Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
Vom Netzwerk:
Goldsucher.
    Doch obwohl wir Mexicas noch eine Heimat finden mussten, wusste ich, dass es uns bestimmt war, eines Tages eine Stadt zu haben, die selbst Tula in den Schatten stellen würde.
    Als unser Stamm in die prächtige Stadt einmarschierte, versetzten die Paläste und großen Tempel zu Ehren Gefiederter Schlange und anderer Götter selbst mich, ihren Kriegsgott, in Erstaunen. So etwas Großartiges wie Tula hatten wir noch nie zuvor gesehen; die Mauern der hohen Gebäude waren mit Edelsteinen verziert, und die Menschen trugen kostbare Kleidung und Schmuck.
    Wir waren die ersten Mexicas, die sie zu Gesicht bekamen.
    Als wir armen Nomaden aus dem Norden, all unsere Habe auf dem Rücken und die kleinen Kinder auf dem Arm, in die Stadt kamen, lachten die Einwohner von Tula uns aus. Sie beschimpften uns als Barbaren und machten sich über unsere Tierhäute lustig.
    Ich sollte diesen Spott nicht vergessen.
    Nachdem wir die Stadt verlassen hatten, marschierte die Armee des Toltekenkönigs hinter uns her. Es war ein stolzes, farbenfrohes Heer. Die gewöhnlichen Krieger trugen Rüstungen aus wattierter Baumwolle, Sandalen aus Hirschleder und hölzerne Helme in bunten Farben. Die Umhänge der Reichen und der Adeligen bestanden aus bunten Vogelfedern, ihr Kopfschutz war mit Gold oder Silber verziert, und an ihren Rüstungen aus wattierter Baumwolle hatten sie silberne Plättchen befestigt. Die Männer marschierten im Gleichschritt zum Takt von Trommeln und dem Klang geblasener Muschelschalen. Ihre Waffen waren keine derben Knüppel wie bei uns Barbaren, sondern schlanke Speere und Schwerter aus Obsidian. Allerdings verfügten nur die Barbaren über Pfeil und Bogen, weil die zivilisierten Stämme diese Waffen zu unhandlich fanden.
    Die Armee war wirklich ein stolzer Anblick - aber für einen Krieg gänzlich ungeeignet.

    Die Tolteken bildeten die Nachhut und ließen uns Barbaren an vorderster Front kämpfen, sodass viele von uns getötet oder verwundet wurden. Als die Gefechte auch ihre Reihen erreichten, schickten die toltekischen Adligen ihre gewöhnlichen Soldaten vor, anstatt sie in die Schlacht zu führen. Die Adligen beteiligten sich erst, als die meisten Feinde erschöpft oder verwundet waren.
    Meine Mexicas standen, mit dem Blut der Gegner bespritzt, auf dem Schlachtfeld und mussten zusehen, wie die Tolteken uns um den Sieg betrogen.
    Als es vorbei war, hatten wir kaum Gefangene gemacht, die wir opfern konnten.
    Der Toltekenkönig ›belohnte‹ uns mit einigen wertlosen Decken, verdorbenem Mais und verbogenen Speeren. Vor der Schlacht hatte man uns einen Teil des Tals von Anáhuac versprochen, das wir den Feinden abnehmen würden. Doch der König und seine Adligen wollten das Land selbst behalten. Uns wies man einen Berghang zu, der zu steinig war, um dort Mais anzubauen.
    »Ruf eine Ratsversammlung zusammen«, sagte ich meinem Hohepriester. »Wir müssen den Tolteken diesen Betrug heimzahlen, sonst werden sie uns immer weiter mit Füßen treten.«
    Ein Dutzend Nomadenstämme war aus dem Norden gekommen, um für die Tolteken zu kämpfen und sich einen Anteil an der Beute zu verdienen. Nun schlossen wir uns zusammen und machten uns auf den Weg nach Tula. Dort gab es keine Söldner, die sich uns hätten entgegenstellen können. Die Krieger von Tula waren fett und faul geworden. Wir metzelten eine große Anzahl von ihnen nieder und machten viele Gefangene, um sie zu opfern. Unsere Rache war gnadenlos. Wir verwüsteten die Stadt und brannten sie nieder.
    Als die Barbarenhorde aus der Stadt abzog, hatte sie diese dem Erdboden gleichgemacht. Schon wenige Generationen später würden Sand und Gestrüpp die Trümmer bedecken, und Tula würde nur noch eine Legende sein.
    Die anderen Stämme behaupteten, wir hätten keinen so großen Anteil an der Beute verdient, da unser Stamm nur wenig zum Sieg beigetragen hätte. Mein Totem war auch diesmal in der Schlacht mitgeführt worden, und deshalb wusste ich, dass über unsere Krieger Lügen verbreitet wurden. Allerdings hatte ich mit diesem Verrat gerechnet.
    Als der Rat der Stämme den Vorwurf äußerte, wir hätten kaum etwas getan, um den Sieg zu erringen, rief der Hohepriester, der den Mexicas und allen anderen mein Wort verkündete, einige Krieger mit Säcken herbei.
    Die Krieger traten vor und kippten den Inhalt der Säcke den anderen Ratsmitgliedern vor die Füße.
    »Das ist der Beweis für unseren Beitrag zum Sieg.«
    Da ich diese Lügen erwartet hatte, hatte ich unsere

Weitere Kostenlose Bücher