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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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doch selbst gelesen und muss sagen, dass mir der Schlusssatz, ›eines Tages wird jemand das Blut der Unschuldigen rächen‹, unmissverständlich zu sein scheint.«
    »Er drückt Bruder Juliáns Befürchtung aus, dass angesichts so viel vergossenen Blutes jemand auf den Gedanken kommen könne, dass Rache die einzig mögliche Reaktion darauf sei. Ihn quälte sein Gewissen, denn er billigte nicht, was die Kirche tat, fühlte sich aber außerstande, zum Verräter an ihr zu werden.«
    »Genau das aber war er doch in Wirklichkeit«, bemerkte Lucas.
    »Nein. Er hat versucht, seine Treuebeziehungen miteinander in Einklang zu bringen, und ich würde sagen, dass ihm das sogar gelungen ist. Er hat sich nicht von der Kirche losgesagt und ist kein Katharer geworden, sosehr ihm daran lag, dazu beizutragen, dass jene Menschen nicht umkamen, die eine abweichende Vorstellung vom Christentum hatten. Er hat Doña María die Treue gehalten, und zwar nicht nur, weil er ihr dankbar für alles war, was sie für ihn getan hatte, sondern auch, weil er tun wollte, was er dem Hause de Aínsa gegenüber für seine Pflicht hielt.
    Sein Gewissenskonflikt ging auf die Widersprüche seiner Situation zurück. Dieser herzensgute Mensch, dem jegliche Gewalt ein Gräuel war, traf auf einen unbarmherzigen Fanatiker wie Bruder Ferrer. Man darf den letzten Satz der Chronik nicht vom übrigen Leben Bruder Juliáns abtrennen. Auch Professor Arnaud, der uns die Studie über ihn hinterlassen hat, ist zu der Deutung gelangt, dass der Mönch befürchtete, eines Tages könne jemand den Wunsch haben, den Tod dieser vielen
Menschen zu rächen, und aus diesem Grund noch mehr Blut vergießen.«
    »Ich finde, dass Sie diese Chronik ziemlich wohlwollend und einseitig beurteilen.«
    »Keineswegs. Wenn Sie alle Anmerkungen lesen, die Professor Arnaud dazu gemacht hat, werden Sie sehen, dass ich Recht habe. Sie sollten dazu wissen, dass Arnaud weder ein religiöser noch ein gläubiger Mensch war.«
    »Sie haben ihn offenbar sehr gut gekannt«, sagte Panetta. Es klang wie eine Frage
    »Wir sind einander nur zweimal begegnet, doch waren beide Male ganz besondere Gelegenheiten. So unglaublich das klingen mag, bisweilen lernt man einen Menschen, mit dem man nur eine Stunde lang zu tun hatte, besser kennen als einen, den man Tag für Tag sieht.«
     
    Schließlich bestieg Ylena eine U-Bahn und fuhr zur Gare de Lyon. Die Beamten, die ihr folgten, beobachteten, wie sie dort am Schalter eine Fahrkarte kaufte und bar bezahlte.
    »Sie fährt nach Istanbul«, sagte der Angestellte einem der Geheimdienstbeamten, nachdem sich dieser ausgewiesen hatte.
    Von diesem Stand der Dinge informiert gab Panetta die Anweisung, dass mindestens zwei der Beamten ebenfalls in den Zug steigen und die geheimnisvolle Frau nicht aus den Augen lassen sollten.
    »Ich rufe sofort meine Dienststelle in den Staaten an. Wir haben in Istanbul Leute«, sagte Lucas.
    »Tun Sie das. Ich nehme Verbindung mit Hans Wein auf. Wir haben ebenfalls Leute vor Ort, denke aber, dass wir denen Verstärkung schicken sollten.«
    Gerade als er mit dem Leiter des Zentrums über die neueste
Entwicklung sprach, meldete ein auf das Crillon angesetzter Beamter, dass der Graf im Begriff stehe, das Hotel zu verlassen. Panetta gab ihm den Auftrag, ihn ebenfalls zu beschatten. »Folgen Sie ihm überallhin, auch wenn ich nicht annehme, dass er sich mit der Frau treffen wird.«
    Aguirre zündete sich die nächste Zigarette an und sog den giftigen Rauch ein, der ihm in der Kehle brannte. Panetta tat es ihm nach. Mit leisem Murren verließ Lucas den Raum.
     
    Obwohl die Frau genau wusste, dass niemand außer Salim die Nummer ihres Mobiltelefons kannte, fuhr sie doch zusammen, als sie seine Stimme hörte. Noch nie zuvor hatte er sie am Arbeitsplatz angerufen, und das beunruhigte sie.
    »Hast du zu tun?«
    »Ja«, murmelte sie und errötete.
    »Wir müssen uns sehen.«
    »Wann?«
    »Gleich.«
    »Gleich? Wo bist du denn? Ich weiß nicht, ob ich …«
    »Wie lange dauert es noch bis zur Mittagspause?«
    »Eine Viertelstunde. Aber gewöhnlich esse ich hier in der Kantine. Unsere Pause ist nicht lang, eine knappe halbe Stunde. Können wir uns nicht später bei dir treffen? Meine Wohnung wird bestimmt überwacht.«
    »Ich weiß nicht recht … Was machst du nach Feierabend?«
    »Nach Hause gehen.«
    »Du joggst doch sicher noch, oder?«
    »Ja.«
    »Dann tu das, lauf aber diesmal zu dem kleinen Park an der Place du Petit Sablon in der

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