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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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betrübt.
    »Ja, so kann man es sagen. Du wendest dich der Zukunft zu, und ich flüchte mich in die Vergangenheit. Das ist nicht die schlechteste Lösung, mein Junge. Während du fortgehst, werde ich Bruder Julián begegnen.«

12
    »… Es ermangelt uns an Frömmigkeit, gerade uns, die wir ein Beispiel geben müssten. Doch Bruder Ferrer leuchtet der Grimm aus den Augen. In der festen Überzeugung, dass nur das Feuer zu reinigen vermag, was die Irrgläubigen berührt haben, hat er angeordnet, dass auf Montségur alles verbrannt wird, um den durch die Anwesenheit dieser Menschen besudelten Ort zu reinigen. Alles muss brennen, bis nur noch die kahlen Mauern stehen.
    ›Nichts als das Feuer vermag diese Steine zu reinigen‹, hat er ausgerufen.
    Weder weiß ich, wie viele Tage vergangen sind, seit wir Montségur verlassen haben, noch, wie viele Aussagen von Irrgläubigen wir niedergeschrieben haben, die bereit waren, zum Verräter an den eigenen Kindern, Eltern, Geschwistern und Nachbarn zu werden, nur um das nackte Leben zu retten. Wo sind die Märtyrer von Montségur? Was ist mit ihrem Vorbild?
    Jetzt, da kein Entsatzheer kommen wird, sie zu befreien,
sind die einst so tapferen Männer und Frauen, die sich als Gute Christen bezeichnen ließen, nur noch verschreckte Menschen.
    Ich gestehe, dass sie mich nicht mehr so sehr beeindrucken wie zuvor, als ich sie insgeheim geachtet und bewundert habe, weil sie unbeirrt an ihrer Überzeugung festhielten. Inzwischen weiß ich, dass sie nicht anders sind als ich. Auch sie haben Angst, und ich verachte sie genauso wie mich.
    Es wäre eine Lüge, wollte ich sagen, alle seien schwach geworden, doch standgehalten haben nur die Wenigsten. Ich möchte mir lieber nicht vorstellen, wie sehr Doña María gelitten hätte, wenn sie Zeugin der Schwäche so vieler geworden wäre.
    Ob in Carcassonne, Limoux, Bram und Lagrasse – allenthalben war es dasselbe. Kaum sind wir eingetroffen, können sie es nicht erwarten, über die anderen zu reden, um die eigene Haut zu retten.
    Und ich, Herr, bin immer noch krank, und die Kräuter des Templers Armand verschaffen mir keine Erleichterung. Ich habe Euch bereits in meinem vorigen Schreiben erklärt, dass Don Fernandos Waffengefährte als großer Heilkundiger galt, und ich bekräftige, dass sich seine Kräuter bei mir bisher bewährt haben. Vielleicht verwirrt mir der Geruch nach verbranntem Fleisch die Sinne und verschließt mir den Magen, vielleicht ist es auch der Geruch der Angst jener Unglücklichen, die ihre Verfehlungen vor mir bekennen. Ich bete zu Gott, dass dieser Brief in Eure Hände gelangt, denn ich zittere bei dem Gedanken, er könnte in die meiner Feinde fallen. Bruder Ferrer würde mich sogleich den Flammen der Hölle überantworten, und nicht einmal der gute Bruder Péire würde meinen Verrat verzeihen.
    Ich habe geschrieben, dass ich jede Vorstellung von Zeit verloren habe, und so ist es auch. Doch da ich spüre, dass die
Krankheit voranschreitet, möchte ich Euch um eine Gnade bitten, auch wenn ich sie nicht verdiene. Ihr habt mich nie als Euren Sohn betrachtet, doch ich bin es, so sehr dieser Gedanke Euch auch widerstreben mag. Daher wage ich Euch zu bitten, dass Ihr mich in Aínsa begraben lasst. Ich spüre, dass sich mein Leben dem Ende zuneigt, und so werde ich bald um die Erlaubnis einkommen, Euch zu besuchen.
    Ich möchte, dass mich die Erde deckt, auf der ich geboren wurde. Ich bitte Euch sehr, lasst mich wie einen de Aínsa beerdigen, Bastard, gewiss, aber Blut von Eurem Blut.
    Vergebt mir meinen Fieberwahn, von dem mein Kopf glüht und der in meinen Eingeweiden tobt. Ich träume von dem kühlen Wasser, das aus unserer Quelle fließt, wie auch von den frischen Vormittagen, an denen ich zur Scheune lief, um zu erledigen, was Ihr mir aufgetragen hattet.
    Ja, ich werde Bruder Ferrer bitten, dass er mich gehen lässt, damit ich mich von Euch verabschieden und in Frieden dahinscheiden kann. Gebe Gott, dass der Inquisitor wegen meiner Krankheit Mitleid mit mir hat und er mir die Reise gestattet.
    Wisst Ihr, Don Juan, dass mir die Toten zu jeder Stunde des Tages erscheinen und ihre Gebete sich in meinem Kopf miteinander vermischen?
    Ich sehe ihre gequälten Gesichter, sehe, wie ihre verkrampften und vom Feuer zerstörten Finger auf mich weisen und von mir Gerechtigkeit fordern. Aber nicht ich bin imstande, ihnen Gerechtigkeit zukommen zu lassen. Da Doña María das sehr wohl bewusst war, hat sie mich so sehr gedrängt, die

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