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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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das Loch kriechen und den Schatz für Euch herausholen, aber nur unter der Bedingung, dass mein Vater sofort gehen darf.«
    Sancho packte mich an der Kehle, riss mich an sich und hielt mir den Dolch an den Leib. »Du hast hier keine Bedingungen zu stellen. Wenn du mich übers Ohr hauen willst, wirst du dein blaues Wunder erleben.«
    »Stecht doch zu«, höhnte ich, obwohl ich mich gar nicht so mutig fühlte, wie ich tat. »Dann kriegt Ihr Euren Schatz nie.«
    »Lass ihn in Ruhe, Sancho«, meinte Mateo ruhig. Und er sprach nur leise, wenn er es todernst meinte. Ich spürte, wie Sancho verärgert zusammenzuckte, sodass sich die Spitze seines Dolches in meine Seite bohrte.
    »Wir brauchen ihn. Im Gegensatz zu seinem Vater. Der Alte steht uns doch nur im Weg.«
    »Wenn wir ihn laufen lassen, wird er uns verraten.«
    »Während sein Sohn in unserer Gewalt ist? Sehr unwahrscheinlich. Außerdem hat der Junge Mut, und er ist nicht dumm. Er glaubt dir nicht, dass du ihn für seine Mühen belohnen wirst.«
    Sancho ließ mich los. Als ich zurückwich, blickte er gen Himmel, als erwarte er eine Bestätigung dafür, dass er ein ehrlicher und aufrichtiger Mensch sei. »Beim Grabe meiner Mutter, die eine Heilige, und meines Vaters, der ein Märtyrer war, schwöre ich, dass ich dich belohnen werde, wenn du mir die goldene Maske bringst.«
    Ich traute diesem Mann nicht über den Weg, und ich sah ihm an, dass er log.
    »Du wirst bekommen, was du verdienst«, sagte Mateo. »Vertrau mir.«
    Ich kniete mich neben den Zauberer. Er blickte gleichgültig in die Ferne und rauchte seine Pfeife.
    »Du musst verschwinden. Sofort.« Ich wollte, dass er fort war, bevor Sancho seine Meinung ändern konnte. »Geh nach Oaxaca und warte dort auf mich. Ich komme in ein paar Tagen nach.«
    »Warum brechen wir nicht gemeinsam auf?«
    »Weil ich für die Sporenträger hier etwas erledigen muss.«
    Er schüttelte den Kopf. »Wir reisen zusammen. Du bist mein Gehilfe. Ich habe schwache Augen, und ich brauche dich, damit du mir den Weg weist. Also warte ich, bis dein Auftrag hier vorbei ist.«
    Deine alten Augen sind so scharf wie die eines Adlers, und an Schlauheit kann es keiner mit dir aufnehmen, dachte ich.
    »Du darfst diesem Spanier mit den Fischaugen nicht trauen«, fuhr er fort. »Wenn er dir Schaden zufügt, werde ich ihn mit einem Zauber belegen. Der Dolch, den er gegen dich richtet, wird ihn mitten ins Herz treffen.«
    »Aztekenzauber wirkt nicht bei Sporenträgern«, widersprach ich leise. »Deshalb waren sie ja auch in der Lage, unsere Tempel zu zerstören und unser Volk zu versklaven.«
    Bevor er weitere Einwände erheben konnte, richtete ich eine Bitte an ihn, die er mir sicher gewähren würde. »Ich liebe dich wie meinen Vater. Und jetzt flehe ich dich an, um dieser Liebe willen, dass du mir einen Gefallen tust. Geh nach Oaxaca und warte auf mich. Anderenfalls gefährdest du mein Leben.«
    Er hätte mich nie verlassen, um sich selbst in Sicherheit zu bringen aber um mich zu schützen.
    Ich begleitete den Zauberer und seinen Esel zur Straße nach Oaxaca, blickte ihm nach, bis er nicht mehr zu sehen war, und kehrte dann zum Lager zurück, um mich zu vergewissern, dass keiner der Mestizen ihm gefolgt war. Ich spielte mit dem Gedanken an Flucht, doch ich wusste genau, dass Sancho sich in diesem Fall an den Zauberer halten würde. Trotz meiner nur achtzehn Lebensjahre hatte ich schon ausreichend Erfahrungen mit der menschlichen Heimtücke sammeln können.
    Sancho, Mateo und die Mestizen steckten gerade die Köpfe zusammen, als ich zurückkehrte.
    »Warte da drüben«, befahl Sancho.
    Ich kauerte mich hin und beobachtete sie, während ich so tat, als sei ich damit beschäftigt, ein Wort in der Bildersprache der Azteken in den Sand zu kratzen. Während Sancho redete, wanderte Mateos Blick immer wieder zum Tempel. Ich hörte Sancho sagen, dass es keine Rolle spielte, ob es hell oder dunkel sei. Doch Mateo antwortete ihm, die Vorbereitungen würden die ganze Nacht in Anspruch nehmen.
    Die Männer zerstreuten sich, und Sancho rief mich zu sich. »Wir brauchen dich morgen früh, mein Junge. Kann ich darauf vertrauen, dass du in der Nacht nicht davonlaufen wirst?«
    »Señor, Ihr könnt mir vertrauen wie Eurer Mutter, der Heiligen«, versicherte ich ihm.
    Einer der Mestizen streifte mir eine Schlinge über und zog sie fest zusammen.
    In gespieltem Bedauern schüttelte Sancho den Kopf. »Mein Junge, meine Mutter war eine heimtückische alte Hexe, und

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