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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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anderen Stämme.
    Die Götter hatten uns belohnt, und wir blieben ihnen nichts schuldig. Um die Götter durch Blutopfer zufrieden zu stellen, mussten unsere Männer ständig Krieg führen. Und da es ratsam war, mit den Nachbarn in Frieden zu leben, verliehen wir unsere Soldaten als Söldner.
    Die Mexicas wurden zu Recht gefürchtet. In der Schlacht wichen wir nie zurück und verfolgten den Feind, bis dieser sich geschlagen gab.
    Auch ich hatte meine Lektion aus der Vergangenheit gelernt. Nachdem Maxtla, ein ehrgeiziger Prinz der Azcapotzalco, seinen Bruder und die übrigen Anwärter auf den Thron umgebracht hatte und selbst König geworden war, verärgerte er die anderen Stämme, indem er ihre Anführer töten ließ und höhere Tributzahlungen forderte. Ich wies unseren Hohepriester an, dem mächtigen Reich den Krieg zu erklären.
    Mit den Texcoco und den Tlacopan als Verbündete kämpften wir gegen die Azcapotzalco.
    Maxtla hielt sich für einen großen Krieger und Feldherrn, aber er hatte noch nie Krieg gegen die Mexicas geführt und stellte bald fest, dass unser Heer überlegen war.
    Die Azcapotzalco wurden besiegt. Maxtla floh, noch während die Schlacht tobte. Als seine Krieger ihn davonlaufen sahen, warfen sie ihre Waffen weg und nahmen selbst die Beine in die Hand. Meine Männer spürten Maxtla auf, der sich in einer für Schwitzbäder benützten Lehmhütte versteckt hatte.
    Sie schichteten Holz um die Hütte auf und rösteten ihn bei lebendigem Leibe.
    Nach dem Krieg waren wir Mexicas der mächtigste Stamm der einen Welt. Unsere Blütezeit begann, und bald flossen die Reichtümer unseres Königreichs nach Tenochtitlán.
    Wir waren bekanntlich nie sehr zahlreich gewesen und hatten zudem viele junge Männer im Krieg verloren. Deshalb wäre es uns, anders als unseren Vorgängern, nie möglich gewesen, unser gewaltiges Gebiet mithilfe einer großen Armee zu beherrschen. Dennoch fielen wir in der gesamten Umgebung ein und verbreiteten Angst und Schrecken.
    Wir besiegten feindliche Armeen, unterdrückten das Volk und setzten in dem eroberten Gebiet einen Verwalter ein. Dieser hatte eigentlich nur die Pflicht, die jährlichen Tribute einzutreiben, die für das fragliche Gebiet erhoben wurden. Den Menschen stand es frei zu leben, wie sie wollten, so lange sie den Tribut bezahlten. Anderenfalls oder wenn sie unserem Verwalter Schaden zufügten und ihm nicht gehorchten, warf unsere Armee den Aufstand rasch nieder und bestrafte die Übeltäter streng.
    Tenochtitlán wurde die größte Stadt der einen Welt. Das hatten wir nicht nur unseren Soldaten zu verdanken, sondern auch unseren Kaufleuten, die von ihren Reisen die kostbarsten Güter mitbrachten. Wer unsere Kaufleute belästigte oder tötete, bekam unsere bittere Rache zu spüren.
    Ja, wir hatten unsere Bestimmung gefunden. Allerdings waren wir als Krieger so erfolgreich, dass wir bald niemanden mehr hatten, gegen den wir Krieg führen konnten. Als Kriegsgott meines Volkes wusste ich, dass das kein gutes Zeichen war, denn wir brauchten ständig neue Gefangene, um sie zu opfern und so unseren Teil des Paktes mit den Göttern zu erfüllen, der uns Nahrung und Wohlstand gebracht hatte.
    Also mussten wir sogar gegen unsere Freunde kämpfen, um die notwendigen Gefangenen zu machen. In einem Jahr brachten wir etwa zwanzigtausend Opfer dar.
    Die Götter waren zufrieden, es regnete, und die Sonne wärmte uns.
    Dem Volk der Mexicas ging es gut. Es hatte fast zwanzig Generationen gedauert, bis wir so weit gekommen waren, aber nun herrschten wir über die eine Welt.
    Es gab nur noch einen Gott, der sich nicht zufrieden stellen ließ. Quetzalcóatl, der Gefiederten Schlange, war Blut nicht genug. Als er Tula verlassen hatte, um über das östliche Meer zu segeln, hatte er geschworen, dass er wiederkommen würde, um sein Reich zurückzufordern.
    Obwohl mein Volk den Wohlstand und die Vormachtstellung in der einen Welt genoss, wusste es genau, dass Quetzalcóatl eines Tages zurückkehren würde.
    Und er würde ihnen ihr Königreich nehmen.

36
    Wir verließen Teotihuacan, mein Traum war vorbei, und ich wurde wieder zum Diener eines fahrenden Zauberers. Die Jahre vergingen. Nach meiner Erfahrung mit dem Zaubertrank machte ich mich weiter mit der Lebensweise der Indios vertraut. Ich lernte wie sie zu denken. Und eines Tages bekam ich vom Zauberer das Kompliment, auf das ich schon lange gewartet hatte.
    »Du riechst nicht mehr wie ein Weißer«, sagte er.
    Ich mehrte mein Wissen

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