Das Blut der Berge (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)
unsere Söhne gesund zu uns zurückzugeleiten." ergänzte er. "Zudem sollten wir unsere Siedlungen näher zusammen bringen." Telgar sah ihn an. "Das wäre klug." stimmte er zu. "Wir könnten den Pfad weiter öffnen. Ich habe auch schon darüber nachgedacht, eine Mauer zu errichten." "Eine Mauer?" fragte Tamboo. "Ja, vielleicht eine Begrenzung aus langen Pfählen, die die Siedlung auf zwei Seiten einschließt." Er beschrieb einen entsprechenden Halbkreis mit den Händen. "Dann können wir nicht mehr eingekreist werden." Tamboo dachte darüber nach. "Das klingt sinnvoll." meinte er schließlich. "Wenn es auch viel Arbeit sein wird." Er lächelte und legte eine Hand auf Telgars Schulter. "Wir werden wieder zusammen kommen und stark und geschützt sein." versicherte er. Telgar wog den Kopf hin und her. "Wir haben zwei Jäger verloren. Zwei weitere sind in den Bergen. Wieder zwei jagen den Feinden hinterher. Einige andere sind verletzt. Es ist schwer im Moment." Er legte seine Hand auf Tamboos Brust. "Wie stehen deine Leute zu dem, was passiert ist? Und was ist mit deinem Sohn?" "Du musst dich nicht sorgen." beruhigte Tamboo. "Alle sind voller Mitleid und entschlossen, euch beizustehen. Mein Sohn wird sich zurückhalten, dafür werde ich sorgen. Wir brauchen Frieden." Er atmete schwer aus. "Was willst du mit den Leichen der Schatten tun?"
Telgar stand abrupt auf und ballte die Faust. "Ich werde sie tief in den Wald schleifen." sagte er. "Sollen sie von denen geholt werden, die sie selber waren - von den bösen Geistern oder den wilden Tieren." Tamboo sah ihn einen Moment lang schweigend an. Dann erhob auch er sich. "Dabei kann ich dir helfen." lächelte er.
Er bemerkte, dass sich Telgars Gesicht verfinsterte, und lenkte sofort ein. "Aber natürlich könnt ihr das auch alleine ..." Aber Telgar winkte ab und wies mit dem Kopf hinter Tamboo. "Rogars Sohn kommt zurück aus den Bergen." Er seufzte. "Er wird vom Tod seiner Schwester erfahren. Ich hoffe, er hat nicht auch schlechte Neuigkeiten, was Rogar betrifft. Lässt du mich allein mit ihm sprechen?" Tamboo klopfte Telgar auf die Schulter und trat den Heimweg an.
Geman wollte Telgar ausführlich von dem unbekannten Verfolger berichten, doch Telgar war nur wichtig zu hören, dass mit Rogar alles in Ordnung war. Vermutlich hatte eine der Schatten sie verfolgt und das war jetzt ohne Bedeutung. Er unterbrach Geman rasch, um ihm die schlimme Nachricht von dem Überfall und dem Tod seiner Schwester mitzuteilen und ihn zu bitten, jetzt mit aller Kraft seiner Mutter und anderen Schwester beizustehen. Es würde nicht leichter werden, aber sie mussten das jetzt gemeinsam durchstehen. Sie mussten stark bleiben.
Ein Stich ins Herz. Rogar fühlte ihn so deutlich, als hätte ihn ein Pfeil durchbohrt. Er griff sich an die Brust, dort steckte kein Pfeil, und sank auf den Boden. Er atmete einige Male tief durch und der Schmerz beruhigte sich. Rogar prüfte die Umgebung auf mögliche Gefahren und setzte sich dann auf einen kleinen Hügel. Ein bisschen Ruhe und eine Kleinigkeit zu essen würden ihm jetzt guttun. Nach einem anstrengenden Aufstieg war er den restlichen Tag in einer kleinen Höhle gewesen und hatte in langwieriger Kleinarbeit zwei große Bruchstücke der durchsichtigen Steine aus dem Fels gelöst, die groß genug für die Erstellung von Äxten waren. Das würde für diesen Tag genug sein. Die Sonne war schon ein gutes Stück abgestiegen, Rogar würde im Eingangsbereich der Höhle ein kleines Feuer machen und dort übernachten. Er aß trockenes Fleisch und ein paar Nüsse und ließ den Blick über die Berge schweifen. Er war recht weit aufgestiegen, die Luft war klar und er konnte weit sehen. In der Ferne erhoben sich viele mächtige Gipfel, von Wolken umspielt ragten sie in den blauen Himmel. Seine Berge. Er vermisste sie. Sicher, das Leben am See bot viele Vorteile. Im Sommer gab es Fische im Überfluss, der nahe Wald bot zudem gutes Jagdwild sowie viele Früchte und Wurzeln. Die Nahrung war abwechslungsreich und sie zu beschaffen fast ein Kinderspiel. Die eigene Sippe konnte in Ruhe wachsen und gedeihen, und der Kontakt zu anderen Sippen gestaltete sich einfacher. In den Bergen war es meist kälter, stürmischer und natürlich war alles mühsamer und beschränkter. Und dennoch. Das Gefühl hier oben, das Gefühl der Freiheit, das eins sein mit dem Fels ... das konnte ihm kein anderer Ort bieten. Er liebte die Berge. Eigentlich hätte ihn nichts auf der Welt von ihnen
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