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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Stammhalters.
    »Ihr habt mir etwas verschwiegen, richtig? Ihr habt mir nicht die ganze Wahrheit gesagt. Ihr müsst mir noch verraten, wodurch ich mich von all den anderen Bastarden unterscheide, die ihr Spanier hinterlassen habt, nachdem ihr über ein Indiomädchen hergefallen seid.«
    Die Kutsche blieb stehen. Es war mir gar nicht aufgefallen, dass wir durch den Torbogen eines Hauses gefahren waren. Etwas an dem Haus erschien mir bekannt. Im selben Moment, in dem mir ein Licht aufging, öffnete sich die Tür der Kutsche.
    Es war das Haus, in dem Isabella sich heimlich mit Ramón de Alva getroffen hatte. Hier hatten Mateo und ich, als Frauen verkleidet, Ramón aufgelauert, um die Wahrheit aus ihm herauszuprügeln.
    Die zweite Tür der Kutsche wurde ebenfalls aufgerissen. Ramón stand auf der einen Seite, Luis auf der anderen. Ich sah meinen Vater an. Tränen strömten ihm die Wangen hinab.
    »Es tut mir Leid, Cristóbal. Wie ich schon sagte, bin ich ein schwacher Mensch.«

11
    » Cristo el Bastardo, ich grüße dich.« Mein Bewunderer war Ramón de Alva. Da ich in der Kutsche saß, hatte ich keine Möglichkeit, mein Schwert zu ziehen. Außerdem hätte es mir ohnehin nichts genützt, denn Ramón und Luis wurden von zwei brutal aussehenden Männern begleitet.
    Sie schleppten mich ins Haus und banden mich an den wagenradförmigen Kerzenleuchter, der mit einer Kette an der Decke befestigt war. Nachdem sie mir eine Schlinge um den Hals gelegt hatten, schoben sie mir einen Stuhl unter die Füße. Dass sie mich derselben Folter unterzogen, die Mateo und ich damals bei Ramón angewendet hatten, war eine hübsche Fußnote, die mir nicht entging.
    Nachdem ich gefesselt war, blieben Ramón und Luis allein mit mir zurück. Mein Vater hatte die Kutsche nicht verlassen.
    »Ich grüße dich«, sagte Ramón, »weil du dich über alle Widrigkeiten hinweggesetzt hast. Wer hätte gedacht, dass es ein lépero zum berüchtigtsten Banditen der Kolonie bringen würde? Und dass dieser Bandit zum gefeierten Helden wird, zu einem Mann von so großem Mut, dass der Vizekönig sogar einen Ball veranstaltet, damit die ganze Stadt ihn für seinen Kampf gegen die Piraten ehren kann.«
    Als er den Stuhl unter meinen Füßen wegtrat, fiel mein Körper ruckartig abwärts. Dann fing das Seil meinen Sturz ab, und ich fühlte mich, als würde mir der Kopf von den Schultern gerissen. Durch den Ruck zog sich die Schlinge um meinen Hals zusammen wie eine eiserne Garotte, sodass ich keine Luft mehr bekam und keinen klaren Gedanken fassen konnte. Mein Körper zitterte und zuckte, wie es ihm gefiel. Als der Stuhl mir wieder untergeschoben wurde, hatte ich Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu halten, und schnappte keuchend nach Luft.
    Ramón zog eine Goldmünze aus der Tasche und hielt sie mir hin.
    »Erkennst du diese Münze?«, fragte er.
    Ich wollte einen üblen Fluch hervorstoßen, den ich in meiner Zeit auf der Straße gelernt hatte, doch es kam nur Gestammel heraus, da die Schlinge mir immer noch die Luft abschnürte. Warum zeigte er mir diese Münze, anstatt mich einfach umzubringen?
    »Eine sehr interessante Münze.« Ramón drehte sie hin und her und musterte sie. »Eine ganz besondere Münze. Weißt du, was daran so besonders ist, Cristo?«
    »Warum trödeln wir herum?« beschwerte sich Luis. »Wir sollten ihn foltern, bis er die Wahrheit sagt, und ihn töten.«
    Und so etwas war mein eigener Bruder. Ich stieß weitere unverständliche Beschimpfungen hervor.
    »Warte es ab, mein Freund«, meinte Ramón zu Luis. »Vergiss nicht, dass Geduld eine Tugend ist. Schließlich haben wir es hier mit einem harten Mann zu tun. Das stimmt doch, Cristo? Du hast bis jetzt alle Abenteuer überlebt und bist gestärkt aus ihnen hervorgegangen. Bis jetzt.«
    Er trat mir den Stuhl weg, sodass ich nach Luft ringend mit den Beinen ruderte. Wieder fühlte ich mich, als würde mir der Kopf von den Schultern gerissen. Nach einer Weile bekam ich den Stuhl zurück.
    »Weißt du, was dir jetzt blüht? Jedes Mal, wenn ich den Stuhl wegstoße, wird dein Hals ein bisschen weiter gedehnt, bis er nach drei oder vier Wiederholungen bricht - allerdings nicht mit einem heftigen Ruck wie am Galgen. Es wird dich also nicht umbringen, Amigo, jedenfalls nicht sofort, sondern dich nur zum Krüppel machen. Du wirst deine Arme und Beine nicht mehr bewegen können und völlig hilflos sein. Nicht einmal allein essen wirst du mehr können. Du wirst elend verrecken und deine Mitmenschen

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