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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Aufbrechen der Schatzkammertür zu machen. Ich hoffte, dass die beiden Wachen ein wenig Wein oder Bier trinken und das Stück erörtern würden, bevor sie sich schlafen legten.
    Mit dem Stemmeisen hebelte ich - so leise wie möglich - Stücke aus dem Holz. Wann immer mein Werkzeug gegen den Riegel stieß, wuchs meine Aufregung, doch es gelang mir einfach nicht, ihn zurückzuschieben. Nach einer Weile wurde ich von Todesangst ergriffen, die mich zu überwältigen drohte. Mit letzter Kraft stieß ich die Eisenstange fest in die Tür und zerrte den Riegel beiseite. Das Schloss zerbrach, und ich schob die Tür auf. Allerdings hatte ich so viel Lärm gemacht, dass die Wachen ganz sicher davon aufgeschreckt worden waren.
    Ich rannte den Flur entlang zur Vordertür. Als ich die Stangen entfernte, mit denen sie verrammelt war, hörte ich hinter mir einen Ruf. Ich stieß die Tür auf und stürmte hinaus, während ein Knüppel neben mir gegen das Holz prallte. Dann eilte ich an der verwaisten Bühne vorbei.
    Hinter mir ertönten Stimmen. Aber ich achtete nicht auf sie, lief die Straße hinunter und bog um eine Ecke. Ich musste unbedingt die Stelle erreichen, an dem das Boot beladen werden sollte, bevor Mateo mit einem Messer im Rücken endete oder ich von den Soldaten ergriffen wurde.
    Als ich auf das Boot zustürzte, standen drei Männer daneben. Da ich in der Dunkelheit nur schemenhaft Gestalten erkannte, vermochte ich nicht zu sagen, ob Mateo dabei war.
    »Mateo!«, schrie ich.
    »Bastardo! Du hast es geschafft.«
    Wunderbar! Mateo war noch am Leben.
    »Hast du gedacht…« Als ich Schritte hinter mir hörte, wirbelte ich herum. Enrique stand hinter mir. Doch ich wich aus, und sein Dolch stieß ins Leere.
    Ich zückte meinen Dolch, griff ihn an und rammte ihm die Klinge in den Leib. Er stöhnte auf und starrte mich keuchend an.
    Ich zog die Waffe heraus und trat zurück. Einer seiner Komplizen lag auf dem Boden in einer Blutpfütze, die stetig größer wurde. Mateos Schwert blitzte im Mondlicht, als die Klinge den dritten Banditen seitlich am Hals traf. Der Verwundete taumelte zurück und fiel in den See.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte ich Mateo.
    »Nur ein Kratzer am Rücken. Ich habe mir gleich gedacht, dass Enrique lügt. Als ich ihn mit dem Schwert bedrohte, um mehr zu erfahren, floh er in die Dunkelheit.«
    Hufgetrappel und Geschrei hallten durch die Nacht.
    »Los«, sagte Mateo, »wir müssen über den See.«
    Wir erreichten das andere Ufer, an dem unsere Pferde grasten. Mateo nahm den Tod unserer drei Komplizen mit stoischer Ruhe hin.
    »Auch wenn sie nicht versucht hätten, uns hinterrücks anzugreifen, hätten wir sie töten müssen. Nach Aufteilen der Beute hätte man sie sofort erwischt, weil sie mit ihrem Reichtum geprahlt hätten. Und es wäre wirklich Verschwendung gewesen, dem Vizekönig den Schatz zurückzugeben, nachdem wir ihn so schlau bestohlen haben.«
    Wir packten den Großteil der von der Inquisition beschlagnahmten Juwelen und genug Golddukaten ein, um für den Rest unserer Tage wie die hohen Herren leben zu können. Den Rest der Beute, eine gewaltige Menge von Gold und Silber und den restlichen Schmuck, versteckten wir in einer Höhle und tarnten diese sorgfältig mit Steinen und Gestrüpp.
    Dann ritten wir nach Veracruz, in der Hoffnung, dass kein Indio über unseren Schatz stolpern und glauben würde, er wäre auf Montezumas verschollenes Bergwerk gestoßen.
    Wir hatten uns Plätze auf einem Seeräuberschiff gesichert, das mehrmals im Jahr den Ozean überquerte.
    Unser Ziel war Sevilla, die Königin aller Städte.

11
    Lieber würde ich auf einem Drachen über die Feuerberge reiten, als noch einmal in einem Schiff den Ozean zu überqueren. Drei Wochen lang hüpften wir wie ein Korken auf Wellen auf und ab, die so hoch waren wie Berge. Winde beutelten uns, die die Götter geschickt hatten, um mich für meine unzähligen Sünden zu bestrafen, und die Seekrankheit hielt mich fest im Griff. Das wenige, was ich essen konnte, erbrach ich gleich wieder. Als wir die iberische Halbinsel erreichten, bestand ich nur noch aus Haut und Knochen und hatte jegliches Interesse daran verloren, Seemann zu werden.
    An Mateo hingegen, der dem König zu Wasser und zu Land gedient hatte, waren die Strapazen spurlos vorbeigegangen.
    Wir waren seit etwa einer Woche auf See, als Mateo mir einen ordentlichen Schrecken einjagte.
    Beim Aufwachen stellte ich fest, dass er sich, den Dolch in der Hand, über mich beugte.

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