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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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sich zum Leiter des Wohnheims und teilte ihm mit, dass er zu Grillo gehen werde.
    »Ja, er hat schon mit mir gesprochen. Das dürfte jetzt Ihre Gelegenheit sein.«
    »Was für eine Gelegenheit?«
    »Hatten Sie nicht gesagt, Sie würden gern als Diplomat arbeiten? Sie stehen unmittelbar vor dem Abschluss Ihres Studiums, und Grillo sagt, er sei mit Ihrer Arbeit als Aushilfssekretär ausgesprochen zufrieden gewesen.«
    Aguirre machte keinen Hehl aus seiner Befriedigung. Die Arbeit im Vatikan hatte ihm ausnehmend gut gefallen, und er konnte es gar nicht abwarten, dorthin zurückzukehren.
    Als er in Grillos Büro trat, führte dieser gerade ein Gespräch in japanischer Sprache und bedeutete ihm mit einer Handbewegung, er möge einen Augenblick warten.
    »Wie schön, dass Sie kommen konnten.«
    »Ich freue mich, dass Sie mich gerufen haben.«
    »Obwohl Sie nicht wissen, warum?«
    Aguirre senkte den Kopf, um zu verbergen, dass ihm die Röte ins Gesicht stieg.
    »Ach, der Superior hat es Ihnen wohl schon gesagt?«, fragte Grillo lachend.
    »Er hat durchblicken lassen …«
    »Sofern Sie keine anderen Pläne haben, wäre es mir recht, wenn Sie für mich arbeiten könnten. Mit Ihrer in den Sommermonaten geleisteten Arbeit war ich sehr zufrieden. Sie kennen sich inzwischen hier auch ein wenig aus, sprechen perfekt Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch und, soweit ich weiß, auch recht passabel Arabisch. Das können wir gut brauchen.«
    »Und Baskisch.«
    »Wie bitte?«
    »Ich spreche auch Baskisch.«
    »Nun, ich glaube nicht, dass das hier nötig sein wird, aber man kann nie wissen. Ließe sich Ihr Studienabschluss mit der Arbeit hier unter einen Hut bringen?«
    »Ich denke schon. Ich schlafe dann nachts einfach etwas weniger.«
    »Das ist die rechte Haltung, und zwar nicht nur weil Sie noch studieren müssen, sondern vor allem weil es hier keine festen Arbeitszeiten gibt.«
    »Wann soll ich anfangen?«
    »Sofort.«
    Aguirre erhob keinen Widerspruch. Sein Superior hatte Recht: Eine solche Gelegenheit durfte er sich auf keinen Fall entgehen lassen.
    »Hier liegt ein ganzer Berg Korrespondenz, außerdem muss ich ein Problem in einer französischen Diözese lösen und den Besuch des Präsidenten der Vereinigten Staaten beim Heiligen Vater vorbereiten. Die Unterlagen dafür hätten schon gestern fertig sein müssen …«
    Gekräftigt durch mehrere Tassen starken Kaffees verbrachten sie den Rest des Vormittags und einen guten Teil des Nachmittags mit Arbeit. Auch der Kardinal kam mehrfach herein, um
dringend zu erledigende Aufgaben anzusprechen. Grillo hatte Recht: Im Vatikan gab es keinen geregelten Feierabend.
    Kurz vor neun Uhr abends erklärte er den Arbeitstag für beendet.
    »Angesichts dessen, dass ich Ihnen den ganzen Tag keine Möglichkeit gegeben habe, sich zu stärken, lade ich Sie zum Abendessen ein. Es ist das Mindeste, was ich tun kann.«
    Er führte ihn in eine Trattoria im Stadtteil Trastevere, in der kaum Touristen verkehrten.
    »Sie wollten mich doch sicher schon den ganzen Tag nach Professor Arnaud fragen«, ermunterte ihn Grillo.
    »Ja. Ich hatte Ihnen ja bereits gesagt, dass ich ihm gern schreiben möchte. Der Tod seines Sohnes muss für ihn ein entsetzlicher Schlag gewesen sein. Der Mann hat mich tief beeindruckt, denn er bezeichnet sich als Agnostiker, spricht aber von Gott, als wäre dieser in seinem Leben ständig gegenwärtig.«
    »Sie werden nicht nur Gelegenheit haben, ihm zu schreiben, sondern ihn zu sprechen, da Sie in absehbarer Zeit nach Paris reisen müssen.«
    »Nach Paris? Ich habe Prüfungen …«
    »Wir werden dafür sorgen, dass sich deren Termine nicht mit dem Ihrer Reise überschneiden. Ich möchte, dass Sie die Burg der d’Amis noch einmal aufsuchen und erneut einen Bericht über die Lage anfertigen. Das hat aber noch mindestens zwei, drei Monate Zeit.«
    »Ich weiß nicht, ob man mich dort empfangen wird …«
    »Auf jeden Fall sollten wir es versuchen. Ich gebe Ihnen Bescheid, wenn es so weit ist.«
     
    Aguirre war nervös. Auf seinen Anruf hin hatte sich Professor Arnaud unverkennbar widerwillig bereit erklärt, ihn zu empfangen. Jetzt fürchtete er die Begegnung mit ihm.
    Ohne sich zur Begrüßung seines Besuchers zu erheben, wies Arnaud auf einen Stuhl. Es fiel dem Priester schwer, in ihm dem Mann zu erkennen, den er vor wenigen Monaten zur Burg des Grafen d’Amis begleitet hatte.
    »Ich danke Ihnen, dass Sie mich empfangen.«
    Reglos und lethargisch saß ihm Arnaud

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