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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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Nachbarschaft. Wir sehen uns da.«
    Sie war erleichtert, als er das Gespräch beendete. Vorsichtig sah sie sich um. Niemand schien herzusehen. Alle im Zentrum taten so, als kümmerten sie sich nicht um die Privatangelegenheiten anderer, doch wusste sie aus Erfahrung, dass jeder bestens über die Kollegen informiert war. In ihrer herausgehobenen Position musste sie jetzt mehr denn je darauf bedacht sein, nicht aufzufallen.
    Niemand fragte sie, warum sie in der Mittagspause kaum etwas aß. Sie bemühte sich, zu Feierabend keine besondere Eile an den Tag zu legen, nahm aber, als es so weit war, sogleich ihre Tasche und verließ das Büro.
    Auf dem Heimweg zwang sie sich, langsam zu gehen. Zu Hause zog sie sich um und wählte den Trainingsanzug aus, der ihr am besten stand. Zwar hatte sie keine große Hoffnung, ihn beeindrucken zu können, wollte es aber zumindest versuchen, und so frischte sie auch ihr Make-up auf. Wie jeden Abend verließ sie das Haus, um in der näheren Umgebung ein wenig zu joggen.
    Sie lief um das schmiedeeiserne Gitter des Parks herum. Um diese Stunde hielten sich gewöhnlich nur wenige Menschen dort auf.
    Sie ließ den Blick suchend umherschweifen und entdeckte Salim schon bald. Er schlenderte scheinbar ziellos umher. Bemüht, sich möglichst natürlich zu verhalten, lief sie auf ihn zu.
    »Es ist höchst gefährlich für dich, herzukommen.«
    »Schon möglich. Aber ich musste dich unbedingt sehen.«
    »Was gibt es denn?«, fragte sie besorgt.
    »Ich möchte, dass wir heiraten.«
    Sie spürte, wie ihr bei diesem Antrag das Blut in den Kopf schoss. Wie konnte er sie heiraten wollen, nachdem er sie in
Rom so sehr erniedrigt hatte, dass sie in ihren Augen weniger als nichts gewesen war?
    »Wieso das?«, fragte sie.
    »Das fragst du noch? Weil ich dich liebe. Was in Rom passiert ist, tut mir leid. Es ist mein Wunsch, dass du dich änderst, so wirst, wie ich bin, doch setze ich dabei voraus, dass du das tust, weil du mich so liebst, wie ich dich liebe.«
    In dem kalten Ton, in dem er das sagte, lag nicht der leiseste Anflug von Zärtlichkeit, doch sie nahm an, er gebe sich große Mühe, Reue zu zeigen.
    »Ich liebe dich, Salim, und natürlich möchte ich dich heiraten.«
    »Dann sollten wir das so schnell wie möglich tun.«
    »Du bist ja verrückt. Du weißt genau, dass das nicht geht! Die Leitung des Zentrums würde dich auf Herz und Nieren überprüfen, und ich wäre dir nicht vom geringsten Nutzen.«
    »Ich bin britischer Staatsbürger. Niemand traut mir eine gesetzwidrige Handlungsweise zu. Wir sollten heiraten. Alles ist bereit. Die Hochzeit findet nächste Woche in Rom statt.«
    »In Rom …« Ihre Stimme klang klagend. Ausgerechnet dort, wo sie den elendesten Tag ihres Lebens durchgemacht, ihn zu verlieren geglaubt hatte, sich gedemütigt und verachtet vorgekommen war.
    »Ja, in Rom. Ich möchte dich für das Vorgefallene entschädigen. Ich umarme dich lieber nicht, weil ich nicht weiß, ob man uns sehen kann, aber du darfst von meiner Liebe überzeugt sein.«
    Sie seufzte erleichtert. Seit sie nach jenem entsetzlichen Wochenende aus Rom zurückgekehrt war, hatte sie nicht schlafen können, und jetzt forderte er sie auf, seine Frau zu werden. Das hätte sie nie zu hoffen gewagt.
    »Ich liebe dich, Salim, ich liebe dich mehr als mein Leben und hätte nie geglaubt, dass ich deine Frau werden könnte. Ich werde aufhören zu sein, wie ich bin, und eine gute Moslemin sein. Ich werde dir folgen, wohin du willst. Ein Leben ohne dich wäre mir unerträglich.«
    »Dann hast du mir also verziehen?«, sagte er und sah sie aufmerksam an.
    »Du kannst mit mir tun, was du willst, Salim.«
    »Gut. Dann sorg dafür, dass du in einer Woche in Rom bist. Nimm dir Urlaub für unsere Flitterwochen.«
    »Soll ich sagen, dass ich heirate?«
    »Das hat Zeit bis nach deiner Rückkehr. Wir werden gemeinsam entscheiden, wie es später weitergeht. Jetzt dürfen wir nur noch an die Hochzeit denken.«
    »Salim, ich möchte aber nicht ins selbe Hotel wie damals«, bat sie.
    »Natürlich nicht. Was hältst du vom Excelsior ?«
    »Ganz gleich welches, nur nicht …«
    »Schon gut. Ich werde es wiedergutmachen. Das verspreche ich dir. Und jetzt geh, lauf, denk an uns beide. Schade, dass ich dich nicht umarmen kann.«
    Ausgelaugt kehrte sie in ihre Wohnung zurück. Warum nur durchflutete sie kein Glücksgefühl? Sie war ganz im Gegenteil von seinem Antrag bedrückt, zweifelte aber keinen Augenblick lang, dass sie ihn annehmen

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