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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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wir nach Pavia oder Genua gehen, weil wir wissen, dass der dortige Adel den Guten Christen wohl will.
    Sofern Ihr uns aufnehmt, werden wir Euch keinerlei Schwierigkeiten bereiten. Ihr wisst ja bereits, dass wir den Anschein wahren, getreue Glieder der Kirche zu sein, und so werden wir mit Euch und meiner Schwester sowie ihren Kindern, die ich so gern kennenlernen möchte, zur Messfeier gehen …«
     
    Im nächsten Brief berichtete Doña Marian ihrem Vater vom Tode des Grafen Raimond von Toulouse und teilte ihm mit, dass sie nach Aínsa aufgebrochen sei.
     
    »Innig geliebter Vater, unser guter Graf Raimond ist seiner leiblichen Hülle ledig und ruht auf alle Zeiten in Fontevrault, an der Seite seiner Mutter Jeanne, seines Onkels Richard und seiner Großeltern Henri und Léonore.
    Vermutlich ist Euch bekannt, dass er in Millau am Fieber erkrankt ist, als seine Gesundheit schon von zahlreichen Leiden untergraben war.
    Ihn beerben seine Tochter Jeanne und deren Gemahl, Graf Alfons von Poitiers, denen Gott bisher noch keine Kinder geschenkt hat.
    Mein Gemahl Bertrand ist überzeugt, dass ich bei Euch in größerer Sicherheit wäre, und daher würde ich Euch danken, wenn Ihr mir gestattet, mit meinen Kindern zu Euch zu kommen, bis sich die Dinge geklärt haben.
    Ich hoffe, Euch nicht zur Last zu fallen und meinen Aufenthalt nicht über Gebühr ausdehnen zu müssen. Da ich meinen Gemahl liebe, wie Ihr wisst, betrübt mich die Trennung von ihm …«
     
    Das eigentliche Juwel aber war der Brief, den Doña Marian an Bruder Julián geschrieben hatte, kurz nachdem sie die väterliche Burg wieder verlassen hatte, auf der sie einige Monate lang mit ihren Kindern zu Gast gewesen war.
    Dem Ton des Schreibens ließ sich unschwer entnehmen, dass die beiden häufig miteinander gesprochen haben mussten.
    Doña Marian war wohl Ende 1249 oder Anfang 1250, jedenfalls wenige Monate nach dem Tod des Grafen von Toulouse, auf Aínsa eingetroffen, was ihr die Möglichkeit gegeben hatte, sich von ihrem bereits leidenden Vater zu verabschieden.
     
    »Mein guter Bruder, wie sonderbar, dass ich Euch so nenne, wenn ich bedenke, dass die Mönche in meinem Leben und dem meiner Angehörigen eine Quelle beständigen Unglücks waren. Doch ich habe in den vergangenen Monaten auf dem Besitz unserer Familie erfahren, warum meine Mutter Euch so sehr vertraut hat. Auch wenn Euch das empören mag, Ihr seid ein Guter Christ, obwohl Ihr irrigerweise glaubt, dass Jesus in Gestalt des Kruzifixes, dieses Marterwerkzeugs, gegenwärtig sei. Doch soll dieser Brief keine Verlängerung der Gespräche sein, die wir geführt haben, wohl aber möchte ich Euch für Eure Güte danken. Ihr habt meinen Vater in seinen letzten Tagen getröstet und seid meiner Schwester Marta mit ihren beiden Kindern eine große Hilfe.
    Da ich nicht annehme, dass wir einander noch einmal sehen werden, möchte ich erneut bekräftigen, dass die Verpflichtung, die Ihr meiner Mutter Doña María gegenüber auf Euch genommen habt, ihre Erfüllung findet. Eines Tages wird Eure Chronik ans Licht kommen, und die Menschen werden erfahren, welch großes Unrecht der König und der Papst auf sich geladen haben.
    Wisset, dass meine Kinder bereits über das unterrichtet sind, was in jenen Jahren vorgefallen ist und sie sich zum wahren Glauben bekennen. Allerdings hüten sie sich, ihn offen zu zeigen, so dass sie Euch damit keine Schwierigkeiten bereiten werden. Sie träumen von dem Tag, an dem sie das Blut der Unschuldigen rächen können. Sofern das nicht ihnen selbst vergönnt ist, werden ihre Kinder oder deren Kinder es tun. Auf jeden Fall wird die Familie d’Amis das vergossene Blut eines Tages rächen, denn erst dann werden die Seelen der Unschuldigen den ewigen Frieden finden …«

13

Nordspanien, 1946
    Wie einen wertvollen Schatz hütete Arnaud die Abschriften des Briefwechsels von Doña Marian, die nach einiger Zeit zu ihrem Gemahl zurückgekehrt war, soweit er hatte feststellen können. Dieser war inzwischen treuer Vasall des Grafen Alfons von Poitiers, der Jeanne, Graf Raimonds einzige Tochter, geheiratet hatte.
    Ganz offenkundig ließen sich Bertrand d’Amis und Marian durch ihren Glauben nicht daran hindern, leben zu wollen, denn obwohl es die Katharer ganz allgemein gar nicht hatten abwarten können, diese schnöde Welt verlassen zu dürfen, um der lästigen irdischen Hülle ledig zu sein, schienen diese beiden
Edelleute andere Ziele verfolgt zu haben, denn sie erreichten ein hohes

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