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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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Es handele sich um absurde und unzutreffende Schlussfolgerungen, es gebe dort keinen Schatz, und der Gral existiere nicht. Diese Beteiligung an der Arbeit der Gruppen, wenn Sie es so nennen wollen, war der geringe Tribut, den ich dafür leisten musste, dass er uns den Zugang zu seinem Familienarchiv gestattete. Allerdings kann ich bestätigen, dass die Leute den Nazis nahestanden, ganz wie Sie anfangs gesagt haben.« Dabei sah er zu den Klerikern hin. »Ehrlich gesagt habe ich nie besonders auf sie geachtet. Ich konnte sie ebensowenig leiden wie den Grafen. Mein einziges Interesse bestand darin, Hintergründe zur Chronik des Dominikanermönchs zu finden. Da Sie das Ergebnis
meiner Untersuchungen gelesen haben, wie ich den Worten des Herrn Dekan habe entnehmen können, dürften Sie in dieser Hinsicht auch keinen Zweifel hegen.«
    »Es wäre uns recht, wenn Sie uns alles berichten könnten, was Sie über diese Gruppen wissen, und auch, was der Graf in Wahrheit gesucht hat«, sagte Nevers.
    »Es ging wie schon gesagt um den Katharerschatz. Sicherlich ist Ihnen bekannt, dass im vorigen Jahrhundert ein Geistlicher der Reformierten Kirche namens Napoléon Peyrat ein dreibändiges Werk über die Geschichte der Albigenser und die Inquisition verfasst hat, die er allerdings mit allerlei Märchen, Legenden und Mythen verwoben hat … Ganz wie Otto Rahn war er ein begabter Erzähler. Dieses Werk hat in den Köpfen mancher Menschen verstiegene nationalistische Vorstellungen von einem verlorengegangenen Land Languedoc hervorgerufen und ganz allgemein dafür gesorgt, dass das Thema in Mode kam. Darüber hinaus haben allerlei esoterische und okkultistische Schriften andere Berichte über die Katharer und das Languedoc verbreitet. Ein gewisser Maurice Magret, der vor dem Krieg eine große Gefolgschaft hatte, hat in seinem Werk mit dem Titel Die neuen Magier den Katharern ein ausschließlich auf Hirngespinste gestütztes Kapitel gewidmet, womit er sicherlich viel zu dieser Mode beigetragen hat.«
    »Und was hat all das mit dem Grafen d’Amis zu tun?«, hakte Grillo nach.
    »Er ist Nachfahre einer in Montségur verbrannten Vollendeten , und seine Familie hat Bruder Juliáns Chronik unter größter Geheimhaltung rund zwei Dutzend Generationen lang vom Vater auf den Sohn weitergegeben. Wäre sie seinerzeit der Inquisition in die Hände gefallen, hätte man alle Angehörigen jener Familie auf dem Scheiterhaufen verbrannt, einschließlich
des Verfassers, auch wenn dieser Dominikaner war. Bei meinen Gesprächen mit dem Grafen hat sich gezeigt, dass er von einem unabhängigen Languedoc träumt, und so darf man wohl vermuten, dass seine Hinneigung zu Deutschland auf seine negative Haltung Frankreich gegenüber zurückgeht, das, wie er betont, sein Gebiet, nämlich das Languedoc, annektiert habe. Wie Sie sehen, gibt es Menschen, die nicht bereit sind, die Geschichte als Faktum hinzunehmen. In ihren Augen haben Prozesse, die über die Jahrhunderte hinweg stattgefunden haben, nicht die geringste Bedeutung. Der Graf träumt von einem unabhängigen Languedoc und hegt überdies keine großen Sympathien für die katholische Kirche. Jedenfalls habe ich das seinen Äußerungen und seinen Worten entnommen. Mir gegenüber hat er sich über diese Themen aber nie expressis verbis geäußert.«
    »Ist das alles?«, fragte Grillo.
    »Ja. Mehr kann ich Ihnen dazu nicht sagen, weil ich mehr nicht weiß. Übrigens kennen auch unser Dekan und weitere Angehörige der Universität den Grafen, dem wir erst vor kurzem das Ergebnis meiner Arbeit offiziell übergeben haben. Ich kann mir vorstellen, dass er damit nicht besonders zufrieden ist und sich mehr erwartet hat, doch hat er darüber nie etwas gesagt. Ob nach wie vor Leute in seinem Auftrag im Languedoc herumgraben, entzieht sich meiner Kenntnis, und ich muss ehrlich gestehen, dass ich mir darüber auch nicht den Kopf zerbrochen habe.«
    »Man hört gerüchteweise, dass er etwas ganz Besonderes entdeckt hat«, meldete sich Nevers zu Wort.
    »Und was soll das sein?«, fragte Arnaud neugierig.
    »Das wissen wir nicht, würden es aber gern erfahren«, erklärte Grillo. »Möglicherweise ist Ihnen nicht bekannt, dass
es während des Krieges immer wieder hieß, Heinrich Himmler fördere persönlich die Ausgrabungen von Montségur, und seine Beauftragten hätten Kontakt mit einigen Angehörigen der Arbeitsgruppen des Grafen. Es heißt sogar, so unglaublich das klingt, der Chefideologe der Nazis, Alfred Rosenberg,

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