bereits gesagt, aus Holz. Außerdem war das Erdreich in der Stadt so feucht und weich, dass man es mit einem Löffel umgraben konnte. Den Aushub wollten wir mit den Karren wegschaffen, in denen das Holz für die Bühne gewesen war.
    Der gesamte Tunnel war nur zwei bis drei Meter lang und knapp einen Meter breit. Doch für einen menschlichen Maulwurf wie mich, der sich durch die harten Felsen eines Bergs gegraben hatte und durch den schmalen Gang eines antiken Grabes gekrochen war, bedeutete das ein Kinderspiel. Der Tunnel führte von einem abgedeckten Loch hinter der Bühne unter der Mauer hindurch in einen Raum, in dem wie wir bei unserem Besuch festgestellt hatten - das Gold und das Silber zwischengelagert wurden.
    Unsere größte Sorge war, dass sich der Tunnel mit Wasser füllen könnte.
    Als das Stück begann, spähte ich zwischen dem Vorhang hindurch und hielt Ausschau nach Eléna. Die meisten Theateraufführungen fanden tagsüber statt, doch bei dieser musste es dunkel sein. Die Bühne wurde von Kerzen und Fackeln beleuchtet, sodass das Publikum sehen konnte, wie Mateo und die anderen Schauspieler von Blitzen getroffen wurden.
    Ich wusste, dass das Thema Eléna nicht interessieren würde, aber da Theateraufführungen selten waren, war sie vielleicht aus reiner Neugier gekommen. Als Dame von hoher Geburt saß sie in diesem Fall sicher an einem Fenster oder auf einem Balkon. Allerdings konnte ich wegen der Dunkelheit kaum jemanden im Publikum erkennen. Mein Blick fiel jedoch auf zwei vertraute Gestalten in der ersten Reihe -den Inspektor und den Vertreter des Münzamtsleiters.
    Offenbar hatten sich die Indios, was die Tage anging, ordentlich verzählt.
    Und es kam noch viel schlimmer. Mateo, verflucht sei der Schauspieler in ihm,

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