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Das Blut der Berge (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)

Das Blut der Berge (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Blut der Berge (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kien
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trennen können, aber der Sippe und seinen Kindern zuliebe war er mit nach unten gegangen. Er hatte auch nie etwas gesagt. Seine Familie war dort sicherer. Er fühlte einen weiteren leichten Stich in der Brust. Es war wohl Zeit, sich auf die Nacht vorzubereiten. Als er sich gerade erheben wollte, nahm er einen Flügelschlag hinter sich war. Er wandte sich um. Ein großer Adler landete sanft nur ein Stück entfernt von ihm auf einem kleinen Vorsprung. Rogar blieb ruhig sitzend und betrachtete den Vogel. Dieser sah ihn kurz an, dann fuhr er mit dem Schnabel einige Male durch sein Brustgefieder, wobei sich ein paar kleine weiße Flaumfedern lösten und bedächtig zur Erde schwebten. Der Adler hob einen Flügel und zeigte seine eindrucksvolle Spannweite. Wieder sortierte er mit dem Schnabel kleinere Federn aus und wiederholte das Ganze auch unter dem anderen Flügel. Dann fiel sein Blick wieder auf Rogar, fast als ob er fragen wollte, ob sein Gefieder jetzt gut aussehen würde. Schließlich breitete er die weiten Schwingen aus und erhob sich gemächlich in die Lüfte. Rogar sah ihm nach. Auch lange nachdem der Adler verschwunden war, blickte er noch in den weiten Himmel.

Kapitel 5 - Verfolger
    Es war schwer für sie zu begreifen, dass sie einen Menschen getötet hatte. Eine Frau. Sicher, diese Frau hatte ihre Sippe überfallen. Sie hatte Ilaa verletzt und ihren Sohn entführen wollen. Diese Frau hatte bestimmt keine Probleme damit gehabt zu töten. Und trotzdem. Ilaa hatte noch nie zuvor jemandem etwas zuleide getan. Geschweige denn jemanden getötet.
    Beim Gedanken an die Tat – im Gegensatz zu ihrem Mann sah sie die Bilder dieser Nacht oft noch sehr deutlich vor sich – schwankte sie zwischen Scham und Stolz. Sie hatte ein Menschenleben beendet. Das war nicht schön. Aber sie hatte ihren Sohn gerettet, die Familie beschützt, die Sippe verteidigt.
    Nachdem sie einige Male mit Pinaa darüber gesprochen hatte, saß sie nun ab und zu gerne allein am Ufer des Sees und schaute auf das Wasser. Meistens kam Lantan irgendwann zu ihr, manchmal mit, manchmal ohne ihren Sohn Kan, dann kümmerte sich Lantans Vater um ihn, und nahm sie in den Arm. So saßen sie eine Weile schweigend dort. Und von Tag zu Tag ging es ihr besser.
    Auch die anderen Sippenmitglieder erholten sich von dem Schock und ihren Wunden. Alle machten sich daran, die Spuren des Überfalls zu beseitigen und die Siedlung sicherer zu machen.
    Zudem wollten sie Tamboos Sippe für die Unterstützung danken und beim Aufbau weiterer Hütten helfen. Der Pfad, der die beiden Siedlungen verband, wurde verbreitert, die Sippen gingen aufeinander zu und tauschten sich aus. Die meisten waren nun offen für neue gemeinsame Wege. Die Söhne beider Beschwörer waren bereits zusammen losgezogen, um die restlichen Schatten zu vernichten. Würden sie gesund zurückkehren, wäre das der Segen der Götter für eine dauerhafte Verbindung.
    Mattoo konnte inzwischen auch schon wieder ganz gut laufen. Er musste sich oft ausruhen und hatte noch leichte Schmerzen, aber das Bein würde keinen bleibenden Schaden davontragen. In der Nacht des Überfalls war er mit Tamboo und den anderen Jägern gegangen, doch er hatte schon nach 100 Schritten aufgeben und sich hinsetzen müssen. Die Schmerzen waren zu stark und er zu langsam für die Gruppe gewesen. Nach einiger Zeit war er vorsichtig weiter gehumpelt, doch als er in Telgars Lager ankam, war schon alles vorbei. Eine schreckliche Hilflosigkeit hatte ihn in dieser Nacht überfallen. Die furchtbaren Bilder, die Toten, die Verletzten, und er hatte nichts tun können. Er war zu spät gekommen, um die Angreifer zu verjagen. Er war nicht stark genug gewesen, um die Angegriffenen zu versorgen. Und viel zu schwach, um wie Tisgar und Haroo die Feinde zu verfolgen. Er hätte so gern etwas getan, nur irgendetwas. Schließlich hatte er sich vorgenommen, nach seiner vollständigen Genesung etwas zu lernen, mit dem er beide Sippen sinnvoll unterstützen konnte. Er war noch nicht sicher, was das sein sollte, aber er würde hart an sich arbeiten. Er musste einfach mehr sein als nur der Sohn der Schwester des Beschwörers, den man aus Mitleid und nicht aufgrund seiner Stärke mit in die Berge nahm. Er wollte zumindest ein bisschen mehr sein.
    Am dritten Tag nach dem Überfall kam Rogar aus den Bergen zurück. Wie gewohnt machte er einen Bogen um Tamboos Lager und wunderte sich zunächst über den verbreiterten Pfad. Dann sah er den Anfang der neu errichteten

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