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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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würde. Mit Miriam würde er nach seiner Rückkehr sprechen. Auf keinen Fall war er bereit zuzulassen, dass sie ihr unsinniges Vorhaben wahr machte und nach Deutschland fuhr.

3
    Unterwegs sprach Arnaud mit seinem Sohn über das Telefonat, das er mit dem Metzger Dubois geführt hatte. Tatsächlich hatte sich der Mann als Faschist der übelsten Sorte herausgestellt und Arnaud unpatriotisch genannt, weil er das französische Blut mit dem unreinen Blut einer Jüdin vermischt habe. Daraufhin hatte Arnaud ihn ausgelacht und es sich nicht verkniffen zu erklären, dass er ihn ausgesprochen komisch finde, was die Wut des Mannes noch gesteigert hatte. Nachdem er den Hörer aufgelegt hatte, war Arnaud ein bitterer Geschmack in den Mund gestiegen. Zwar verachtete er Dubois unendlich, konnte aber das Gefühl nicht unterdrücken, dass der Mann möglicherweise gefährlich war.
    Am Bahnhof von Carcassonne wartete bereits ein Wagen und brachte die Besucher zur Burg.
    Graf d’Amis hatte von vornherein darauf bestanden, dass Arnaud zum Abendessen blieb, weil er ihm einige deutsche Fachleute auf dem Gebiet der Literatur des Mittelalters vorstellen wollte.
    Der Butler, der den Wagen am Burgtor erwartete, ließ sich nichts anmerken, als Arnaud erklärte, es sei etwas Unvorhergesehenes eingetreten, weshalb er seinen Sohn nicht allein habe zuhause lassen können, und geleitete die Besucher in den Raum, den Arnaud von seinem ersten Besuch her kannte. Bald darauf trat der Graf zusammen mit seinem Anwalt, Pierre de Saint-Martin ein, der sich damit begnügte, Arnaud mit einem angedeuteten Neigen des Kopfes zu begrüßen. Dem Grafen folgte ein etwa zehnjähriger blonder Junge mit auffällig grünen Augen.
    »Mein Butler hat mir gerade mitgeteilt, dass Sie in Begleitung Ihres Sohnes gekommen sind. Wie ich sehe, ist er schon ein richtiger junger Mann! Sicher möchte er gern die Burg kennenlernen, und so wird mein Sohn Raymond sie ihm zeigen. Selbstverständlich sind Sie beide heute Nacht meine Gäste. Ich hoffe, Sie haben das Nötige mitgebracht.«
    »Ich möchte Ihnen auf keinen Fall zur Last fallen.«
    »Aber ich bitte Sie. Ich lasse Ihr Gepäck aus dem Wagen holen. Später wird man Ihnen dann Ihre Zimmer zeigen. Jetzt aber würde ich gern mit Ihnen über das Ergebnis Ihrer Untersuchung sprechen.«
    Arnaud sah, wie David zusammen mit dem kleinen Raymond den Raum verließ. Unwillkürlich erfasste ihn Unruhe. Eine sonderbare Kälte, die von dem Jungen auszugehen schien, hatte ihn überrascht. Er wirkte wie ein Miniatursoldat, die Karikatur eines Erwachsenen.
    »Nun, Professor«, drängte der Graf.
    Nahezu eine Stunde lang sprach Arnaud ausführlich über das Ergebnis der Laboruntersuchungen an den Pergamenten, die Ansicht seiner Fachkollegen und vor allem darüber, von wie großem Nutzen es wäre, wenn man dies Zeugnis des Mittelalters der Öffentlichkeit zugänglich machen könnte. Wieder hob er hervor, wie wichtig es in diesem Zusammenhang sein könnte, weitere Dokumente hinzuzuziehen.
    Der Graf hörte ungeduldig zu, während der Anwalt völlig teilnahmslos schien, als ginge ihn nichts von dem, was Arnaud sagte, etwas an. Von Zeit zu Zeit gähnte er.
    »Ich werde gern über Ihre Bitte nachdenken. Erwarten Sie aber nicht, dass ich mich sofort entscheide. Für Sie ist diese Chronik lediglich von historischem Wert, für mich und meine Familie aber… liegen die Dinge anders.«
    Arnaud hatte sich bemüht, in d’Amis den Nachfahren jener tatkräftigen Doña María mit ihrem gesunden Menschenverstand und des Ritters Don Juan zu sehen, der auf seinem Stammsitz Aínsa geblieben war und die Dinge klaglos hingenommen hatte, wie sie waren. Auch mit dem leidenschaftlichen Tempelritter Fernando sowie Bruder Julián hatte er ihn verglichen  – sie alle schienen ihm weit menschlicher zu sein als dieser hochmütige Graf, der ihm eher wie eine Operettenfigur als wie ein Mann von wahrem Adel vorkam.
    »Das Angebot meiner Universität ist großzügig«, betonte er. »Gewiss. Wir sollten später darüber reden. Jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich muss mich meinen anderen Gästen widmen. Wir essen um sieben. Bis dahin können Sie sich ein wenig ausruhen. Ich nehme an, dass mein Junge mit Ihrem Sohn zu den Stallungen gegangen ist. Ich begeistere mich für Pferde und führe alle Besucher dorthin. Wir haben einige wirklich bemerkenswerte Tiere.«
     
    »Ist es dir sehr langweilig?«, fragte Arnaud seinen Sohn, während er ihm die Krawatte band.
    »Komische

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