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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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als denjenigen benannt, von dem sie das Geld haben. Du bist ein kluger Kopf, Cristo. Du weißt, dass wir dich umbringen werden, sobald wir den Schatz in unseren Händen halten, ganz gleich, was wir dir auch versprechen mögen. Also sind deine Möglichkeiten begrenzt. Entweder sagst du uns sofort, wo der Schatz ist, und führst uns nötigenfalls hin. Dann lebst du ein wenig länger und kannst hoffen, dass wir dich vielleicht doch nicht umbringen oder dass du die Gelegenheit zur Flucht erhältst. Oder« - er stellte seinen Fuß zurück auf den Stuhl - »du wirst langsam dahinsiechen, ohne deine Arme und Beine bewegen zu können.«
    Er hatte Recht: Ich hatte keine andere Wahl. Ich musste sterben, damit sie den Schatz nicht in die Finger bekamen, und darauf vertrauen, dass Mateo mich rächen würde. Und deshalb trat ich den Stuhl selbst weg.
    »Er wird ersticken!«, rief Ramón.
    Er schob mir den Stuhl wieder unter, doch ich hob die Füße an, damit sie ihn nicht berührten. »Er versucht, sich umzubringen!«
    Ramón packte mich an den Beinen und hielt mich fest.
    »Schneide ihn los!«, brüllte er.
    Luis säbelte mit dem Schwert an dem Seil herum. Nachdem das Seil durchgeschnitten war, legten sie mich, die Hände immer noch auf dem Rücken gefesselt, auf den Boden.
    »Er ist tapferer, als ich gedacht hätte.« Ramón sah Luis an. »Vielleicht hasst er uns ja so sehr, dass er lieber stirbt, als uns den Schatz zu geben.«
    Luis versetzte mir einen Tritt. »Ich werde die Wahrheit aus ihm herauspressen. Wenn ich mit ihm fertig bin, wird er mich anflehen, ihn zu töten.«
    Ein Knall ertönte und ließ den Raum erzittern.
    »Was ist das?«, rief Ramón aus.
    Die beiden rannten zur Schlafzimmertür, entriegelten sie und liefen hinaus. Ich hörte die Stimme eines ihrer Männer unten im Hof: »Das Haus wurde von einer Schwarzpulverbombe getroffen. Bettler versuchen, das Tor aufzubrechen!«
    Jemand kam durchs Fenster herein und eilte durch den Raum. Während ich mich verrenkte, um festzustellen, wer es war, schlug der Mann die Schlafzimmertür zu und legte den Riegel vor. Sofort wurde von draußen dagegen gehämmert. Doch Ramón hatte eine solide Tür einbauen lassen, um sicherzugehen, dass er bei seinen Amouren mit verheirateten Frauen nicht gestört wurde.
    »Ach, Bastardo, amüsierst du dich schon wieder ohne mich?«
    »Schneid mich los!«
    Mateo befreite mich von meinen Fesseln und half mir auf die Beine. Dann liefen wir zum Fenster und sprangen hinunter auf die Straße, wo uns zwei Pferde erwarteten. Jaime, der lépero, bewachte sie. Beim Aufsteigen warf ihm Mateo einen prallen Beutel voller Münzen zu.
    »Jaime ist der Kutsche gefolgt, als sie heute Morgen vor deinem Haus abfuhr. Außerdem hat er die Straßenjungen zusammengetrommelt, die deinen Freunden jetzt das Leben schwer machen.«
    Ich lächelte ihm zum Dank zu, winkte, als wir davonritten, und schwor einen feierlichen Eid, Jaime angemessen zu belohnen, wenn ich dazu einmal in der Lage sein würde.
    »Zur Brücke!«, rief Mateo. »Bei uns zu Hause waren schon Soldaten, die nach dir gesucht haben.«
    Als wir uns der Brücke näherten, sah ich, dass drei uniformierte Wachen des Vizekönigs mit den beiden Brückenwärtern sprachen. Bei ihnen war ein Mann, den ich als Höfling des Vizekönigs erkannte.
    Mateo und ich trieben unsere Pferde an. Während wir heranpreschten, hoben die Brückenwärter ihre Musketen. Mateo ritt einen der beiden nieder. Als der zweite einen Schuss abgab, spürte ich, wie mein Pferd unter mir zusammensackte. Ich schlüpfte aus den Steigbügeln und warf mich zur Seite, um nicht von dem fallenden Pferd erdrückt zu werden.
    Als ich auf das Pflaster aufschlug, blieb mir die Luft weg, und ein höllischer Schmerz fuhr mir durch die rechte Seite. Ich rollte ab und wollte mich aufrappeln. Doch als ich aufblickte, stellte ich fest, dass jemand mit einer Muskete nach meinem Kopf ausholte. Obwohl ich mich wegduckte, streifte mich der Schlag, weshalb ich wieder zu Boden ging.
    Rasch fesselten die Soldaten mir die Hände.
    Der Höfling des Vizekönigs sah mich finster an. »Bringt diesen Banditen in den Kerker. Er wird uns einige Fragen beantworten müssen.«

12
    Wie ich schon sagte, ist das Leben ein Kreislauf. Nachdem mir der Hauptmann der Wache Federkiel und Papier gegeben hatte, begann ich, heimlich meine Geschichte niederzuschreiben. Auf den Schwingen meiner Gedanken verließ ich meine Zelle, indem ich mir vergangene Erlebnisse vergegenwärtigte und

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