Das Blut der Berge (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)
Säfte trank. Nach den anstrengenden Tagen, in denen sie die Verletzten versorgt, Ilaa getröstet und Telgar unterstützt hatte, war ihr ein bisschen Erholung ganz recht, aber sie zog es vor, allein zu sein. Und so startete sie etwas abseits der Hütten ihren Kaninchen-Versuch.
Um grasbewachsenen Boden hatte sie mit etwa einem Meter Durchmesser eine kleine Begrenzung nach dem Vorbild der großen gebaut, die sie nun rund um die Siedlung errichtet hatten. Die große Begrenzung bestand aus etwa drei Schritt hohen Pfählen, die sie angespitzt dicht nebeneinander in den Boden getrieben hatten. Diese nicht so leicht zu überwindende Mauer sicherte das Lager an der dem See gegenüberliegenden Seite vollständig ab. An der einen verbleibenden Seite hatten sie eine etwa zwei Schritt breite Öffnung gelassen, an der ein Lagerfeuer brannte. Die andere Seite blieb noch offen, weil dort noch weitere Hütten am Ufer gebaut werden sollten, die Begrenzung wollten sie dann hinterher ziehen. Telgar hatte entschieden, die Siedlung noch größer als ursprünglich geplant zu bauen.
Pinaas runde Begrenzung bestand aus etwa einem drittel Schritt hohen starken Ästen und hatte keine Öffnung. Die Kaninchen sollten darin leben und Kinder bekommen. Pinaa hatte in der Nähe der ihr bekannten Kaninchenbauten Fallen aufgestellt, die die Kaninchen fangen, aber nicht töten würden. Sie wollte einen Mann und eine Frau zusammen in das von ihr errichtete neue Zuhause bringen.
Nach zwei Tagen war ihr schließlich ein weibliches Kaninchen in die Falle gegangen. Stolz schleppte sie es in ihr Lager und setzte es in das neue Heim. Das Kaninchen lief bedächtig auf dem kleinen Wiesenstück hin und her und schnüffelte. Pinaa musste dabei wieder an Taro denken. Vermutlich hätte sie ihn mit aller Strenge davon abhalten müssen, das kleine Tier zu jagen. Die Gedanken an ihren Wolf brachten sie auch dazu, einen weiteren geliebten Begleiter zu vermissen. Tisgar. Hoffentlich kam er wohlbehalten zurück. Sie brauchte eine Weile, um diese trüben Gefühle zu verbannen. Das Kaninchen indes brauchte nicht lange, um festzustellen, dass die für den neuen Bau vorgesehene Umgebung schlecht gesichert war. Es hüpfte über die Abgrenzung und verschwand Richtung Wald. Pinaa sah mit offenem Mund hinterher. Schließlich - nachdem das Kaninchen schon lange fort war - setzte auch sie sich seufzend in Bewegung. Sie stellte weitere Fallen auf und sammelte längere Äste, um die Begrenzung neu zu bauen.
Tamboo hatte Telgar und Rogar zum Essen geladen, mit am Feuer saß auch Satoo, der Mann von Tamboos Schwester. "Das soll ein Gespräch unter Männern sein." begann Tamboo, nachdem sich alle an den reichlich aufgetragenen Speisen gesättigt hatten. "Unter Beschwörern und großen Jägern. Ich bin froh, dass wir nun wieder so zusammen sitzen können und ich möchte sicher stellen, dass es so bleibt." Er hatte sich wohl daran erinnert, doch noch einen kleinen Vorrat von dem berauschenden Saft zu haben, und schenkte nun allen davon ein. "Vergeben und Vergessen soll alles sein. Lasst uns von vorn anfangen und gemeinsam und stark in Freundschaft leben." "Gemeinsam und stark." bekräftigte Telgar und auch die Jäger fielen mit ein. Alle tranken zusammen. "Es ist gut, dass unsere Söhne gemeinsam unterwegs sind. Ich möchte weiterhin, dass wir zusammen arbeiten." fuhr Tamboo fort. "Ich schlage vor, dass einer eurer Jäger sich einen unserer Jäger als Begleiter auswählt. Er hat die freie Wahl, ich werde diesen Jäger mit ihm schicken. Sie werden mit den Steinen, die ihr abgebaut habt, die uns bekannten und weitere Handelswege beschreiten." Er sah Telgar fragend an. Dieser nickte. "Das ist ein guter Vorschlag." pflichtete Rogar bei. Und auch Satoo lächelte und sagte: "Ich möchte euch um Verzeihung bitten. Meinem Sohn geht es gut, ihr habt ihn geheilt. Ich werde nicht mehr an euch zweifeln." "Ihr habt uns in der größten Not geholfen." erwiderte Telgar. "Trotz aller Zweifel habt ihr nicht gezögert. Ihr seid großmütig und tapfer und es ist eine Ehre für uns." "Jetzt ist es genug." rief Tamboo und wedelte wild mit den Armen. "Das ist selbst für mich zu viel. Lasst uns trinken." Und so tranken sie.
Tiboo war wütend. Wütender als vorher. Ihm war unbegreiflich, warum sein Vater sich immer noch als Telgars Freund sah und mit dieser Sippe zusammenarbeiten wollte. Er hatte sie gerettet. Ohne ihn wären sie gar nicht mehr am Leben. Was konnte man also anderes erwarten als
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